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TECHNIK, TIPPS UND TRICKS ZU OLIVENANBAU, OLIVENPFLEGE, WINTERSCHUTZ UND SORTENWAHL



SEITENINHALT: Vorspann - Pflanzzeit und Pflanzort - Pflanzloch - Setzposition - Plantation en butte - Stützpfahl - Befestigung - Drahtrahmen - Schnitt - Erziehungsformen - Pfropfung - Züchtung/Vermehrung - Abmoosen und Absenken - Bodenpflege - Wiesenanlage - Mähen - Kompost - Mulchring - Düngung - Wässerung - Pflanzenschutz  - Gerätschaften - Elektrogeräte - Bodenwühler allgemein - Feldmäuse und Spitzmäuse - Schermäuse - Schermausfallen - Engerlinge - Wildschäden - Fege- und Verbissschäden verhindern - Winterproblematik - Winterschutz allgemein - Passiver Frostschutz - Schirmbäume - Thermofolie/Luftpolsterfolie - Vlieshüllen - Vliesiglu - Vliestunnel - Schutzzelt - Laubkörbe - Akute Frostschutzmaßnahmen - Heizung - Kerzen/Schwimmlicht - Vernebeln/Verräucher - Sortenportraits Italien - Sorten sonstige - Standortanpassung - Fehlervermeidung



Hier geht es nicht um Traktoren, Erntemaschinen und Spritzdüsen. Mit "Technik" ist hier das gemeint, was der altgriechische Begriff "τέχνη" umfasste, also Handwerk, Kunstfertigkeit, Herstellungsvermögen. Und zwar in einer ganz persönlichen Auswahl, nicht als umfassende Einführung in den Olivenanbau. Ich bin bei der Anlage und Pflege meines Olivenhains auf viele Probleme gestoßen, die in den traditionellen Olivenanbaugebieten und bei konventionellem Anbau in Massenkulturen nicht oder doch nicht so nachdrücklich auftreten. Mit dem unvoreingenommenen Blick des Neulings und Dilettanten habe ich teilweise eigene Lösungen entwickelt oder bestehende Gepflogenheiten neu bewertet. Ich stelle dies hier als Anregungen und Beispiele vor. Insgeheim träume ich natürlich von der Entdeckung oder Selektion bzw. Züchtung einer Olivensorte, die in hiesigen Weinbauklimata mit geringen winterlichen Schutzmaßnahmen bei weiterer Klimaerwärmung gedeihen kann. Fünf Entwicklungsziele sind dabei maßgeblich: Feuchtigkeitstoleranz, Pilzwiderstand, erhöhte Froststabilität, schneller Aufbau des pflanzeneigenen Frostschutzes, langsamer Abbau des pflanzeneigenen Frostschutzes. Die ersten drei Eigenschaften sind bereits bei einzelnen etablierten Selektionen oder Züchtungen insbesondere aus Nord- und Mittelitalien, Istrien und der Provence vorhanden. Das Hauptproblem für unsere Lagen dürfte sein, dass Oliven ihren eigenen Frostschutz nur langsam aufbauen, jedoch sehr rasch bei einiger Wärme (Sonne oder Heizung) wieder verlieren. Ein weiteres Problem ergibt sich durch die wohl zunehmenden regnerisch-feuchten Wetterlagen im Winterhalbjahr. Die schaffen auch für feuchtigkeitstolerante Sorten kaum überwindbare Schwierigkeiten, die nach meiner Einschätzung Feuchtigkeitsschutz im Winter wichtiger machen als Frostschutz. Wobei die eigentliche Problemlage entsteht durch die Verknüpfung von Feuchtigkeit mit Frost bei alternierenden Wetterlagen.

Wenn Sie vertiefende Angaben, Hintergründe, Handbücher, Fachliteratur suchen und weiter einsteigen wollen in die Geschichte und Gegenwart des Olivenanbaus in Europa und weltweit, in Sortencharakteristika, Untersuchungen zur Frosttoleranz verschiedener Olivensorten, in die Klimageschichte und Klimagegenwart, in Kulinarik und Pharmazeutik der Olive finden Sie hier auf einer weiteren Seite meines Oliven-Angebots thematisch geordnet und mit detaillierten Beschreibungen ca. 230 Literaturtipps, Links, PDFs:

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PFLANZZEIT UND PFLANZORT

In Olivenanbauländern wird im Spätjahr/Winter gepflanzt, wenn der Gießbedarf der Jungpflanzen am geringsten ist. Daher haben die italienischen Baumschulen (die am ehesten für Deutschland in Frage kommen wegen ihrer Auswahl, Qualität und Versandmöglichkeiten) im Spätjahr die beste Auswahl. Wer ein Gewächshaus hat, um die Pflanzen dort erstmal zu überwintern, sollte daher im September, spätestens Anfang Oktober bestellen. Danach geht die Auswahl schon wieder zurück, da auch die Einheimischen einkaufen. Außerdem könnten die Pflanzen im Winter auf dem Transport Frost abbekommen.

Gepflanzt werden sollte bei uns jedoch erst im Frühjahr, damit die jungen Pflanzen das Sommerhalbjahr haben, um für ihren ersten Winter Kräfte zu sammeln und sich an den Standort anzupassen. Dann muss allerdings auf Gießen geachtet werden, damit die Pflanzen sich gut entwickeln können und nicht vertrocknen im ersten Sommer. Ich kenne auch Pflanzungen bei uns im September, die gut überstanden haben - allerdings ist das dann doch eher Glücksache.

Als Pflanzort sollte ein Südhang gewählt werden, wenn möglich in windgeschützter Lage, zwischen Wäldern oder höheren Hügeln oder in einer Muldenlage. Das reduziert den Chilling-Effekt bei Winden im Winter und bewahrt den eventuell notwendigen Winterschutz davor, davongeweht zu werden - und uns vor dem wiederholten Neuaufbau des Winterschutzes.

Es gibt nur wenige Olivensorten, die mit kalkhaltigen, stark basischen Böden zurecht kommen. Viele lieben es leicht sauer. Der Boden sollte auch nicht zu fest und gut durchlässig sein. Bei Bedarf also den vorhandenen Boden gut mit Humus, Sand und Steinbrocken durchmischen.

In Olivenanbauländern beträgt der Pflanzabstand 6 Meter. Bäume, die so viel Platz benötigen, werden sich bei uns eher nicht entwickeln. Außerdem ist mit Ausfällen und damit Lücken zu rechnen. Ein engerer Pflanzabstand hält Wärme im Winterhalbjahr besser im Hain. Auch ist Frostschutz besser zu leisten. Ich habe mich für 3 Meter Pflanzabstand entschieden.

"High Density Planting" ist inzwischen auch in Nord- und Mittelitalien und in Frankreich zum Thema geworden - allerdings überwiegend aus ökonomischen Gründen, um den Pflege- und Ernteaufwand zu reduzieren.




PFLANZLOCH

Themen: Feuchtigkeit Trockenheit Bodenfrost Dauerfrost Bodenverfestigung Wühlmäuse Schermäuse Engerlinge

Das Pflanzloch sollte mit mindestens 1 Meter Durchmesser ausgehoben werden um bei Maikäferproblem Engerlinge auszulesen, Schermäuse fernzuhalten und den Boden für die feinen Olivenwurzeln vorzubereiten. Bei festeren Böden sind 2 Meter Durchmesser in den oberen 30 Zentimetern zu empfehlen. Manche Olivensorten (Aglandaou v.a.) entwickeln enorme Wurzelsysteme weit über den Kronenumfang hinaus! Die ausgehobene Erde mit verrottetem Pflanzenmaterial und eventuell Sand/Tongranulat (bei festem Boden) durchmischen am Rand und nach unten um Bodenfrost zu reduzieren und die Feuchtigkeitsregulation zu verbessern. Keinen aktiven Kompost in Wurzelnähe bringen (viel CO2 im Boden kann zu Chlorose/Blattvergilbung führen)! Nicht einschlämmen nach dem Setzen (Bodenverdichtung)! Mulchen mit Abstand zum Stamm (um Feuchtigkeit zu halten) und leicht gießen - am Besten mit Weidenrinde-Ansatz, der das Verwurzeln fördert. Die ideale Hochgewachsene Wurzeln SeggianesePosition für Olivenbäume ist ein Südwesthang mit Wald in Kammlage gegen Norden und Osten. In jedem Fall sollte der Baum nach Süden und Westen unbeschattet stehen. Gegen starken Wind sollte er auch geschützt sein.

Den Jungbaum eventuell (bei Austrocknungsgefahr) in eine etwa 10 Zentimeter tiefe Mulde setzen - das reduziert im Winter auch den Bodenfrost im stammnahen Wurzelbereich, wenn die Mulde aufgefüllt wird, z.B. mit Tongranulat oder grobem Mulch - keinen frischen Grasschnitt verwenden! Aber: Der Stamm darf dabei nicht im unteren Bereich mit Erde zugeschwemmt werden. Von Erdreich bedeckte junge Stammteile werden gerne von Insekten angeknabbert. Und ein Teil der Olivenwurzeln sucht die Nähe zur Erdoberfläche (s. Abbildung links, linker Wurzelbereich nach oben gewachsen in den Muldenrand) - was darauf hindeutet, dass Oliven eher aufsitzend als zu tief gesetzt werden sollten. In jedem Falle muss die Mulde also einen ausreichend großen Durchmesser haben - mind. 80 Zentimeter - und regelmäßig gepflegt werden!

Pro Mulde: Feuchtigkeit kann sich in trockenen Sommern (von denen wir wohl immer mehr bekommen!) besser halten. Im Winter sind Wurzeln und Stamm besser zu schützen mit Füllmaterial.
Conta Mulde: Fraßinsektennest. Gefahr des Einschlämmens beim Gießen, Nässestau. Wurzeln wachsen nach oben. Bei fehlender Bodenabdeckung im Winterhalbjahr Kältenest. Feuchtigkeitsnest im Winterhalbjahr.

TIPP: Das Absetzen der Pflanze berücksichtigen. In der Regel entsteht bei ebenerdiger Setzposition in der Folgezeit von selbst eine leichte Mulde. Bei Muldenanlage im jungen Pflanzalter sollte die Mulde mindestens 80 Zentimeter Durchmesser haben, um Nässestau am Stamm und ein Hochwachsen der Wurzeln am Muldenrand zu vermeiden.




ERHÖHTE SETZPOSITION

Ehrwürdige Solitäre von Olivenbäumen werden in Deutschland häufig auf "Hügelungen" gepflanzt. Begründet wird dies entweder mit ästhetischen Argumenten oder mit der höheren Sonneneinstrahlung, die so den Wurzelbereich erreiche. Die berühmten Olivenhainbilder van Goghs von 1889/90 (gemalt während seines Sanatoriumsaufenthaltes in Saint Rémy) scheinen genau diese Pflanzweise zu zeigen. Pflanzung auf Erhöhung ist auch in Spanien verbreitet. In Griechenland und Albanien sind plateauartig erhöhte Pflanzpositionen bisweilen gar mit Steinmäuerchen eingefasst, die wärmeregulierend wirken und ein Austrocknen des Hügels verhindern.

Aus jüngeren französischen Olivenhainen kenne ich kleinere Hügelungen, die denen auf van Goghs Bildern entsprechen. Ein französischer Olivenexperte, den ich dazu befragte und der am Projekt "Olea 2020" beteiligt ist, hat mir mitgeteilt, dass solche Hügelungen ("monticules") nach den Frostschäden von 1956 angelegt wurden, um unerwünschte Bodenaustriebe zu unterdrücken, nachdem sich ein neuer als Stamm brauchbarer Austrieb entwickelt hat. Allerdings wird in Frankreich besonders in kühlen Lagen auch gezielt eine Pflanzung auf kleinen Hügeln vorgenommen, die "Plantation en butte" (s.u.). Teilweise mit hohem Steineanteil im Hügel.

Für erhöhte Pflanzpositionen spricht, dass die Süd-Ost-West-"Hänge" des Hügels tagsüber bei Sonne stärker erwärmt werden. Zudem stehen die Pflanzen bei "Kälteseen" am Boden über der kältesten Schicht. Nach meinen Erfahrungen mit Setzmulden gehe ich auch davon aus, dass Hügelungen die Wurzen dazu anhalten, stärker in die Tiefe zu wachsen. Dies berichtete mir auch ein älterer Olivenbauer in Seggiano. Ein weiterer positiver Effekte könnte sein, dass Mäuse hier besser kontrolliert werden können.

Pro erhöhte Position: Wasser kann bei Dauerregen besser abfließen, die Pflanzen sitzen nicht zu feucht und Sonnenwärme kann eine größere Bodenoberfläche erreichen. Wurzeln gehen besser in die Tiefe.

Contra erhöhte Position: Die Erhöhung bedingt im Winter bei Dauerfrost ein stärkeres Durchfrieren des Bodens, wenn die "Hügel" nicht gut geschützt, isoliert werden. Der Schutz verhindert anschließend wieder die Bodenaufwärmung durch die Sonne. Hügel können leichter austrocknen. Hügel werden gerne von Mäusen besiedelt.

TIPP: Hügelungen im Winter angemessen gegen tiefen Bodenfrost schützen und diesen Schutz bei Erwärmung wieder entfernen! Auf Feuchtigkeitshaushalt achten!



PLANTATION EN BUTTE/SUR BUTTE

"Buttes", auch "monticules" genannt, "Hügel", sind in Frankreich weit verbreitet im Olivenanbau. Gemeint sind damit kleine Aufschüttungen/Anschüttungen, auf denen/in denen der Olivenbaum steht. Bei alten Bäumen sind diese Hügel zumeist verdrängt durch kegelförmig ausgebreitetes Wurzelwerk und abgespült vom Regen. Historisch sind sie spätestens seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlich, das zeigen Van Goghs Olivenhainbilder aus Saint Rémy vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Bei meinen Recherchen in Frankreich zu den "buttes"/"monticules" habe ich zwei grundsätzlich zu unterscheidende "Bauweisen" der Oliven-Monticules gefunden, die Pflanzung der Olive auf einen kleinen Hügel, eine Aufschüttung (teilweise mit hohem Steinanteil), und die niveaugleiche Pflanzung der Olive mit anschließender (sukzessiver) Anschüttung. Beide sind sehr schön zu studieren in der Umgebung von Nyons, einem der namhaftesten Olivenanbaugebiete Frankreichs.

Die "plantation en butte" wird in feuchten Regionen oder bei wenig durchlässigem Erdreich empfohlen, um die Wurzeln vor allem im Winterhalbjahr trocken zu halten, vor Staunässe und Frost zu bewahren. Nordöstlich von Nyons, bei Villepertrix, habe ich eine Neuanlage gesehen, bei der die vor Pflanzung aufgeschütteten Hügel ca. 30 Zentimeter hoch waren. Anschüttungen dienen weniger dem Feuchtigkeitshaushalt. Sie sollen vorwiegend Frost fernhalten, Wärme anziehen/halten und die Neubildung von Wurzeln aus der Stammbasis fördern. Unmittelbar anschaulich istPlantation en butte -
              Anschüttung dies in einem Olivenhain unterhalb von Chateauriant südwestlich von Nyons zu sehen (s. Abbildung).

Daneben hat wohl jeder Olivenbauer in Frankreich seine eigene Familientradition und Theorie zum Umgang mit den Buttes. Gesehen habe ich u.a. das Ansammeln von Steinen um Olivenbäume (als Wärmespeicher); den Ersatz erodierter Hügel durch das Ausspachteln der Zwischenräume freiliegender Luftwurzeln mit einem Lehm-Steine-Gemisch; alte Bäume, die offensichtlich auf einen größeren Stein mit angeschüttetem Erdreich gepflanzt wurden vor langer Zeit, die diesen Stein mit ihren inzwischen freiliegenden Wurzeln umwachsen haben.

Im voll mechanisierten Olivenanbau ist zunehmend auch die Anlage länglicher Aufschüttungen zu finden, in denen aufgereiht dann die jungen Oliven stehen. Schön ist das nicht, es macht den Olivenhain vollends zur Plantage. Diese Anlageform führt auch dazu, dass die Bäume seitlich Wurzeln in die Aufschüttung hinein entwickeln, die instabil und gefährdet sind.

Zusammenfassend wurden mir von französischen Fachleuten folgende Zwecke genannt, denen "buttes" im Olivenanbau dienen sollen:

1. Die Entwicklung eines starken Wurzelwerkes fördern. (Aufschüttung und Anschüttung)
2. Schutz der Wurzeln vor Feuchtigkeit, v.a. im Winterhalbjahr. (Aufschüttung)
3. Schutz vor Bodenfrost. (Aufschüttung)
4. Frostschutz für die Stammbasis. (Anschüttung)
5. Boden- und Unterlagenaustriebe unterdrücken. (Anschüttung)
6. Ein aufrechtes Wachstum fördern. (Anschüttung)

Gute Anleitungen mit Grafiken finden sich über die Bildersuche von Google mit der Suchwortfolge "sur butte olivier".

TIPP: Die Hügel bergen die Gefahr, auszutrocknen - was für junge Pflanzen fatal werden kann. Daher oben auf jeden Fall einen Gießwulst bauen (Typus Vulkankrater), eventuell auch bei Hügellage auf der hangoberen Seite einen kleinen Graben ziehen, in welchem sich abfließendes Wasser sammeln kann. Nach Süden mit Mulch abdecken in den ersten Jahren gegen Austrocknung. Beim Anlegen auf Steinfreiheit achten dort wo der Pfahl rein soll. Pflanzung nur mit Drahtkorb bei Mäusedruck!

WARNUNG: Die frisch aufgeschütteten Hügel locken auch Mäuse an, die sich über die Wurzeln hermachen. Bei mir ist das 2021 leider bei den Neupflanzungen geschehen! Mulchen nur in großem Abstand, eventuell Mäusesperre (Drahtgitter) um die Wurzeln hüllen oder Steinbarrieren (an Pfahl denken!) anlegen.


STÜTZPFAHL

Themen: Wind Winterschutz

Oliven sind sehr elastisch und benötigen bei Stammerziehung über viele Jahre eine Stütze. In windigen Lagen sollte mit klaren Überlegungen der Stützpfahl nach Westen oder Osten (abhängig von Haltesystem, Windverhältnissen und Winterschutzplanung) ausgericht werden. Vor dem Setzen des Pfahls daran denken, den von der Pflanzung gelockerten Boden an dieser Stelle wieder zu verdichten!

Wenn im Winter ein individueller Schutz um die Pflanze angebracht werden soll, empfiehlt sich ein Pfahl von mindestens 2 Meter Höhe - allerdings bringt diese Höhe in windigen Lagen dann echte Probleme mit dem Winterschutz. Die Wahl des Pfahles (Stärke und Höhe) sowie die Setzpostion müssen unbedingt auf den geplanten Winterschutz abgestimmt werden. Bei der Einschlagtiefe ist zu berücksichtigen, welche Belastung der Pfahl mit dem angebrachten Schutz im Winterhalbjahr etwa durch Winddruck zu tragen hat! Der Abstand des Pfahls zum Baum sollte groß genug sein, damit nicht ständig Zweige/Äste am Pfahl reiben bei Wind. Eventuell muss im Winter ein umgedrückter Pfahl neu positioniert werden, auch daran ist zu denken in der Setzplanung. Das ist mit engen Abständen kaum ohne Wurzel- oder gar Stammschädigung zu bewältigen. Ein weiteres Argument für größeren Abstand des Pfahles zum Stamm: Bei notwendiger Neupflanzung nach erheblichem Frostschaden kann der Pfahl stehen bleiben und muss nicht neu positioniert werden.

Stützpfähle können auch Raubvögeln als Sitze dienen, um nach Mäusen am Boden Ausschau zu halten oder diese zumindest nervös zu machen, damit die Nager sich im Gelände nicht allzu sehr breit machen. Allerdings muss der Bewuchs dann einigermaßen kurz gehalten werden, sonst haben die Greifer schlechte Fangchancen.

Wer es professioneller angehen möchte, wird einen Dreibock wählen. Das bedeutet mehr finanziellen und zeitlichen Aufwand, ist allerdings dauerhafter, bietet bessere Befestigungsmöglichkeiten für die Pflanze, das Gerüst für einen stabileren Winterschutz und besseren Schutz gegen Rehwild. Die Pflege der Baumscheibe wird allerdings aufwendiger. Und bei Umstellung auf Buscherziehung muss der Dreibock wieder aufwendig entfernt werden und belastet als Müll.

Da Stützpfähle wegen des Winterschutzes (Vlieshüllen) dauerhaft notwendig sind, sollte auch über den Einsatz von verrottungssicheren Kunststoffpfählen nachgedacht werden. Da gibt es ja inzwischen Angebote aus recyceltem Kunststoff, die auch einigermaßen erträglich aussehen. Aber: diese Pfähle sind wabbelig und schwer, bei festem Boden kaum einzutreiben, verbiegen sich bei stehender Lagerung - sind dann allerdings auch gut wieder "hinzubiegen".

TIPP: Beim Setzen des Pfahls auf die Windrichtung achten und an den geplanten Winterschutz denken! Im Winter sollten, sofern möglich, die Schellen (und andere Befestigungen eventuell auch) abgenommen werden, da sich dort Feuchtigkeit sammeln kann, die gefriert und die Rinde/das Cambium schädigt. Bei Einarbeiten von Steinen ins Pflanzloch den Pfahlstandort bedenken!




BEFESTIGUNG

Problem: Scheuern Winddruck

Gegen eine enge Bindung der Olivenbäume an ihre Stützpfähle spricht: Die Rinde junger Olivenbäume ist extrem abriebempfindlich und scheuert bei Winddruck sehr rasch durch. Das Foto zeigt erhebliche Abriebe an den beiden Astgabelungen durch ungeeignete Befestigung am Stützpfahl. Außerdem legen die Stämme (v.a. bei Leccino) unter günstigen Bedingungen (etwa in den Jahren 2004 bis 2008) schnell an Umfang zu. Oliven sind keineswegs so langsamwüchsig, wie das Vorurteil besagt. Ihre Langsamwüchsigkeit in traditionellen Anbaulagen liegt vor allem an den häufig gewählten ertragsschwachen Böden und der geringen Wasserversorgung - und bei uns an strengen Wintern, die sie zurückwerfen in der Entwicklung.

Der Stützpfahl sollte nach meiner Erfahrung in mindestens 10-15 Zentimeter Abstand angebracht werden. Den Abstand überbrücke ich mit Stockschrauben, an die variable Rohrschellen mit Gummieinlage montiert sind. Nach Bedarf polstere ich die Rohrschellen innen noch mit Fensterdichtung aus Schaumstoff. Diese Stellen sind mindestens zweimal im Jahr zu überprüfen und sollten im Winter gegen Feuchtigkeit geschützt werden, um gefrierende Nässe an der Rinde zu vermeiden. Eventuell sind sie im Rahmen des Winterschutzes auch ganz abzunehmen.

Andere Befestigungsweisen mit zwischen Pfosten und Pflanze gedrehten Bändern sind gleichfalls gut geeignet, allerdings bei Wind eher instabil und in windigen Lagen nur sinnvoll, wenn mindestens zwei Pfähle verwendet werden, zwischen denen die Pflanze dann gleichsam eingespannt ist. Daher ist in windigen Lagen auch das Dreibock-System zu erwägen.

Umgangen werden kann das Befestigungsproblem bei Buscherziehung, zu der ich nach den Erfahrungen mit den Wintern 2008/09 bis 2011/12 inzwischen weitgehend übergegangen bin. Allerdings sind aus Baumschulen keine Büsche zu bekommen. Die muss man sich selber ziehen.

TIPP: Im Winter sollten die Schellen (und andere Befestigungen eventuell auch) gegen Feuchtigkeit geschützt oder abgenommen werden, da sich dort Eis bilden und die Rinde schädigen kann!




DRAHTRAHMEN

Eine ganz andere Möglichkeit zur Anlage eines Olivenhains kann ein aufgelassener Weinberg bieten. Wenn nach Rodung der Drahtrahmen bleibt, können die Oliven direkt in einen DraOliven zwischen
              Drahtrahmen meines Weinbergs 2021htrahmen gepflanzt werden, oder zwischen zwei Drahtrahmen. Die Oliven benötigen dann keine Stützpfähle, sondern können in einem Drahtrahmen oder zwischen Drahtrahmen eingespannt werden. Die Pflanzung zwischen zwei Drahtrahmen empfiehlt sich für die gängigen Olivensorten, die eine Krone oder mehrstämmige Büsche entwickeln. Wie die Reben können schwachwüchsige Olivensorten in die Drahtrahmen-Zeile gepflanzt werden. Es ergibt sich dann eine Erziehung, die Spalierobst entspricht.

2021 habe ich in meinem eigenen Weinberg nach der Rodung von zwei Zeilen 2x Olivastra Seggianese, 2x Ghiacciola und 2x Aglandaou im Wechsel gepflanzt (siehe Foto). Ziel sind spontane Kreuzungen, aus denen sich mit viel Glück eine für unsere Witterung besonders geeignete Pflanze finden und dann vegetativ vermehren lässt. Bei meinen allgemeinen Recherchen zum Olivenanbau fand ich unter Youtube einige Videos zu Superintensivanlagen mit Arbequina in Apulien und in den Marken. Diese Anlagen sind ähnlich aufgebaut wie Rebanlagen oder Spalierobstanlagen. Das könnte ein Modell abgeben für entsprechende Versuchsanlagen in Deutschland.

Diese Anlagen sind - mit kleinen Modifikationen - mit den gleichen Maschinen zu bewirtschaften wie Rebanlagen, sowohl beim Schnitt, als auch bei der Ernte. Damit könnten künftig Winzer in klimatischen Problemlagen (zu heiß, zu trocken) ohne größeres Risiko Pilotanlagen starten. Arbequina könnte dazu die Sorte der Wahl sein. Ich werde das in den kommenden Jahren austesten.



OLIVENSCHNITT

Themen: Kronenform Ernte Frostschäden Windbruch Winterschutz

Gartenmarktpflanzen sind in der Regel auf eine hübsche Kugelform der Krone hin geschnitten. Dies wird erreicht durch einfaches Kappen der Spitzen, worauf die Olive mit Triebteilung reagiert (Aglandaou und andere eher schwachwüchsige Sorten entwickeln dann meist nur einen der Triebe). Damit werden allerdings keine stabilen Leitäste gebildet, die Fruchtzweige tragen können. Im Blick auf den Ertrag ist diese Schnittform also kontraproduktiv. Nun ist der Ertrag sicherlich in Deutschland nicht das Hauptziel für die Beschäftigung mit Olivenbäumen. Doch der Spitzenschnitt schafft auch keine charaktervollen Kronenformen, fördert durch Blattmassenverdichtung die Entstehung von Pilzkrankheiten und ist dem Olivenbaum unangemessen. Für die Zuckereinlagerung vor Winter (Frostschutz) ist Blattmasse allerdings auch hilfreich!

Die drei markanten unterschiedlichen Leitbilder der traditionellen Schnitterziehung in Olivenanbauländern sind Hochstamm, Vase und Busch. Eine Erziehung zu Hochstämmen macht bei uns wenig Sinn und wurde auch in starkfrostgefährdeten Olivenregionen weitgehend aufgegeben. Hier sind Schäden nach einem harten Winter am schwierigsten zu korrigieren. Zudem ist diese Erziehungsform sehr arbeitsintensiv, insbesondere bei der Ernte. Das ist bedauerlich, denn der knorrige Hochstamm entspricht am ehesten unserem Bild von einem "echten" und "typischen" Olivenbaum - wobei der natürliche Wuchs von Oliven eher buschförmig ist.

Die in Olivenanbauländern heute meist empfohlene Schnittform ist die sogenannte "Vase", die bei uns für Halbstämme etwa beim Apfelbaum gebräuchlich ist, also ein kürzerer Stamm mit drei bis vier starken Leitästen - wobei der Innenbereich der Krone frei bleibt, daher die Bezeichnung "Vase". Diese Schnittform wurde in der Toskana nach dem Frostwinter 1984/85 flächendeckend eingeführt, als fast der gesamte Hochstammbestand erfroren war.

Geschnitten wird bei dünneren Zweigen direkt am Ansatz, bei etwas stärkeren Zweigen mit maximal kleinfingerdickem Abstand. Orientierung gibt die oft ausgeprägte Verdickung am Astansatz, die unbedingt verbleiben sollte. Geschnitten werden, wie im sonstigen Obstbau auch, vor allem Zweige, die nach oben gehen und Bodenaustriebe/Sucker (häufig Wildolive, die als Grundlage von Veredelungen verwendet wird) bzw. bodennahe Triebe. Und ganz entgegen dem Gartenmarktschnitt wird von den bei Oliven typischen paarweisen Trieben einer weggenommen, bei Seitenästen in der Regel der nach innen oder oben gerichtete, am Stamm im Wechsel.

Schnittzeitpunkt ist vor dem Öffnen der Blütenknospen im Mai oder April nach den letzten Spätfrösten. Spätere Schnitte sind nicht zu empfehlen, da der pflanzeneigene Winterschutz damit gestört wird. Beim Schnitt sind drei Dinge zu beachten: Bodennahe Austriebe nur erhalten, wenn Buscherziehung geplant ist - aber auch dann regelmäßig reduzieren und tief ansetzende Seitenäste wegnehmen. Oliven bilden paarweise Austriebe - stets einen der beiden entfernen. Senkrechte Triebe an Seitenästen oder rückwärts gehende Triebe entfernen.

TIPP: Wer das Thema gründlich angehen möchte oder muß, etwa weil er einen Olivenhain in Italien oder Südfrankreich sein eigen nennt, sollte unbedingt das Buch "Pruning and Training Systems for Modern Olive Growing" von Riccardo Gucci und Claudio Cantini konsultieren.




ERZIEHUNGSFORM FÜR KÄLTERE GRENZLAGEN

Themen: Frostschäden Windbruch Winterschutz

In Deutschland sollte die Erziehungsform der Pflanzen dem entsprechen, dass mit Rückschnitten nach Frostschäden zu rechnen ist. Außerdem sollte eine möglichst kompakte Stamm- und Kronenform geschaffen werden, die bei Extremfrösten Schutzmaßnahmen erlaubt (Einpacken z.B.). An starke Winde bzw. Stürme muß auch gedacht werden.

Neben dem Vasenschnitt mit betont kurzem Stamm scheint mir für Deutschland besonders interessant die Buscherziehung. Ein stammhöherer Vasenschnitt (wie in der Toskana) bringt bei uns das Problem, dass die Einhüllung der Krone für den Winter recht aufwendig ist. Auch im Blick auf Neuaufbau nach Starkfrost bietet sich bei uns die Erziehung zum Busch mit vier bis fünf bodennah aufstrebenden Leitästen an, die technisch einfach zu umhüllen sind. Gucci/Cantini beschreiben auch eine Bewirtschaftungsform von Olivenanlagen, bei der Büsche etwa alle 10 Jahre bis 15 Zentimeter über dem Boden zurückgeschnitten werden (auf Stock gesetzt). Der Ertragsausfall für zwei Jahre werde durch insgesamt bessere Erträge und reduzierten Schnittaufwand kompensiert. Selbstverständlich geschieht dies üblicherweise nicht in der ganzen Anlage, sondern alternierend in Teilen.

Ich experimentiere derzeit noch mit einer vierten Form, die einen Stamm mit nahezu parallel aufstrebenden gestaffelten Leitästen vorsieht. Ziel ist eine zylinderartige Gestalt, die sich für den Winter mit Stützpfahl gut einwickeln lässt. Für diese Wuchsform gibt es eine eigene Sorte, Cipressino, die allerdings leider wenig froststabil ist. Wie der Name schon besagt, wächst Cipressino zypressenhaft und wird daher gerne eng gepflanzt (ein bis eineinhalb Meter Pflanzabstand) und als Windschutz eingesetzt - daher der zweite gebräuchliche italienische Name "Frangivento" ("Windbrecher"). Geeignet für diese Erziehung ist jedoch auch Ascolana, eine Varietät, die wesentlich frosthärter ist als Cipressino.

In kälteren Grenzlagen sollte in den Anfangsjahren sehr zurückhaltend geschnitten werden, um zunächst Vitalität zu entfalten bzw. zu erhalten, d.h. Blattmasse und auch bodennahe Zweige, die bei Erfrierung der höheren Teile einen Neuaufbau ermöglichen. Bodennahe Zweige werden eventuell auch benötigt für die Anlage von Absenkern zur identischen Vermehrung bei bewährten Individuen.

TIPP: Bei der Schnittform an die Windlage, den Winterschutz und an Neuaufbau nach Frostschäden denken!




PFROPFUNG

Themen: Sorteneigenschaften Veredelung Vermehrung

Die Pfropfung dient dazu, die Eigenschaften einer Zuchtsorte mit den Eigenschaften der Wildolive oder einer anderen Zuchtsorte zu verbinden. Die Wildolive (Oleaster, Olea silvestris) hat gute PropftriasWurzeleigenschaften, bringt aber keinen nutzbaren Ertrag und ist in ihren Triebspitzen sehr frostempfindlich. Daher wird sie gerne als Grundlage für Veredelungen benutzt, wobei üblicherweise die Veredelungsstelle nahe am Boden angebracht ist. Beliebt als Pfropfungsunterlage ist auch die Edelsorte Bianchera. Für mich ist Pfropfung eine Möglichkeit, an interessante Sorten zu kommen, die in deutschen Gärtnereien nicht angeboten werden. Das Foto zeigt Bjankera, Grappolo und Leccio del Corno auf Leccino 2009. Leider ist dieser Baum mit seinen Nachveredelungen dem Winter 2010/11 zum Opfer gefallen, bei einem Zusammenbruch des Schutzzeltes unter Schneemassen.
Veredelung Olive Phloem Pendolino Wildolive
                Unterlage
Zur Pfropfung wird als Ort der Propfung zu Beginn der Vegetationsperiode (Beginn des Austriebs beim Wein, April/Mai) ein stärkerer Ast oder der Stamm abgeschnitten. Mit einem scharfen Messer wird vom Anschnitt aus ein Längsschnitt in die Rinde gemacht. Bei Stämmen können auch bis zu drei Einschnitte gemacht werden. Dann wird die Rinde an den Schnittecken vorsichtig angehoben und ein Pfropfling eingeschoben. Der Pfropfling sollte von einem letztjährigen (oder maximal zwei Jahre zurück ausgetriebener), frisch geschnittenen Zweig (einige Tage Lagerung im Gemüsefach des Kühlschranks in feuchtem Tuch sind möglich) und nicht zu dünn sein, da er sonst leicht austrocknet (4-5 Millimeter Durchmesser). Länge etwas mehr als zwei Blattpaare. Über dem obersten Blattpaar abschneiden, dabei auch die Blätter 60% kappen (wegen Verdunstung). Unteres Blattpaar am Stil abschneiden, Ast etwas unterhalb dieses Paares beginnend schräg anschneiden, dabei je nach Aufbauplan entweder parallel oder im rechten Winkel (s. oberes rechtes Foto) zu den Blattsprossen ansetzen. Gebräuchlich ist auch ein Zweigstück mit nur einem (gekappten) Blattpaar, mit Schräganschnitt knapp oberhalb der Blattachse darunter.

Propfungen finden nach verschiedenen Angaben am Besten bei oder kurz nach Neumond statt. Der Zeitpunkt ist stark abhängig vom vorangegangenen Winter. Da sich der Hauptaustrieb bei Oliven nach späten und intermittierenden Wintern weit in den Juni hinein verschieben kann, sollte in solchen Jahren nicht gepropft werden. Maßgabe ist die Ablösbarkeit und Feuchtigkeit des Kambiums an der Propfstelle.

Bei Propfungen kann es zu Gentausch zwischen der Unterlage und der Veredelung kommen - von mir selbst an einem Maurino beobachtet, der nach einem Frostwinter nur noch als Wildolive neu trieb, dabei jedoch an verschiedenen Positionen neben den kurzen und dunkelgrünen Wildolive-Blättern eindeutig schlanke, längere und hellere Maurino-Blätter entwickelte.

Es gibt Hinweise, dass die Wildolive (mit Ausnahme junger Triebe) froststabiler ist als Veredelungen. Auf dem Foto links ist sehr gut die narbige schräge Veredelungsstelle (V) mit totalem Frostschaden der Veredelung zu erkennen und rechts davon intaktes grünes Kambium/Phloem der Wildoliven-Unterlage (PG) mit Trieben, die den Frostfebruar 2012 überstanden haben! Unten sieht man intaktes weißes Kambium/Phloem ohne Chlorophylleinlagerungen im Wurzel-/Bodenbereich (PW).

TIPP: Pfropfstelle mit Bast umwickeln und mit Alufolie gegen Sonneneinstrahlung schützen. Bei trockenem Wetter mit Wasser besprühen morgens und am Abend.




ZÜCHTUNG UND VERMEHRUNG

Themen: Sorteneigenschaften Standortanpassung

In verschiedenen Internetforen kann man erfahren, wie einfach es sei, Oliven zu vermehren: Eine Olive in den Boden oder einen Zweig in die Pflanzerde stecken und gießen, dann wird das schon mit dem Sämling bzw. Steckling. Nach Auskunft von Fachleuten gehen die Erfolgsaussichten für Laien dabei gegen Null, von Zufallserfolgen, vor allem mit Stecklingen, abgesehen. Ich selbst habe noch keine erfolgreichen Versuche mit Stecklingen gemacht, daher folgt hier nur eine Zusammenfassung der gefundenen Informationen.

Sämlinge von Oliven fruchten erst nach 15 bis 20 Jahren in wirtschaftlich relevantem Umfang, Pfropfungen und Stecklinge fruchten wesentlich rascher. Dennoch sind Sämlinge von großer Bedeutung, und zwar für die Züchtung neuer Sorten, die in Olivenhainen durch Kreuzbefruchtung ständig entstehen, aber nur äußerst selten zur Entwicklung kommen. Da Kreuzbefruchtung den Fruchterfolg in Olivenhain wesentlich steigert und bei den meisten Sorten sogar notwendig ist, sind Olivenhaine nur sehr selten sortenrein. Dies ist mit eine Erklärung für die historisch entstandene Sortenvielfalt im Olivenanbau und die Varianz auch innerhalb der nominal gleichen Sorte.

Die Olivenvermehrung in Baumschulen erfolgt in der Regel durch Stecklinge, womit genetische Identität der Nachkommen erreicht wird. Stecklinge werden Ende März, Anfang April - nach anderen Angaben Juni/Juli entnommen von starkem ein- bis zweijährigem Holz (in der Literatur ist teilweise von vierjährigem Holz die Rede) möglichst nahe an der Baumbasis, mit zwei - oder vier/fünf - Blattetagen. Der Durchmesser sollte ca. 7mm (bei vier/fünf Etagen) bzw. mindestens 1,5 Zentimeter (bei zwei Etagen) betragen, in der italienischen Fachliteratur werden teilweise 5 Zentimeter genannt. Unterhalb der unteren Etage wird schräg abgeschnitten, die Blätter auf allen bis der letzten Etage abgenommen. Die Blätter der letzten Etage werden zumeist auf die Hälfte reduziert. 12 Stunden in Wasser stellen. Einstecken in Wurzelungssubstrat, Temperatur 21 oder 25-30 Grad, feuchte Bedingungen. Schimmelbildung und "Anzucht" von Trauerfliegen/-mücken vermeiden!

Vermehrung aus Stecklingen oder Absenkern ermöglicht die Weitergabe von Eigenschaften, die sich an einem bestimmten Standort bewährt bzw. entwickelt haben. Allerdings kann dies auch durch Pfropfung erreicht werden, weshalb ich alle Pflanzen zu erhalten suche, die gut durch harte Winter gekommen sind, wenn auch nur als Wildolive. Diese Wildoliven, deren Wurzeln ja den hiesigen Winterstress erfolgreich bewältigt haben, kann ich als Veredelungsunterlagen für Sorten bzw. Exemplare verwenden, die als Veredelung überlebt haben bzw. die ich als Edelform bekomme.

Allerdings ist ein breites Spektrum an eigenen und fremen Erfahrungen notwendig, um Irrwege auf der Basis von Zufallsereignissen weitgehend auszuschließen. Wer etwa einen Pendolino durch günstige Bodenbedingungen, vorteilhafte Lage und passenden Winterschutz gut durch einen strengen Winter gebracht hat, sollte diesen dennoch nicht unbedingt zur Grundlage einer neuen Selektion mit besonderer Eignung für hiesige Weinberglagen erklären. Andere Sorten bieten sich dafür eher an, etwa Leccino, Aglandaou oder Olivastra Seggianese.

TIPP: Pflanzen bewährter Sorten verwenden, die erfolgreich durch hiesige strenge Winter gekommen sind, um ihre Eigenschaften weiter zu tragen.





ABSENKEN UND ABMOOSEN

Die Vermehrung über Olivenfrüchte ist äußerst schwierig zu bewerkstelligen. Aber auch die Vermehrung über Stecklinge erfordert einen hohen Aufwand, um Schimmelbildung oder die Ansiedlung von Trauermücken (deren Larven die neu gebildeten Wurzeln gerne fressen) zu verhindern. Daher sollten auch andere Methoden für Einzelvermehrungen erprobt werden.
Absenker Olivastra Seggianese 2020
Die Methode des Abmoosens ist vor allem in der Bonsaiproduktion gebräuchlich. Dort wird die Rinde ringsum entnommen. Das geht bei der Olive nicht, da dann der Teil oberhalb der Entrindung abstirbt. Bei Oliven darf nur halbseitig Rinde entnommen werden. Die Wunde wird mit Moos eingehüllt, das dann feucht gehalten werden muss über mehrere Wochen. Wie bei der Stecklingsvermehrung sollte dies im Frühjahr geschehen.

Absenker von Oliven sind nur bei Buscherziehung machbar. Beizeiten tief ansetzende und schräg nach außen wachsende Triebe stehen lassen. Diese bei entsprechender Länge (ab 60 cm etwa, mehr ist besser) dann teilweise mit Erde bedecken (Seitenzweige in diesem Bereich entfernen) und nach der Bedeckung etwa 15-20 Zentimeter mit Blattwerk aus der Erde ragen lassen. Im zu bedeckenden Bereich direkt unterhalb einer Blattachsel zum Stamm hin auf 1-2 cm Länge die Rinde zu maximal 50% des Astumfanges entfernen. Auf die Abdeckstelle Steine legen, damit es dort im Boden feucht bleibt. Bei Trockenheit gießen!

Die Absenker sollten nach Norden gemacht werden, da sie Richtung Süden trockenheitsgefährdet sind. Sie sollten auch ausreichend weit vom Stamm entfernt mit Erde bedeckt werden, damit sich die Wurzeln der Mutterpflanze nicht zu eifrig dort (wo es bei Trockenheit noch schön feucht ist) ausbreiten. 2020 hatte ich ersten Erfolg mit einem Absenker von Olivastra Seggianese (2018 abgesenkt). Leider waren auch zahlreich Maikäfer-Engerlinge im Wurzelbereich!

TIPP: Absenker nur Richtung Norden machen wegen Abtrocknungsgefahr. Nicht zu früh rausnehmen, am besten 3-4 Jahre abwarten!




BODENPFLEGE

Themen: Wühlmäuse Schermäuse Verdichtung Bodenfrost Bodenfruchtbarkeit

Schon Marcus Porcius Cato empfiehlt in "De agri cultura", rings um Olivenbäume in regelmäßigen Abständen umzugraben oder zu hacken. Mindestens einmal im Jahr sollte das passieren. Das sorgt zum einen für Stickstoffdüngung (und sollte daher nicht mehr im Herbst gemacht werden, um die Entwicklung instabilen Gewebes zu verhindern, das eh nur im Winter erfrieren würde), entlässt CO2 aus dem Wurzelbereich, bringt mehr Sonne an den Boden, vertreibt Schermäuse, lockert die Erde. Bodenverfestigungen im direkten Umkreis des Stammes sollten durch behutsames Hacken zusätzlich einmal im Jahr aufgebrochen werden.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist das Mulchen. Damit werden einerseits Nährstoffe in den Boden gebracht und das Bodenleben allgemein vitalisiert, andererseits Lebensräume für Insektenvielfalt geschaffen. Im Winter hält hohes Mulchen (mindestens 20 cm und gegen Feuchtigkeit abdecken) zudem den Frost vom Boden fern. Bei Dauerfrost ist die Wirkung allerdings stark eingeschränkt, wird der Mulch unterkrochen vom Bodenfrost. Nach Frost und Schnee im Frühjahr den Mulch wieder einige Sonnentage lang entfernen, damit der Boden abtrocknen und aufwärmen kann.

Zum Bewuchs und seinem Einfluß auf Frostschäden im Winter gibt es extrem unterschiedliche Auffassungen. Hoher und dichter Bewuchs durch eine Wiese verringert eindeutig die Eindringtiefe von Frost und hält Wärme am Boden. Andererseits verhindert Bewuchs das Abfließen von Kaltluft und die Aufwärmung des Bodens durch Sonneneinstrahlung. Dabei spielt das Zusammenspiel mit Feuchtigkeit (Verdunstungskälte) eine entscheidende Rolle.

Mulchen empfiehlt sich vor allem im ersten Standjahr um Feuchtigkeit am Wurzelraum zu halten und ab dem 5. Standjahr um den Boden zu verbessern. Dazwischen sollte in unseren Lagen darauf verzichtet werden um die Wurzelentwicklung in die Tiefe zu fördern.

TIPP: Einmal im Jahr in etwa 30 Zentimeter Abstand zum Stamm im Frühsommer ringförmig mit einer Grabgabel umgraben. Beim Mulchen darauf achten, dass im Winterhalbjahr keine Frostfallen und Vedunstungskälte entstehen! Mäuse kontrollieren, denn diese werden durch Mulch gefördert.




WIESENANLAGE

Themen: Bodenfruchtbarkeit Ökologie Stimmung

Ich möchte mit meiner Olivenanlage das landschaftsästhetische und ökologische Modell der Streuobstwiese in einer neuen Variante erproben und weiterentwickeln. Zum einen zur Förderung der Oliven selbst, zum anderen als kleinen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung von Biodiversität. Grundproblem der Anlage war allerdings zunächst die Verarmung der Samenbank des Bodens durch die vorangegangene (Miss-)Nutzung. Es empfiehlt sich, einen solchen Boden zunächst zu fräsen und dann abzuwarten, was sich entwickelt und nur leicht steuernd einzugreifen - etwa durch Ausrodung von kanadischer Goldrute, die sonst die Fläche übernehmen könnte. In der Regel kommen zunächst v.a. Melde und weißer Gänsefuß, Urpflanzen, die hervorragend zur Bodenerholung beitragen.

Bereits im ersten Jahr habe ich zusätzlich Saatgut von Magerwiesenstandorten eingebracht. Bitte verzichten Sie auf sogenannte "Blumenwiesenmischungen" oder "Jägermischungen" - beide tragen erheblich zur Biotopverfälschung bei und sind wenig nachhaltig für die weitere Wiesenentwicklung. Der Bewuchs sollte zu Beginn zur Abmagerung der Wiese bis zu dreimal geschnitten und entnommen werden. Danach besteht die Regelpflege in einem Schnitt Mitte Juni mit Entnahme und einem Schnitt im September, der liegen bleiben kann, aber im kommenden Frühjahr abgerecht werden sollte, um Verfilzung zu vermeiden - es sei denn, der Schnitt im Herbst fand mit Mulchmäher statt. Bei mageren Wiesen kann der zweite Schnitt auch in den Winter verschoben werden, sollte aber stattfinden um den Boden zu entfilzen und Horstbildungen zu reduzieren.

Pflanzen sind ein integraler Bestandteil nachhaltiger Bodenpflege und eine gelingende Hainpflege muss bemüht sein, Boden und Pflanzenbewuchs in eine förderliche Wechselbeziehung zu bringen - was "die Natur" seit Jahrmillionen erfolgreich tut. Auch aus ästhetischen Gründen (und im Naturkontext hat Ästhetik nach meiner Auffassung auch immer etwas mit Ethik und "Funktionalität" zu tun) gehört zu Oliven eine ihnen gemäße Wiese, im Idealfall eine Magerwiese mit wärmeliebenden Pflanzen. Wer möchte schon beim Spaziergang Olivenbäume auf einer üppig grasgrünen Fettwiese stehen sehen! Und wie sollten Olivenbäume dort gut gedeihen, wo sie doch auf magere Standorte hin sich entwickelt haben?

Ich gehe davon aus, dass Olivenbäume optimal versorgt sind, wenn sie in einer Pflanzengemeinschaft stehen, die den Gemeinschaften entspricht, mit denen sie sich über Jahrtausende entwickelt haben. Gemeinsam mit den Olivenbäumen möchte ich daher eine Wiese entwickeln, die dem Charakter einer wärmegeprägten Landschaft entspricht. Dazu gehört etwa die Ansiedelung von Gewürzfenchel, Salbei und Wermut, die Förderung wärmeliebender hiesiger Wildpflanzen wie Dost, Thymian, Ziest und Wiesensalbei.Was alles selbstverständlich damit steht und fällt, dass auch das Klima entsprechend erhalten bleibt und die vier Winter 2008-2012 tatsächlich nur Ausnahmewinter darstellten, nicht eine notwendige Folge der durchschnittlichen Erwärmung.

TIPP: Magerwiese mit wärmeliebenden Pflanzen ideal als Ambiente und Oikos für Oliven.




MÄHEN

Themen: Fitness Motorenlärm Ökologie Erdhügel

Wenn Männer sich ein Grundstück kaufen für das neolithische Abenteuer wird in der Regel gleich für jede manuelle Verrichtung dort das passende Motorgerät mit angeschafft. Was sich mit dem Abenteuerimage nicht so ganz verträgt. Noch unstimmiger aber wird es, wenn jemand dann in etwa die gleichen manuellen Verrichtungen im Fitness-Studio sinnlos verrichtet - bzw. mit dem Sinn, die Bewegungen zu ersetzen, die auf dem Grundstück von den Motoren übernommen werden.

Dazu kommen noch Lärm und Abgase, die von den Hilfsgeräten der Hobby-Gärtner in die Landschaft getragen werden. Und doch habe ich inzwischen etwas mehr Verständnis dafür, nachdem die Fläche meiner Grundstücke auf etwa 3.000 Quadratmeter angewachsen ist. Es ist schon eine Herausforderung, das alleine mit der Sense zu bewältigen. Da ist schon ein innerer Schweinehund zu überwinden. Und zeitlich nimmt das inzwischen auch über Gebühr in Anspruch.

Nach dem Sensen freue ich mich allerdings immer wieder, auf Motorenhilfe verzichtet zu haben. Es tut einfach gut, ist ein perfektes "Workout für Body&Soul", wenn man es unverkrampft angeht, sich auf den Sensen-Tanz einlässt, die Harmonie der Bewegung und die Begegnung mit einer der elementarsten und ersten "Arbeiten" der Menschheit erlebt. Für die Ökologie ist das Sensen auch optimal, da es Insekten weitgehend schont und durch unterschiedliche Schnitthöhen Vielfalt fördert. Zu den richtigen Zeitpunkten (etwa Mitte Juni und September) durchgeführt und möglichst zweimal im Jahr mit Abrechen verbunden schafft es eine wunderbare Blütenwiese - denn die artenreichsten Blumenwiesen sind gerade die auf mageren Standorten. Gedüngte Wiesen und zu oft geschnittene Wiesen werden zu Graswiesen.

Was einem von Wiesenfans selten gesagt wird ist, dass sensengepflegte Wiesen sich durch die fleißigen Grab- und Wühlarbeiten von Mäusen, Füchsen, Dachsen, Mardern und Maulwürfen gerne zu interessanten Hügellandschaften en miniature entwickeln. Da hilft nur begleitend zum Einsatz von Sense und Rechen gelegentlich die Hacke, soll die Sense nicht ständig in Erdhaufen schlagen. Mit AS-, Mulch- und Schlegelmähern hat man dieses Problem nicht, was mit ein Grund für die Beliebtheit dieser Geräte  ist, die gleichzeitig zum Schnitt für einen gewissen Geländeausgleich sorgen. Ökologisch sind sie allerdings fatal, zerschlagen nicht nur Erdhügel, sondern auch Insekten. Ein Kompromiss ist da der Balkenmäher. Und, ich gestehe es, gelegentlich leihe ich mir mal einen aus und mähe damit ein größeres Stück.

TIPP: Bei der Anschaffung einer Sense auf Qualität achten, mit den meisten Baumarkt-Sensen geht der Spaß schon verloren, ehe er angefangen hat. Ich hab bisher gut geschnitten mit der "Schröckenfux" Rasierschnittsense. Sensen-Tipps und Lieferanten gibts unter "Informationsquellen".



KOMPOST

Themen: Bodeneignung Bodenumstimmung Bodenanreicherung

In der Regel wird die Lage für einen Olivenhain in Deutschland ehemaliges Weinbaugebiet sein. Mit allen Belastungen durch einseitige Düngung (Phosphatüberhang), Herbizideintrag, Kupferanreicherung und sonstige Spritzmittelreste. Eventuell auch mit schlechter Kalium-Magnesium-Balance. Zur Umstimmung des Bodens im Bereich der Baumpflanzungen eignet sich nichts besser als die Produktion eines eigenen Kompostes.

Dazu den Wiesenschnitt vom Frühjahr, Mitte Juni, zunächst abtrocknen lassen, dann abrechen und sammeln, eventuell auch den Schnitt vom Herbst. Gelegentlich mit der Heugabel etwas auflockern - aber behutsam, es könnten sich Blindschleichen, Ringelnattern oder Schlingnattern angesiedelt haben. Nach ein bis zwei Jahren umschichten (desgleichen behutsam, vorher durch Klopfen und Einschieben von Holzstücken "entwohnen") und im dritten oder vierten Jahr den Kompost unter einer Schicht von möglicherweise noch nicht verrottetem Material "ernten", um die Bäume herum verteilen und einarbeiten - am Besten im Frühjahr. Über den Kompost wird auch Saatgut wieder ins Gelände eingebracht, weshalb keinesfalls blühende oder gar samenreife Kanadische Goldrute auf dem Komposthaufen landen sollte. Wenn blühende Goldrute eingebracht wird, dann sollten die Blätter und die Blüten vom Stengel abgestreift werden, um eine Nachreifung der Samen zu verhindern.

Diese Wiesenschnitthaufen sind wertvolle Biotope für Insekten und sekundär auch u.a. für Eidechsen, die hier reichlich Nahrung finden. Dazu ist es wichtig, dass auch festeres, strukturreiches Material mit dabei ist, weshalb der Schnitt am besten mit Sense oder Balkenmäher gemacht werden sollte. Besonders strukturreich ist das Schnittgut von ausgewachsenen Exemplaren Steinklee, Luzernen, Melden, Beifuß oder Esparsetten. An diesen Haufen bilden sich in der Folge wegen des Nährstoffangebotes Brennesselbestände, die Schmetterlingsraupen als Nahrung und dem Grünen Heupferd und anderen als Habitat dienen.

TIPP: Der gute Boden dort kann auch für anspruchsvollere Nutzpflanzen wie Erdbeeren oder Kürbisse genutzt werden.




MULCHRING

Themen: Permakultur Düngung Insekten Schnecken Mäuse

Das Mähgut bringe ich nicht nur auf die Komposthaufen, sondern lege es auch um die Olivenpflanzen in Ringen. 2017 habe ich an drei Pflanzen mit erhöhter Setzposition die Mulchringe auch ergänzt um einen Feuchtigkeitsring, in der Abfolge (vom Stamm her gesehen) Setzerhöhung - Feuchtigkeitsring - Mulchring. Der bayrische Permakulturgärtner Markus Gastl arbeitet mit "Mulchwürsten", was einen etwas höheren Arbeitsaufwand erfordert, aber in engeren Gemüsekulturen sinnvoll sein kann. Dazu wird das Mähgut in kleinen Portionen zu etwa 15 Zentimeter dicken und 40 Zentimeter langen Zylindern gerollt. Andere Maße sind natürlich auch möglich, das hängt ganz vom Einsatzzweck ab.

Mulch sorgt für die Verbesserung des Bodenlebens, fördert die Insektenvielfalt und bringt Nährstoffe in den Boden. In der Permakultur ist Mulch neben stickstoffbindenden Pflanzen wie Leguminosen das probate Mittel zur Düngung. Berücksichtigt werden muss, dass das Verrotten zunächst dem Boden Stickstoff entzieht! Und für Mulchringe wie Mulchwürste gilt leider auch, dass sie Schnecken anziehen (v.a. aber Weinbergschnecken, die keinen bis wenig Schaden anrichten) und Mäuse. Damit muss man rechnen und umgehen. In Obstbaumkulturen sind Schnecken in der Regel kein Problem, bei mir leidet lediglich die junge Asimina etwas, da muss ich bei jungen Pflanzen gelegentlich ablesen (Häuschenschnecken). Natürliche Gegenspieler v.a. der Nacktschnecken sind Igel, Kröten, Ringelnattern und Eidechsen. Weinbergschnecken fressen gelegentlich auch die Gelege von Nacktschnecken, ebenso Maulwürfe.

Was Mulch allgemein, Mulchringe und Mulchwürste im besonderen für die Permakultur so interessant macht, ist die Umsetzung des Kreislaufgedankens. Wobei Permakultur ja nicht nur den Menschen als Nutzer des Kreislaufs im Blick hat, sondern auch die Tier-, insbesondere die Insektenwelt (deren Arten ihrerseits auch wieder im Nutzungskreislauf hilfreich sind, etwa als Bestäuber). Ich sorge mit meiner Mulchkonzentration zum einen dafür, dass bestimmte Bereiche des Geländes abgemagert und damit für Blütenpflanzen und Insekten interessanter werden. Zum andern setze ich das entnommene Mähgut in meinem Nutzbereich (Obst, Oliven, Wein) zur Düngung, zur Humusbildung und zur allgemeinen Bodenverbesserung ein. Im Zuge der Klimaerwärmung mit heißeren, trockenen Sommern auch zur Feuchtigkeitsregulation.

Vier Funktionen können Mulchringe erfüllen: Düngung, Verbesserung der Bodenstruktur, Insektenbiotop, Feuchtigkeit im Boden halten, Samen im Boden abtöten. Der Abstand sollte mindestens 50 Zentimeter zum Stamm betragen und mit dem Alter der Pflanze zunehmen.

Im ersten Jahr kann gemulcht werden um nicht ständig gießen zu müssen in der Anwachsphase. Dann muß allerdings auf Schutz gegen Mäusefraß geachtet werden! In den Jahren 2-6 sollte bei festeren Böden nicht gemulcht werden, um die Wurzeln nicht nach oben zu ziehen.

TIPP: Unbedingt regelmäßig (1-2 x im Jahr) umgraben/stören, um Mäuse zu vertreiben aus der Baumnähe. Nicht zu nah am Stamm anlegen, um die Mäuse vom Stamm fernzuhalten, um beim Umgraben nicht Wurzeln zu verletzen und um das Hochwandern von Wurzeln zu verhindern.




DÜNGUNG

Themen: Froststabilität Krankheitsresistenz Schädlingsresistenz Wachstum

Zum Einfluss der Düngung auf die Krankheits-, Schädlings- und Frostresistenz habe ich schon unter "Krankheiten, Schädlinge und Frostschäden" Grundsätzliches gesagt. Hier möchte ich weiter in die Details gehen und noch andere Aspekte beleuchten.

Grundsätzlich sollten Oliven im Freiland gar nicht oder nur behutsam gedüngt und bewässert werden. Bei Kübeloliven muss vor allem auf ausreichende Wässerung auch im Winter geachtet werden. Überdüngung - vor allem mit Stickstoff - schafft krankheits- und frostanfällige Pflanzen. Andererseits sollten neu gepflanzte Bäume möglichst zügig kräftige Stämme und Leitäste entwickeln, um den Winter besser zu überstehen. Daher kann in den ersten Jahren im Frühsommer und Sommer Stickstoff zugegeben werden um die Entwicklung starker Äste (weniger starker statt vieler dünner, was bei übertriebener Düngung geschieht!) zu fördern. Umgraben und Hacken bei der Pflanze setzt Stickstoff frei. Durch Mulchen und mit Hornspänen kann eine ökologisch sinnvolle Stickstoffversorgung geleistet werden. Auch Brennesseljauche ist zu empfehlen. Im Spätjahr nicht mehr mit Stickstoff düngen und nicht mehr Umgraben, um die Bildung von frostanfälligem schwammigem Pflanzengewebe zu vermeiden.

Für die Winterhärte sind Kalium und Magnesium wichtig, da sie für froststabiles Pflanzengewebe sorgen und den Feuchtigkeitshaushalt der Pflanze regulieren. Über Kaliumsulfat, Kieserit (Magnesium), Pottasche (Kalium) oder Patentkali (Kalium und Magnesium) möglichst schon im Frühjahr ausbringen, wenn eine Bodenanalyse Mangel festgestellt hat. Oliven haben eine weit höhere Kalium- und Magnesiumentnahme als z.B. Weintrauben - was natürlich erst bei stark fruchtenden Bäumen relevant wird. Am besten mit einer Bodenanalyse (Auskunft beim Landwirtschaftsamt) feststellen, was dem Boden eventuell fehlt oder ohnedies üppig vorhanden ist.

TIPP: Keine Standard-Kombinationsdünger verwendet (Blaukorn etwa). Böden in deutschen Weinbaulagen sind in der Regel mit Phosphor überversorgt.




WÄSSERUNG

Themen: Wachstum Schädlingsresistenz Frostresistenz Wurzelentwicklung

Der Nutzen von Bewässerung ist auch in Olivenanbaugebieten, die in der Regel weit trockeneres Klima haben als deutsche Weinberglagen, umstritten. Ertragssteigerungen sind nur unbedeutend, gemessen am Aufwand, und die Qualität des erzielten Olivenöls scheint zu leiden. Dazu kommen ökologische Bedenken. In Deutschland ist Bewässerung unter normalen Umständen nicht sinnvoll. Bei Neupflanzungen, in der Regel April/Mai, muss natürlich im Anschluss an die Pflanzung Wasser gegeben werden - aber der Wurzelbereich darf nicht eingeschlämmt werden, dies führt zu Chlorose! Bei Trockenheit sind nach der Neupflanzung noch zwei bis drei Wassergaben in den ersten Monaten sinnvoll. Ansonsten kann Gießen nach strengen Wintern notwendig sein, wenn der Boden (etwa durch abdeckenden Winterschutz) ausgetrocknet ist und die Pflanzen durch Wurzel-, Blatt- und Cambiumschäden im Wassertransport gestört sind. Hier kann auch Besprühen am Abend helfen, das nachwinterliche Absterben zu reduzieren. Gießen bei Bedarf nicht direkt am Stamm, sondern in etwas Abstand.

Zu hohes Feuchtigkeitsangebot schafft schwammiges Holzgewebe, das im Winter dem Frost schutzlos ausgeliefert ist, und eine Verschiebung im Pflanzensafthaushalt zu Ungunsten des pflanzeneigenen Frostschutzes. Außerdem werden die Wurzeln durch ein Bewässerungssystem nicht dazu angehalten, in die Tiefe zu gehen, wo sie bei Winterfrösten besser geschützt sind. Stattdessen bilden sich oberflächennahe Saugwurzelsysteme, die sehr frostempfindlich sind.

In sehr trockenen Lagen, etwa im südlichen Mittelmeerraum oder bei Projekten in den Halbwüsten von Rajastan, wird der Einsatz von Tropfbewässerung empfohlen, um Trockenstress junger Plantagen zu reduzieren und raschen Holzaufbau zu erzielen. Die Tropfbewässerung verhindert das Versalzen des Bodens und Wasserverschwendung. Auch wenn es Olivensorten gibt, die mit einem hohen Salzgehalt im Boden zurechtkommen, ist sie stets sinnvoller als eine Flächenbewässerung. Tropfbewässerung kann auch zur gezielten Düngergabe genutzt werden. In Australien wird mit großflächigen Bodenabdeckungen bei Junganlagen experimentiert.

TIPP: Nässestau im Wurzelbereich vermeiden.




PFLANZENSCHUTZ

Themen: Feuchtigkeit Pilzerkrankungen Klimastress

In Deutschland geht es beim Pflanzenschutz für Olivenbäume auch darum, die allgemeine Stressresistenz zu erhöhen, die Pflanze in gewissem Sinne zu "verwöhnen" im Frühjahr und im Herbst, einmal zur Verarbeitung des Winterstresses, einmal zur Vorbereitung darauf. Dazu können im Frühjahr Besprühen mit leicht gesalzenem Wasser dienen (max. 12 Gramm/Liter), im Spätjahr gewebestärkende Lösungen aus Schachtelhalm (keine Jauche produzieren, also maximal 24 Stunden stehen lassen, in kühler Lösung 48 Stunden). ACHTUNG: Besprühen mit Salzlösung nur in Lagen ohne Rotwilddruck. Denn die Rehe sind scharf auf Salz und fressen u.U. eine Jungpflanze dann komplett kahl!

Pilzerkrankungen wie "Occhio di Pavone" (die Baumschulpflanzen häufig schon unerkannt mitbringen) sind durch die höhere Feuchtigkeit in unserer Region wahrscheinlicher. Daher sollten die Pflanzen in Gefährdungsphasen mit hohen Niederschlägen entsprechend unterstützt werden, etwa durch Schafgarben-, Fenchel oder Goldrutenansatz (max. 24 Stunden im Wasser liegen lassen), der auf die Blätter gesprüht wird am Abend. Als Spritzmittel bei starkem Befall mit Pilzen (ab 20-30%) werden in den Olivenanbaugebieten Kupferpräparate eingesetzt. Darunter gibt es umweltverträgliche Rezepturen mit niedrigem Kupferbedarf. In Deutschland dürfte vorläufig in der Regel das Abpflücken der befallenen Blätter ausreichen als Maßnahme, da die Infektion von lebendem Blatt zu lebendem Blatt verläuft.

Auch das Gießen mit Jauchen aus Schafgarbe, Weidenrinde (wurzelstärkend) und kanadischer Goldrute tut den Pflanzen gut und stabilisiert sie für den Klimastress, dem sie bei uns im Winterhalbjahr ausgesetzt sind. Brennesseljauchen nur stark verdünnt einsetzen wegen des hohen Stickstoffgehaltes.

Gegen den in Olivenanbauländern gefürchteten Schädling Olivenfliege helfen Pheromonfallen, die männliche Olivenfliegen anlocken und mit einem Kontaktinsektizit töten. Auch Flaschenfallen mit Zuckerlösungen werden in Olivenanbauländern eingesetzt. In Deutschland dürfte das Problem vorläufig nicht auftreten. Wo doch, rate ich von Flaschenfallen ab, da der "Beifang" ökologisch kaum zu vertreten ist.

Läuse (Schildläuse und Wollläuse) an Olivenbäumen lassen sich im häuslichen Bereich manuell bekämpfen. Natürlich müssen auch die Ursachen beseitigt werden, etwa zu dichte Krone, Feuchtigkeit. Ein italienischer Olivenbauer hat mir folgendes Mittel zum Einsprühen der Läuse empfohlen: 1 Liter Wasser, 20 ml Olivenöl, Saft einer halben Zitrone, ein Spritzer Spülmittel.

Grundsätzlich sollte schon bei der Sortenwahl auf einschlägig resistente und robuste Olivensorten geachtet werden. Dazu und zu den Krankheiten und Schädlingen im einzelnen finden sie auf meiner Seite "Krankheiten, Schädlinge, Frostschäden" genauere Angaben.

TIPP: Goldrutenbestände zur Herstellung von Pflanzenstärkungslösung und -jauche benutzen - möglichst vor der Goldrutenblüte. So tun Sie was für Ihre Oliven (oder sonstigen Pflanzen) und kontrollieren die Ausbreitung der Goldrute (für eine Streuobstwiese desaströser invasiver Neophyt).


GERÄTSCHAFTEN

Auch wenn es hier nicht primär um Technik im Sinne von Gerätschaften geht, möchte ich kurz auf die Werkzeuge eingehen, die zur Pflege eines kleinen Liebhaber-Olivenhains notwendig oder zumindest vorrangig sinnvoll sind nach meinen Erfahrungen.

Die Bäume benötigen zur Pflege ein Schnittwerkzeug. Dabei sind Amboss-Scheren nicht gut geeignet, da die empfindliche Olivenrinde damit in jungen Jahren geschädigt wird. Eine klassische Reb- oder Rosenschere mit zwei Schneiden ist sinnvoller. Für die Spritzungen (Kupferpräparate gegen Pilzerkrankungen und zum Frostschutz, soweit Genehmigung vorliegt, und Pflanzenstärkungsmittel) genügt in den Anfangsjahren in der Regel eine kleine Handspritze mit 2-5 Liter Fassungsvermögen. Rückenspritzen sind erst bei üppiger ausgebildeten Kronen notwendig und bei größeren Anlagen.

Zur Bodenpflege ist eine Grabgabel unabdingbar. Eine Hacke ist ergänzend auch sinnvoll, um den Boden zu lockern, zu zerkleinern und von Mäusen frei zu halten. Zur Krautbekämpfung in Stammnähe sollten Hacken nicht eingesetzt werden, da zu viele der feinen und oberflächennahen Oliven-Wurzeln verletzt werden können. Ausreißen des unerwünschten Bewuchses ist hier Mittel der Wahl. Die Baumscheibe sollte aus verschiedenen Gründen frei gehalten werden: Um Wasser- und Nährstoffkonkurrenz klein zu halten und um den Mäusen keine Deckung zu bieten. Für die Wiesenmahd ist aus ökologischen Gründen eine Sense hilfreich, bei größeren Flächen auch ein Balkenmäher. Kreisel-/Mulchmäher sind ökologisch problematisch, da sie die-Au Bodenverfilzung fördern und den Insektenbestand erheblich schädigen - insgesamt also die Biodiversität reduzieren.

Zum gezielten Ausmähen von Neophyten verwende ich eine Motorsense mit Faden. Auch beim Ausmähen der Baumscheiben tut sie gute Dienste, wenn das Ausrupfen aus zeitlichen oder sonstigen Gründen nicht möglich ist. Dabei muss allerdings unbedingt auf genügend Abstand zum Stamm geachtet werden, da die Olivenrinde bis zur Borkenbildung sehr empfindlich ist. Beim nächsten Kauf werde ich allerdings eine Motorsense mit Messer statt Faden wählen. Mit der Fadenspule verteilt man auch Plastikteile im Gelände. Kein Vergleich mit den Ausbringungen der Folienlandwirtschaft oder dem Abwurf aus Autos ins Straßenbegleitgrün - aber ich fühl mich nicht wohl dabei. Außerdem schneiden Messer einfach besser. Leider auch dann, wenn man aus Versehen mal an den Stamm kommt!





ELEKTROGERÄTE

Ich bin kein Freund von Verbrennungsmotoren, schon gar nicht von stinkenden und lärmenden Zweitaktern. Aber da ich neben meinen 1400 Quadratmetern mit dem Olivenhain auch noch einen Weinberg mit 700 Quadratmetern und einige andere Flächen zu mähen habe, war die Idee, das mit der Sense zu machen, bald ad acta gelegt. Ich sense immer noch gelegentlich kleinere Flächen oder Bereiche, aber für den größten Teil der Arbeiten benutze ich schon lange einen Balkenmäher mit Viertaktmotor Briggs & Stratton von Eurosystems, und ich bin dankbar für dieses Gerät.

Meine Rückenspritze arbeitet mit manuell bedienter Kolbenpumpe. Es ist eine 20-Liter-Spritze von Solo, Modell 435. Dazu benutze ich bei kleineren Aktionen eine ebenfalls manuell unter Druck gebrachte 5-Liter-Spritze von Mesto, das Modell Pico 3235. Das Weinbergspritzen wird manchmal mühsam mit der manuellen Pumpe, aber der Umstieg auf eine akkubetriebene Elektrospritze lohnt sich für mich nicht mehr.

Bei Freischneider und Motorsäge habe ich von Benzinern auf Akkugeräte umgestellt. Beide sind von Black+Decker, die 36-Volt-2Ah-Serie, weshalb ich die gleichen Akkus benutzen kann. Der Freischneider GLC3630L20 funktioniert sehr ordentlich, ich möchte ihn nicht mehr missen. Er kann da eingesetzt werden, wo der Balkenmäher nicht hinkommt oder die Sense nicht sinnvoll ist - etwa dort, wo das Schnittgut zerkleinert zur Bodenverbesserung dienen soll, oder in der Nähe der Weinstöcke. Er arbeitet allerdings nur mit Faden (1,5mm - weniger ist zu schwach bei Wildkräutern und -gräsern), manchmal vermisse ich ein Messer, das ist kräftiger (schafft z.B. auch älteren Lein, Fenchel, Beifuß, Melde) und verteilt keine Plastikteilchen im Gelände.

Die Motorsäge ist das Modell GKC3630L20 mit 30cm-Sägeblatt. Da ich keine Bäume fällen möchte oder Brennholz damit machen, reicht sie für meinen Bedarf. Allerdings ist die Schnittleistung nicht sehr hoch (5m/s), das Schneiden ist oft eher ein Rupfen, Geduld beim Sägen ist gefragt, Drucksägen wie bei einer Stihl MSA 160 C-B (16m/s) geht gar nicht, langsam frisst sich der Biber ins Holz. Aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ok.

Daher wird eine meiner nächsten Anschaffungen sicherlich ein Akku-Balkenmäher sein. Von Multikon gibt es bereits ein erstes interessantes Modell mit einer Schnittbreite von 66 Zentimetern und einem Motor von Briggs & Stratton.


WÜHLER: MÄUSE, MAULWÜRFE, KANINCHEN, DACHSE UND FÜCHSE

Themen: Geländeunebenheiten Freilegung von Wurzeln Krankheiten

Eine ökologische Wiesenpflege führt unweigerlich dazu, dass sich auch Bewohner mit einer Vorliebe für unterirdische Gangsysteme und phasenweise höheren Wiesenaufwuchs breitmachen. Je nach Größe, Bewuchs und Ungestörtheit des Geländes kann das bis zu Dachs- und Fuchsbauten gehen. Hauptgrund ist zunächst, dass in der Regel nicht gepflügt oder gegrubbert wird - obgleich aus Naturschutzgründen gelegentliches Öffnen einzelner Flächen die Flora und die Fauna bereichern kann - Wildbienen etwa freuen sich. Hinzu kommt die Anlage von Mulch- oder Reisighaufen, die für Mäuse attraktiv sind. Wobei es da schon heikel wird, von "Mäusen" allgemein zu sprechen, da es sehr unterschiedliche Habitatansprüche gibt, von der einzelgängerischen Spitzmaus, die sich von Kleintieren ernährt und auch in Mulchhaufen leben kann, bis hin zur Feldmaus, die sich vegetarisch ernährt und ausgedehnte unterirdische Kolonien anlegt.

Allen Wühlern gemeinsam ist, dass sie das Gelände in trauter Zusammenarbeit innerhalb weniger Jahre in eine zerklüftete Mini-Hügellandschaft verwandeln können - nicht unähnlich einer winterlichen Buckelpiste im Skigebiet ohne Pistenpräparation. Mit der Sense dann noch zu mähen wird schwierig bis unmöglich - wobei auf Gelände, das gelegentlich mit der Sense bearbeitet und also begangen wird, sich sicherlich kein Fuchs oder Dachs fest ansiedelt. Aber auch diese beiden wühlen en passant kräftig, nämlich auf der Suche nach Nahrung. Problematisch ist auch die Freilegung von Wurzeln, die dann von der Wasser- und Nährstoffversorgung abgeschnitten sind. Ein weiteres Thema stellt die Verbreitung von Krankheitserregern dar. Mäuse transportieren - gemeinsam mit Rehen und streunenden Katzen - Zecken. Füchse verbreiten (wohl auch gemeinsam mit Katzen) über ihren Kot den Fuchsbandwurm. Andererseits halten Füchse die Mäusepopulationen klein.

Ich selbst behelfe mir damit, dass ich um die Oliven regelmäßig umgrabe und hacke, also für Unruhe sorge und Gangsysteme wieder schließe. Ansonsten ebne ich das Gelände mit Hacke und Metallrechen immer wieder vor dem Sensen ein, was natürlich einen erheblichen Aufwand bedeutet. Über den Fuchs bin ich dankbar, der wühlt gelegentlich Mäusebauten auf und sorgt so für Unruhe, wie ich hoffe vor allem unter den Schermäusen, die mich schon einige wertvolle Pflanzen gekostet haben (eine Feige, eine Kiwi, einen jungen Weinstock und drei Oliven). Dachse gehen gleichfalls gelegentlich an Mäuse. Maulwürfe fressen u.a. Maikäfer-Engerlinge, die das Wurzelsystem von jungen Bäumen erheblich schädigen können. Angeblich gehen sie auch an die Nester von Schermäusen.




FELDMÄUSE UND SPITZMÄUSE

Themen: Unterwühlung Gangsystem Mulchen Winterschutz

Mäuse werden durch Mulchringe und Winterschutz angelockt. Sie können vor allem durch das Freilegen der Wurzeln schaden, was die Pflanze lockert und die Wasser-/Nährstoffversorgung behindert. Schermäuse können auch Fraßschäden an den Wurzeln von Nutzpflanzen anrichten, was ich 2012 erstmals an drei neu gepflanzten Oliven verschiedener Sorten beobachtet habe, zudem an Feigen und jungen Rebstöcken. Zusätzlich musste ich 2012 an einer neugepflanzten Aglandaou Rindenfraß ringsum bis ca. 15 cm Höhe registrieren, mit einem offenen Mäuseloch - das war also keine Schermaus - direkt am Stamm!

Allgemein können Mäuse durch regelmäßiges Hacken, durch Mulchen in gebührendem Abstand zum Stamm und durch zurückhaltenden Winterschutz von den Oliven ferngehalten werden. Gerade Schermäuse schätzen allerdings lockeren Boden, hier ist unbedingt auch auf Offenhalten des Bodens zu achten, da diese Art auf Deckung angewiesen ist. Bereiche, die im Winter warm gehalten werden, ziehen natürlich auch Mäuse magisch als potentielle Winterquartiere an. Bussarde und Falken sorgen bei niedrigem Bewuchs für eine Regulation des Bestandes. Ich habe daher auf meinem Gelände auch Sitzstangen für Greifvögel aufgestellt. Weitere natürliche Feinde von Mäusen aller Art sind Eulen, Wiesel, Steinmarder und Füchse. Vertreiben durch akustische Geräte, Beipflanzungen oder Duftstoffe ist nach allen mir bekannten Untersuchungen nicht nachhaltig möglich, auch wenn dies immer wieder behauptet und angepriesen wird.

Spitzmäuse (die mit Feldmäusen und Schermäusen nicht eng verwandt sind) sind allerdings sehr nützlich, sie fressen unter anderem Engerlinge und auch schon mal junge Schermäuse, die sie mit ihrem giftigen Speichel lähmen können.

TIPP: In jedem Falle mindestens einmal im Jahr um den Baum herum hacken oder umgraben. Wiese ein- bis zweimal im Jahr schneiden, Schnittgut entfernen (Kompost-/Mulchhaufen anlegen). Im Spätjahr Bewuchs in Baumnähe gezielt kurz halten, dort nicht mulchen (erst ab Dezember wieder ggf. als Bodenfrostschutz).




SCHERMÄUSE

Themen: Wurzelfraß Rindenfraß Gangsystem

Schermäuse (Arvicola) gehören zu den Wühlmäusen und sind auf Grund ihrer weitgehend unterirdischen Lebensweise (extreme Lichtscheu) mit einem geschlossenen Gangsystem natürlichen Feinden weniger ausgesetzt. Ihr Vorhandensein zeigt sich an Erdhügeln, die flacher, ausgebreiteter und feinkörniger sind als die von Maulwürfen. Bei Maulwurfhügeln geht der Gang in der Hügelmitte zunächst nach unten, bei Schermaushügeln geht es seitlich und schräg in das Gangsystem. Ein eindeutiger Hinweis auf Schermäuse sind abgestorbenen Pflanzen (gerne schwachwüchsige Apfelunterlagen und junge Feigen, Fenchelpflanzen, Luzernen), die sich aus dem Boden ziehen lassen und deren Wurzeln fast bis zur Bodenfläche abgefressen sind mit biberzahnartigen Spuren.

An einer frisch gepflanzten Aglandaou am Rand der Anlage, die ich mit Mulch gegen Bodentrockenheit geschützt hatte, hat eine Schermaus die Wurzeln und bis in 15 Zentimeter Höhe die Rinde abgefressen. Gemessen daran, dass ich zeitgleich weitere fünfzehn Bäumchen gepflanzt und gemulcht hatte, ein überschaubarer Schaden. Allerdings wurden im Jahr darauf auch zwei weitere Olivenbäume am Rand der Anlage zerstört durch Schermausfraß. Ein stückweit habe ich das selbst mit verursacht, da ich den Streifen daneben nur im Herbst geschnitten habe und der hohe, verfilzte Bewuchs Schermäusen ideale Deckung gab.

Bei der aktiven Bekämpfung muss beachtet werden, dass Schermäuse und Maulwürfe (Insektenfresser, geschützt!) teilweise das gleiche Gangsystem benutzen. Schermausaktive Gänge sind daran zu erkennen, dass sie bei Eröffnung (Spatenstich und Aushub) unverzüglich wieder zugewühlt werden - Maulwürfe lassen sich dabei mehr Zeit. Wenn eine Öffnung nach einer Stunde noch nicht zugewühlt wurde, macht eine Bekämpfung an diesem Gang wenig Sinn. Schermausgänge werden auch von Maulwürfen begangen, darauf muss bei der Bekämpfung der Schermaus in der Nachbarschaft von Maulwurfgängen unbedingt geachtet werden! Maulwürfe sind als Fleischfresser für die Schermäuse bedrohlich, da sie durchaus deren Nester räubern können.

Die Erdhaufen von Schermäusen liegen neben den Gängen und sind oft ausgebreitet, bei Maulwürfen gering seitlich bis über den Gängen und enger umrissen (weiten sich nach Starkregen natürlich auch durch Abschwemmung aus). Maulwurfgänge sind eher queroval und an den Wänden grob-rau (bedingt durch die Grabweise der Maulwürfe mit den Vorderbeinen), Schermausgänge hochoval und glatt.

Schermäuse besiedeln im jungen Stadium auch sekundär die Gangsysteme von Feldmäusen; was daran zu erkennen ist, dass zuvor über längere Zeit offene Bodenlöcher plötzlich zugewühlt sind. Dies ist auch ein Indiz für zunehmenden Schermausbefall - "Siedlungsdruck". Aufgewühlte Höhlen weisen auf Füchse hin, die Schermausnester ausheben. Mauswiesel und andere Wieselarten sind auch wichtige Feinde von Schermäusen.

TIPP: Hacken und sonstige Unruhe scheint Schermäuse stark zu beeinträchtigen (sonstige Wühlmäuse eher wenig). Schermäuse mögen die Nachbarschaft von Maulwürfen nicht. Grasbewuchs niedrig halten. Beutegreifer und andere natürliche Feinde (Wiesel, Füchse) zulassen.




TOPCAT ODER BAYRISCH?

Problem: Schermäuse aktiv bekämpfen

Vergrämungsmittel über Duft oder Geräusch helfen nicht gegen Schermäuse. Giftköder bedeuten einen eher qualvollen Tod der Tiere und sind auch nur im späten Winter/Frühjahr effektiv, wenn die Wintervorräte der Schermäuse zu Ende gehen und das frische Angebot noch nicht gut entwickelt ist. Das einzige sinnvolle aktive Bekämpfungsmittel sind nach meiner Einschätzung Fallen. Lebendfallen bedeuten enormen Stress für die Tiere, oft auch qualvollen Tod, und verschieben das Problem im günstigsten Fall nur, kommen daher unter ökologischen und ethischen Gesichtspunkten nicht in Frage. Es existieren zwei gängige und erprobte Fallensysteme, die zum Genickbruch führen und damit zu einem raschen Tod: "Topcat" und "Bayrische Drahtbügelfalle".

Gute Erfolge bringt die Schweizer Schermausfalle "topcat" - auf der Homepage der Firma gibt es eine ausführliche Beschreibung der Vorgehensweise, die allerdings sehr aufwendig ist. Die Bekämpfung erfolgt am sinnvollsten im Spätherbst, vor Wintereinbruch. Wenn nach einer Stunde keine Schermaus (mehr) in die Falle gegangen ist, sollte man die Falle entfernen, da danach die Gefahr zunimmt, einen im Gangsystem der Schermaus vorbeistreunenden Maulwurf (spürt z.B. Maikäfer-Engerlinge auf und beunruhigt Schermäuse) zu erwischen. Allerdings habe ich mit "topcat" viele Fehlauslösungen, weil die Mäuse die Falle "erkennen" und zuschieben. Und nur ein geringer Teil der Gänge ist (zumindest in meinem Gelände) wirklich für die Falle geeignet. Also nicht zu viel erwarten, der Erfolg hängt stark von den Bedingungen vor Ort ab, kann klappen, aber auch weitgehend erfolglos bleiben.

Die Nachteile von Topcat sind: Aufwendig zu platzieren: Gang muss mit Stab ertastet werden, Öffnung mit einem passenden Metallrohr, exakte Einpassung, damit die Schermaus nicht an einer Kante im Gang misstrauisch wird. Kann Maulwürfe erwischen und sollte in Nachbarschaft zu Maulwurfshügeln nicht eingesetzt werden. In der Anschaffung sehr teuer.

Eine kostengünstige Alternative ist die bayrische Schermausfalle, eine Drahtbügelfalle, die nur bei groben Anwendungsfehlern einen Maulwurf erwischen kann. Diese Falle benötigt allerdings Erfahrung und individuelle Anpassungen. Also nicht gleich nach den ersten Misserfolgen aufgeben! Es besteht auch eine gewisse Verletzungsgefahr beim Spannen der Falle, das nie von vorne, durch die runde Öffnung, erfolgen sollte. Ohne etwas technisches Geschick wird es schwierig.

Die Falle sollte so weit als möglich (allerdings nicht vollständig) in den mit Spatenstich geöffneten und vorne ohne Hautkontakt (menschlicher Geruch warnt) gereinigten Gang eingebracht werden. Zunächst stabil gespannt zur Vorbereitung einführen, dann herausnehmen und das Geschiebe entfernen. Dann nochmals locker gespannt einführen und auf guten Randschluss der runden Fallenöffnung achten. Als Lockköder (falls vorhanden, nicht unbedingt notwendig) eine angeschabte Karotte oder Wurzel einer wilden Möhre hinter (vom Ganginneren gesehen) dem Auslöser platzieren - doch so, dass sie nicht über den Auslöser hinaus in den Gang ragt! Öffnung außen durch Erdbollen teilweise verschließen - bei zu starkem Lichteinfall könnte die Maus die Falle erkennen und zuwühlen.

Die Hände vor dem Arbeiten mit Erde einreiben, um keinen Menschengeruch abzugeben. Den Gang mit einem Holzstück von Erde reinigen. Gute Fangzeiten sind nach meiner Erfahrung der späte Vormittag (etwa 11 Uhr) und der Nachmittag (etwa 16 Uhr).

TIPP: Langfristig notwendig sind auch passive Abwehr (Grubbern, Hacken, Umgraben mit Grabgabel, niedriger Bewuchs, Baumscheiben von Bewuchs/Nahrungsangebot freihalten), Angebot von "Ablenkungsfütterung" (Gewürzfenchel, Pastinake, wilde Möhre), aktive Abwehr (Drahtkörbe und -einfassungen) sowie Zulassung von Antagonisten (Beutegreifer unterstützen, Maulwürfe dulden).




ENGERLINGE

Olivenwurzeln scheinen nicht zur bevorzugten Nahrung von Maikäfer-Engerlingen zu gehören. Und bei größeren Pflanzen dürften sie keinen relevanten Schaden anrichten, dazu ist das Wurzelwerk von Oliven zu reichhaltig. Bei Absenkern habe ich allerdings Schabestellen gefunden. Und auch bei jungen oder schwächelnden Pflanzen könnten sie zum Problem werden.

TIPP: Nach der Tötung wieder verbuddeln, damit der Pilz Beauveria brongniartii Nahrung findet.



WILD ALS GRABENDE SCHÄDLINGE

Themen: Auswühlen Wurzelstress Trockenstress

In meinem Gelände habe ich zum einen mit wühlenden Wildschweinen vor allem bei Neupflanzungen, zum anderen mit grabenden Füchsen und Dachsen zu tun. Ähnliche Probleme verursachen auch Feldmäuse, Schermäuse und Maulwürfe, die ich oben schon angesprochen habe.

Wildschweine wühlen gerne da, wo die Erde weich ist, also bei Neupflanzungen. Wird das Gelände nicht gefräst oder gegrubbert, verirren sich Wildschweine nur selten auf eine magere Wiese. Bei Neupflanzungen hilft regelmäßige Inspektion, um ausgewühlte Pflanzen rasch wieder einsetzen zu können. Ein paar Bambusstäbe um die Pflanzen gesteckt können die Lust der Schwarzkittel auf Wühlarbeiten auch reduzieren. Und solche Stäbe sind in der Regel Baumschulpflanzen ohnedies beigefügt.

Wildschweine wühlen auf Wiesen vor allem oberflächennah nach Engerlingen. Das kann erwünscht sein. Auch die oft tiefer gehenden Grabarbeiten von Füchsen und Dachsen können einen positiven Effekt haben, nämlich die Vertreibung oder Reduzierung von Mäusen. Allerdings sollten Löcher im Wurzelraum der Oliven und anderer Zielpflanzen zügig wieder verfüllt werden, um Austrockung der Wurzeln zu verhindern.

Gegen Wildschweine helfen Zäune, die aufwendig sind und auch gern niedergemacht werden. Hilfreich können auch Vergrämungsmittel sein, die Menschen- und Hundegerüche enthalten. Allerdings sind diese Mittel derart geruchsintensiv, dass sie auf einem Gelände mit Freizeitwert nicht zu empfehlen sind. Auch die Lagerung macht Probleme, selbst die Deponierung in einem Einmachglas mit Gummiring und Spannverschluss kann den Geruch nicht zurückhalten. Das Zeug stinkt auch noch durch fünf Lagen Plastiktüte hindurch, verwendetes Werkzeug (Pinsel) riecht danach und die Hände oder Handschuhe auch, ziemlich anhaltend!

In der Regel meiden Wildschweine Gelände, das häufig von Menschen frequentiert wird. Meine Wärmebildkamera zeigt regen nächtlichen Besuch von Rehen, Füchsen und gelegentlich Dachsen auf meinem Gelände - ein Wildschwein hat sie noch nie erfasst. Allerdings waren zumindest einmal auch Wildschweine auf dem Gelände und haben neue Pflanzungen umgepflügt.




FEGE- UND VERBISSSCHÄDEN VERHINDERN

Themen: Fegen Verbiss Rehböcke Vergrämung

Fegeschäden durch Rehböcke, die den Bast ihres Geweihs loswerden wollen, sind in meinem Gelände die häufigsten Schäden. Leider hauen Böcke auch einmal aus reiner Lust und Laune ihr Gehörn in Gehölze - und dies fast das ganze Jahr über. Dagegen helfen nur Zäune oder dauerhafte Manschetten um die Stämme bis zur Borkebildung. Bei den im Forst üblichen Spiralmanschetten ist darauf zu achten, dass sie bei Auflage an einer Astabzweigung nicht einwachsen! Da muss regelmäßig kontrolliert werden.

Weniger gravierend sind Verbissschäden, besonders durch Knabbern an den Triebspitzen. Verbisschäden sind nur durch Netze zu verhindern. Die sollten nicht zu engmaschig sein, um Wärmestau und nachfolgende Hitzeschäden an den Pflanzen zu verhindern. Das Aufbringen von Vergrämungsmitteln ist meist pflanzenschädlich, viele Mittel enthalten Säuren und dürfen nicht unmittelbar auf die Pflanzen aufgebracht werden, Blätter und Rinde werden davon verätzt!

Verbiss kann auch provoziert werden durch das Aufsprühen von leicht salzhaltigen Lösungen zum Wohl der Oliven (wurde mir von einem Olivenexperten empfohlen gegen Schädlinge wie Wolläuse), da Salz beim Rehwild sehr beliebt ist.

Gegen Rehe werden intensive riechende Vergrämungsmittel (beliebt: Buttersäure!) angepriesen. Ich kann nur empfehlen, sich diese teure Anschaffung zu ersparen. Man verdirbt sich am ehesten selbst die Lust am Aufenthalt in der Anlage damit, weniger den Rehen! Denn Rehe gewöhnen sich sehr rasch an den Duft (Wildschweine eher nicht). Und in Lagen mit hoher Frequenz von Spaziergängern mit Hunden werden die Rehe ohnedies ständig mit den Duftstoffen konfrontiert. Was ihnen wenig ausmacht.

Was einzig hilft, wenn man nicht die Investition eines Wildzaunes auf sich nehmen möchte, ist der Schutz von gefährdeten Pflanzen durch eine Kunststoffeinhüllung, wie sie als Forstbedarf zu erstehen ist. Und natürlich ist darauf zu achten, dass der Jagdpächter nicht gerade in der Nähe eine Futterstelle oder einen Leckstein anbietet. Auch auf eine angemessene Bestandsregulierung ist zu drängen. Sonst wird die Olivenwiese in entsprechender Lage zum Rehwildbiotop.




WINTERPROBLEMATIK

Themen: Temperaturverläufe Frostdauer Feuchtigkeit

Auch in vielen Olivenanbaugebieten sind die Pflanzen immer wieder starken Frösten ausgesetzt. Zu großen Olivensterben kam es in den Extremwintern von 1956 und 1985 in Nord- und Mittelitalien, Südfrankreich und Nordgriechenland. Darüber hinausgehende Probleme entstehen bei uns vor allem durch längere Frostperioden, durch nasse Kälte, durch kurzzeitige Tiefsttemperaturen und durch häufigen Wechsel wärmerer (Sonnenschein!) und kalter Perioden. Im Winter 2008/09 hat erst die zweite Frostperiode ab Mitte Februar - nach der Zwischenerwärmung - die massiven Schäden an den Kölner Olivenhainen und bei mir verursacht. Im Winter 2009/10 erst der März und im Winter 2011/12 einzig zweieinhalb Wochen Dauerfrost Ende Januar/erste Februarhälfte!

Die Frosthärte von Oliven wird allmählich aufgebaut, jedoch sehr rasch wieder zurückgefahren. Die Froststabilität ist von der Sorte, vom Alter der Pflanzen, von der Stamm- und Aststärke und von der je aktuellen Abhärtung (etwa durch langsam und kontinuierlich sinkende Nachttemperaturen ohne starke Erwärmung am Tag) abhängig. Die meisten Olivensorten vertragen Frost nur kurzzeitig und bis in Bereiche von -8 Grad. Es gibt allerdings Sorten mit weit höherer Stabilität, die französische Varietät Moufla soll bis -23 Grad ertragen als "erwachsene" Pflanze. Sortenbeschreibungen und Frosthärteuntersuchungen gibt es unter "Informationsquellen". Aussagen zur Frosthärte sind jedoch stets mit Skepsis zu betrachten: Blätter  reagieren anders als Holz - und zwar mit gravierenden Sortenunterschieden! Die verschiedenen Sorten reagieren auch unterschiedlich auf Früh-, Dauer- oder Spätfröste, auf Wind in Verbindung mit Frost, auf Feuchtigkeit bei Kälte, auf krasse Temperaturunterschiede etc. pp.

"Da un punto di vista assoluto può essere che una varietà A che tollera il freddo più di una varietà B possa prolungare più di questa seconda la propria attività vegetativa; può succedere cioè che la varietà A, quando le temperature cominciano a calare, rallenti l’attività vegetativa più tardi della varietà B, proprio perché tollera temperature relativamente più basse. Nel caso però di un brusco abbassamento di temperatura è probabile che la varietà B resista di più, perché acclimatata prima. Un altro aspetto da non trascurare riguarda il fatto che, una volta acclimatato, l’olivo può perdere facilmente l’acclimatazione in occasione di periodi invernali con temperature miti; una perdita almeno parziale dell’acclimatazione sembra possa aversi in circa 6 giorni con temperature dell’aria superiori a 16° C. Questo aspetto deve essere tenuto presente proprio per le zone collinari del Settentrione, dove una buona esposizione a sud può rallentare l’acclimatazione oppure farla perdere, almeno in parte, nelle soleggiate giornate di gennaio." Giorgio Bargioni in "Undici varietà di olivo adatte agli ambienti con inverni freddi".

Eigene Übersetzung: "Absolut gesehen kann es sein, dass eine Varietät A, die frosthärter ist als eine Varietät B, ihre biologische Aktivität bei Abkühlung im Winter länger aufrecht erhält als B. Wenn es nun zu einem plötzlichen Tieffrost kommt, wird sie davon stärker betroffen als die weniger frostharte Varietät B, die sich schon in Winterruhe befindet. Weiter ist zu beachten, dass Oliven ihren eigenen Winterschutz zumindest teilweise sehr rasch wieder abbauen, wenn es zu Zwischenerwärmungen kommt. Sechs Tage mit Lufttemperaturen von über 16 Grad können dazu ausreichen. Dieser Aspekt sollte vor allem in den hügeligen Zonen im Norden Italiens beachtet werden, wo eine Südexposition die Winteranpassung verlangsamen oder in Teilen wieder aufheben kann an sonnigen Januartagen."

TIPP: Ausführlich über die Klimaentwicklung und das Regionalwetter informieren. Frostereignisse in Olivenanbauländern studieren.




ALLGEMEINE WINTERSCHUTZMAßNAHMEN

Themen: Frost Mulch Nässe Mineralstoffe

Grundsätzlich empfiehlt es sich, Pflanzen von mindestens vier Jahren Alter zu verwenden, die einerseits schon relativ stabil sind, andererseits aber noch jung genug, sich an den Standort zu adaptieren. "Rappelons que pour bien résister au froid, il convient de planter des oliviers d’au moins 4 ans d’âge."(Alain Perales, "Le Froid et l'Olivier de Provence").

Gegen Bodenfrost kann z.B. hoch gemulcht werden, damit in jedem Falle die frostempfindlichen Wurzeln erhalten bleiben. Dies empfiehlt sich nicht bei starken Wühlmaus- oder Maulwurfpopulationen, die werden sich unter dem Mulch im Winter heimisch einrichten und die Stöcke lockern, die Wurzeln ins Leere hängen lassen. Pflanzen im Kübel sollten keinesfalls im Freien überwintern, es sei denn in geschützer Postition und mit Kübeleinhüllung. Ebenso ist es ohne geeigneten Schutz problematisch, Olivenbäume erhöht zu pflanzen, auf einem Podest gleichsam (das ergibt zwangsläufig "kalte Füße" im Winter). Im Frühjahr sollte an sonnigen Tagen nach der Frostperiode der Mulch weggenommen werden, damit der Boden aufwärmen und abtrocknen kann. Feuchter Mulch kühlt durch Verdunstungskälte, Achtung! Mulch kann auch verhindern, dass tagsüber gespeicherte Wärme vom Boden nicht abgegeben wird bei Nacht. Mulch ist eine der in ihren Wirkungen ambivalentesten Kulturmaßnahmen und keineswegs immer Allheilmittel, oft gar kontraproduktiv!

Die Stämme sollten in strengen Wintern bis zum ersten Astansatz (mindestens 30 cm hoch) in Vlies eingewickelt und mit Mulch/Stroh umlagert werden. Ab -6 Grad sollten Jungpflanze ganz eingepackt oder überdacht sein. Ab -8 Grad empfiehlt es sich, bei Jungpflanzen zusätzlich zu "heizen", im freien Gelände etwa mit Kerzen oder Schwimmlichtern. Wer die Blätter erhalten will, sollte die Temperatur konstant zumindest über -5 Grad halten. Es gibt allerdings starke Sortenabweichungen, abhängig auch von Luftfeuchtigkeit, Adaptionszeit etc. - manche verlieren ihre Blätter schon bei den ersten Minusgraden, andere verkraften bis -8, in Ausnahmefällen noch niedriger, aber nur kurzfristig.

Ein geeigneter Schnitt sorgt dafür, dass Jungpflanzen möglichst rasch kurze starke Leitäste und starke Stämme entwickeln. Kalium (Pottasche) und Magnesium müssen ausreichend im Boden zur Verfügung stehen für die Regulation des Wasserhaushaltes in den Pflanzen und damit auch die Frosthärte.

TIPP: Viel ist schon gewonnen, wenn Sie die Auskühlung des Bodens und des unteren Stammbereichs (mind. 30 cm) verhindern durch Mulchen, Anhäufen von Blähton, Einhüllen in Vlies oder Stroh/Schilf. Feuchtigkeitsaufnehmendes Isolationsmaterial wie Mulch sollten Sie gegen Regen oder Schnee abdecken um Verdunstungskälte zu vermeiden. Wichtig ist auch, die Pflanzen bei Frost vor Feuchtigkeit/Nässe zu schützen!




PASSIVER FROSTSCHUTZ

Themen: Frost Winter Standort Boden Pflanzen Ernährung Schnitt

Der Begriff "passiver Frostschutz" umfasst alle Maßnahmen/Gegebenheiten, die kein aktives Eingreifen des Gärtners vor/in der Frostphase benötigen. Einige dieser Maßnahmen/Gegebenheiten wurden in den beiden vorangegangenen Abschnitten bereits angesprochen. Hier sollen sie systematisch zusammengefasst und ergänzt werden.

Grundlegend für den passiven Frostschutz ist die Standortwahl. Süd- bis Südwesthang sind zu bevorzugen. Eine windgeschützte Lage reduziert die "gefühlte" Kälte, die auch für Pflanzen von Bedeutung ist. Wärmesammler wie Steinmauern, ein Hang oder Wald in Nord-/Nordostlage, feuchter Boden und Gewässer sorgen bei Nachtfrost für Wärmezufuhr (Speicherwärme des Tages). Die Ableitung von Kaltluft muss gesichert sein - also keine Barrieren hangabwärts, kein hoher Bewuchs im Winterhalbjahr.

Bei der Sortenwahl ist auf die entsprechende Eignung zu achten, wobei nicht nur Frosttoleranz, sondern auch Feuchtigkeitstoleranz in unseren Breiten und in ähnlichen Grenzlagen zu berücksichtigen sind. Einfach nur auf die von Verkäufern angegebene "Tiefsttemperatur" die ertragen wird zu schauen, macht keinen Sinn. Oliven besitzen keine echte Frostakzeptanz. Wenn ihre Säfte gefrieren, stirbt das Gewebe ab. Oliven können sich nur auf zwei Wegen gegen Frost schützen: Durch die pflanzliche Eigenwärme und durch die Absenkung des Gefrierpunktes der Pflanzensäfte. Ersteres ist noch sehr wenig erforscht. Letzteres geschieht vor allem durch Zuckeranreicherung, auch Bitterstoffe und Aminosäuren senken den Gefrierpunkt im Pflanzenbereich. Mit Zuckerlösungen sind bekanntlich Gefrierpunkte unter -10 Grad möglich. Dichte Lösungen behindern den Stoffwechsel der Pflanze, weshalb dieser Frostschutz bei Oliven in Zwischenerwärmungen zügig wieder abgebaut wird - unterschiedlich in Abhängigkeit von der Sorte.

Eine gute Nährstoffversorgung der Pflanzen ist wichtig für die Zuckereinlagerungen. Kalium und Magnesium sind wichtig für die Regulation des Wasserhaushaltes. Der Schnitt sollte die Assimilationskraft fördern und Wärme bei der Pflanze halten. Dies bedeutet eine kompakte Gestalt, im Idealfall eher buschartig (was auch die Regenerationskraft nach Frostschäden fördert), sowie viel Blattmasse. Beides fördert bedauerlicherweise auch die Entwicklung von Pilzerkrankungen. Hier muss abgewogen werden.

Nachzudenken ist in Grenzlagen, besonders bei Buscherziehung mit alternierendem "auf den Stock Setzen", an eine massive Abstandsreduktion zwischen den Einzelpflanzen. Dies könnte den "chilling factor" reduzieren und den Aufbau eines eigenen Kleinklimas im Hain fördern. In meiner windigen Lage ist auch die Gefahr eine Occhio di Pavone-Förderung gering.




SCHUTZBÄUME

Andere Pflanzen können den Olivenhain frostfester auf unterschiedliche Weise machen. Die Anlage von Hecken oder gar schmalen Waldstreifen insbesondere gegen Norden und Osten schützt vor kalten Luftströmungen und reduziert den "chilling factor". Waldstreifen sind effektiver, erfordern aber mehr Zeit und vor allem ein komfortableres Gelände. Hecken sind ab 20 Meter Länge dauerhaft geschützt. "Wald" wird ab einer Fläche von 1000 Quadratmeter unter Umständen problematisch durch Abstandsregeln für Gebäude etc. Also stets die jeweiligen Regelungen im Bundesland und vor Ort prüfen, mit dem zuständigen Förster reden.

Zum Randschutz könnte bei jungen Anlagen mit niedriger Erziehung unter den Bedingungen der Klimaveränderung nicht nur in Grenzlagen die Pflanzung von Schirmbäumen treten, die den Wärmeverlust in Strahlungsnächten reduzieren und allgemein ein günstiges Kleinklima mit Temperatur- und Feuchtigkeitsregulation schaffen. In Obstanlagen wird dies bereits erfolgreich praktiziert. So stehen in Kalifornien Dattelpalmen über Zitronen, in Alabama Kiefern über Mandarinen und in Brasilien Akazien über Kaffeesträuchern. Diese Schutzbäume erschweren allerdings die Arbeiten im Olivenhain. Da in unseren Breiten vor allem Kiefern sich anbieten, ist langfristig auch mit einer Bodenversauerung zu rechnen.

Es wäre sicherlich hilfreich, hierzu eine Versuchsanlage einzurichten. Zu lernen ist dabei im Vorfeld von den kulturell überlieferten Traditionen und den jüngeren Erfahrungen der Permakultur mit "Waldgärten". Leider ist mein eigenes Gelände dazu wegen der geringen Ausdehnung und der windigen Lage wenig geeignet. Meine Kiefern würde es umdrücken, wie die im benachbarten Wald am Rand stehenden Einzelexemplare.




THERMOFOLIE/LUFTPOLSTERFOLIE

Themen: Frost Wärmespeicherung Pilze

Ich habe im Winter 2008/09 nach unbefriedigenden Versuchen mit einlagiger Folie eine UV-stabilisierte dreilagige Gärtner-Luftpolsterfolie verwendet. Einfache Folie hat kaum einen Isolationseffekt, der die Abkühlung bei Nacht hinauszögert und die Wärme bei einer Heizung durch Kerzen innen hält. Außerdem bildet sich rasch Kondenswasser, das ein ungünstiges Innenklima schafft. Die Luftpolsterfolie ist allerdings aus PE und dieses Material hat den Nachteil, durchlässig für langwellige Strahlung von innen nach außen zu sein (im Unterschied zu PVC oder Glas, die daher einen stärkeren Treibhauseffekt erzeugen) - was durch die Luftpolster teilweise kompensiert wird.

Bei einer Testserie zeigte sich, dass die nächtliche Tiefsttemperatur (allerdings nur diese, in einem engen Sektor) ohne "Heizung" durch Kerzen unter der Folie fast durchgängig tiefer lag, als ohne Folie - bis zu 2 Grad! Eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt teilte mir mit, dass dieser Effekt von Folientunnels her bekannt sei - in "Strahlungsnächten". Also klaren Nächten, in denen die langwellige Strahlung vom Boden ungehindert nach oben weg kann, nicht reflektiert wird z.B. von Luftfeuchtigkeit. Warum die langwellige Strahlung aus der Folienhülle stärker verloren geht als außerhalb, konnte mir bisher niemand befriedigend erklären. Zudem konnte ich den Effekt bei meinen Hüllen auch bei bedecktem Himmel beobachten.

Seltsamerweise hatte ich dennoch bei nächtlichen -12,5 Grad erste starke Schädigungen bei Pflanzen ohne Folienhülle, während die mit Hülle ungeschoren davon kamen. Eine Erklärung kann der Windschutz sein, der tagsüber im Holz gespeicherte Strahlungswärme oder auch Eigenwärme der Pflanze zurückhält, die von meinen Temperaturmessungen nicht erfasst wurde.

Thermofolie ist gut geeignet, um Heizeffekte wirkungsvoll zu machen. Allerdings muss dabei auf Brandgefahr geachtet werden! Problematisch ist Thermofolie durch den Aufheizeffekt bei Sonneneinstrahlung und durch die Feuchtigkeitsbildung innen.

TIPP: Bei Verwendung einer Thermofolie als Pflanzenhülle muss bei Sonnenschein tagsüber oben geöffnet, eventuell sogar die ganze Folie abgenommen werden, um ein Überhitzen der Pflanzen und den Verlust der Abhärtung zu vermeiden. Grundsätzlich halte ich Vlies (s.u.) für geeigneter.




VLIESHÜLLEN

Themen: Isolation Sonneneinstrahlung Nässe

Bessere Isolationseigenschaften als Themofolie hat helles Thermovlies, da es sich bei Sonneneinstrahlung nicht so aufheizt und atmungsaktiv ist. Es eignet sich auch gut als äußere Ergänzung zur Thermofolie, da es Sonneneinstrahlung reduziert. Nach den Erfahrung in den Wintern 2010/11 und 2011/12 ist die Kombination von Thermofolie und mindestens doppelter Vlieshülle ein guter WinterschutVlieshülle Winter Olivenbaumz. Allerdings muss auch für eine großflächige Bodenabdeckung durch trocken gehaltenen Mulch (ideal: Laub) gesorgt werden.

Die Luftpolster-/Thermofolie schafft ein effektives Isolationspolster, verhindert ein Austrocknen der Pflanze und schützt die Pflanze vor Nässe durch Regen oder Schnee. Seine Problematik ist allerdings der Aufheizeffekt bei Sonneneinstrahlung, Hitzestau und gelegentlich leichte Kondenswasserbildung. Helles Thermovlies schützt ergänzend als Puffer vor Sonneneinstrahlung, vor Wind und vor Frost. Bei Doppellage schützt es auch ausreichend gegen Regen!

Auf dem Doppelbild links ist links die Einpackung im Winter, rechts die ausgepackte Pflanze Anfang April 2011 zu sehen. Nach vier Monaten Dauereinpackung mit Thermofolie und doppelter Thermovlieshülle war die Pflanze weitgehend im gleichen Zustand wie vor dem Einpacken! Die Blätter hat sie dann allerdings großteils abgeworfen. Im Frostfebruar 2012 ist die gleiche Pflanze bei gleichem Schutz erfroren. Der Frost war zu lange und zudem fehlte eine isoliernde Scheeschicht für den Boden, so dass der Boden vollkommen durchfror über mehrere Tage. Ich hatte eine ausreichende, großflächige Boden- und Verpackungssaumabdeckung versäumt.

Als Vlies habe ich Thermovlies M85 eingesetzt, das von Averdieck und anderen Gartenbauexperten gut getestet wurde und mir auch einen sehr guten Eindruck macht bisher. Die Eigenschaften: Lässt tagsüber kurzwellige Strahlung durch und hält nachts langwellige Infrarotstrahlung innerhalb der Hülle zurück; gute Feuchtigkeitsregulation; keine Hitzestaus (wie unter Thermofolie).

Vlieshüllen alleine habe ich im Winter 2012/13 erstmals erprobt. Die Alternativen "Thermofolie plus Vlies" versus "Mehrlagiges Vlies alleine" haben sich in unterschiedlichen Wintern auch unterschiedlich bewährt oder eben auch nicht. Thermofolie plus Vlies ist in Wintern mit kurzfristigen Tiefstfrösten und geringen Temperaturschwankungen sicherlich effektiver. Vlies alleine dagegen in Wintern mit hohen Temperaturschwankungen und langen sonnigen Perioden. Ich bin bei Vlies geblieben, konnte den Einsatz jedoch weit zurückfahren dank milderer Winter und stabilerer Pflanzen (Stand Winter 2023/24). Zur Fixierung der Vliese an den Pfosten helfen mir "Omega-Klammern" (Gewächshausklammern), die das Vlies auch bei Starkwind gut festhalten.

Grundsätzlich muss damit gerechnet werden, dass die Oliven bei längerer Einhüllung die Blätter verlieren. Das kann reduziert werden durch dünnere Hüllen - damit Licht an die Pflanzen kommt und der Feuchtehaushalt besser geregelt wird. Sinnvoll ist es auch, die Hüllen möglichst luftig um die Pflanze zu legen - wohl dem, der in einer windgeschützten Lage ist! Optimal sind zweigliedrige Hüllen, deren oberer Teil abgenommen werden kann bei günstiger Witterung.

TIPP: Doppelt genommen ist Thermovlies auch ein guter Regenschutz. Bei Schneefeuchte und Starkfrost ist kurzfristig auch eine dritte Lage sinnvoll. Allerdings: Oliven benötigen auch im Winter Sonnenlicht! Daher nicht zu dicht einpacken bzw. nur kurzfristig mit dritter Lage und zweite Lage v.a. nach Nordost.



VLIESIGLUS

Themen: Frost Windstress Bodenabdeckung

Im Winter 2009/10 habe ich Vliesiglus gebaut. Sie sind auf einem Foto unten bei den Vliestunnels zu sehen. Als Träger habe ich die Stützpfähle der Bäume und gekreuzte 6mm-Federstahlstangen von 5 Meter Länge verwendet. So habe ich elf Bäume einzeln in "Iglus" von etwa 1.50 Meter Höhe und etwa 2.2 Quadratmeter Grundfläche eingepackt. Das Vlies habe ich teilweise mit Klammern an den Federstahlstäben befestigt. Am Boden habe ich das Vlies mit Steinen beschwert, um Windverwehung zu verhindern. Bei Starkwind hielt diese Konstruktion allerdings nicht, sondern musste stets abgebaut und wieder neu aufgebaut werden.

Iglus haben gegenüber einfachen Hüllen den Vorteil, dass man sie betreten kann und die Pflanzen mehr Raum zur Verfügung haben. Zudem bedecken sie eine größere Bodenfläche und nutzen so die Bodentermik besser. Allerdings versagen die "geothermischen" Effekte völlig bei länger anhaltendem tiefem Dauerfrost wie im Februar 2012. Der entscheidende Nachteil von Iglus ist die große Angriffsfläche für Wind. In meiner eher exponierten Lage hat es die Iglus gelegentlich heftig gebeutelt, was hohen Arbeitsaufwand erforderlich machte!

Bis etwa -4 Grad hatte ich auch bei mehrtägigem (bis zu einer Woche) Dauerfrost keinen Bodenfrost in den Iglus. Der Temperaturgewinn zur Außentemperatur beträgt 3-5 Grad - wenn nicht Starkwind herrscht. Mit Kerzen oder Öllichtern lässt sich diese Konstruktion bei tiefer gehenden Außentemperaturen und wenig Wind gut "beheizen". Es ist zusätzlich sinnvoll, die Pflanzen in der Iglu-Hülle auch noch direkt in Vlies einzupacken, insbesondere im Stammbereich, und den Boden um den Stamm mit Laub etwa 30 Zentimeter hoch abzudecken.

Grundsätzlich sind Iglus eine gute Wahl, aber nur in windgeschützten oder zumindest nicht besonders exponierten Lagen sinnvoll einsetzbar. Allerdings benötigt man einen Lagerraum für die Federstahlstäbe. In der Regel ist eine Garage dafür ausreichen, da die Teile wenig Platz benötigen, nur die entsprechende Länge.

TIPP: Iglus sind vor allem in windgeschützten Lagen auch für etwas voluminösere Einzelbäume sinnvoll.




KOMBINIERTE, STUFIGE EINHÜLLUNG

Themen: Wechselfrost Bodenfrost Windstress

In den Wintern 2015/16 und 2016/17 habe ich eine kombinierte Einhüllung entwickelt, die mit drei Stufen arbeitet. Stufe Eins ist die Einhüllung der Stämme bzw. bei buschartigen Pflanzen Bodenabdeckung und Einhüllung bodennaher Pflanzenteile vor den ersten November- oder Dezemberfrösten (ab -2, bei akklimatisierten Pflanzen ab -6 Grad). Mittelfristig möchte ich alle Pflanzen auf Buschform umbauen, aber vorläufig gibt es noch einige mit Stämmen. Stufe Eins muss nur bei Büschen bzw. in der Umbauphase starker Zweigentwicklung im bodennahen Bereich Rücksicht darauf nehmen, ob die Pflanzen noch Sonnenlicht abbekommen (ist der Fall bei 1-2facher Umhüllung). Stufe Eins hat die Aufgabe, die bodennahe Kälte von der Pflanze abzuhalten und gut entwickeltes älteres Holz im unteren Bereich zu schützen. Bodennah sollten mindestens vier Lagen (eventuell durch Knüllen zu erreichen) eingesetzt werden, die auch einen Teil des Bodens abdecken, bei nackten Stämmen drei bis vier Lagen, bei stärkerem Astbewuchs ein bis zwei Lagen.

Über die Stammumhüllung bzw. Abdeckung des bodennahen Bereichs kommt als Stufe Zwei die Kroneneinhüllung, die noch Sonnenstrahlung/Licht in ausreichendem Maße (außreichend für den Winterstoffwechsel) durchlassen sollte, also ein- bis zweilagig gestaltet ist. Ich selbst achte darauf, nach Nord und Ost zwei Lagen, nach Süd eine Lage einzusetzen durch entsprechendes Falten des Vlieses. Die Kroneneinhüllung sollte die Stammeinhüllung überlappen, damit sie das Eindringen von Regen/Schnee in die Stammeinhüllung oben verhindert. Stufe Zwei ist notwendig, sobald bei Frost mit Regen/Niederschlägen zu rechnen ist. Auch Schnee kann als Feuchtigkeit in die Stammeinhüllung eindringen, wenn er etwa unter Sonneneinstrahlung taut. Bei anschließendem Nachtfrost kann das für den Stamm fatal werden.

Stufe Drei sollte vorbereitet sein durch ein passendes Gerüst oder eine Überspannung mit Federstahlstäben. Ich selbst arbeite mit Federstahlstäben der Stärke 6 Millimeter, in zwei Längen, 5 Meter und 2,50 Meter. Über diese Vorrichtung wird dann ein weiteres Vlies zusätzlich zu Stamm- und Kroneneinhüllung geworfen, sobald Frost im zweistelligen Bereich droht. Diese Maßnahme ist aufwendig und überdies windanfällig. Allerdings sind Tiefsttemperaturen im Winter selten mit Starkwindereignissen verbunden. Stufe Drei sollte nur bei kurzfristigem Bedarf aktiviert werden. Das Vlies sollte also wieder abgenommen werden, sobald die Witterung sich entspannt.

Bewährt haben sich zur Fixierung des Vlieses die sogenannten "Vielzweckklammern" (Foldback-Klammern, Binder-Clips), die in Schreibwarenhandlungen und den entsprechenden Abteilungen von Supermärkten problemlos zu bekommen sind. Bei Federstahlstäben bis zu 6mm Durchmesser sind die 19mm-Klammern optimal. Mit denen lassen sich auch mehrere Vlieslagen miteinander verbinden/fixieren. ABER: Diese Klammern sind leider in der Regel nicht rostfrei.




VLIESTUNNELS

Themen: Frostschutz Verfrühung Wind

Für meine in Reihen gepflanzten Oliven habe ich ergänzend zu den Iglus Tunnels konstruiert. Nach einigen Versuchen und den Erfahrungen mit "Daisy" (85 kmh) habe ich drei Vliestunnels von je 21 Meter Länge, 1.60 Meter Höhe und 2.70 Meter Breite, mit vier Stützpfählen und dreizehn Federstahlstäben, die mit Rolladengurt und Erdankern verspannt waren, sowie ein Vliestunnel von 1,40 MeterVliestunnel Höhe und 1,90 Meter Breite gebaut.

Bei den Tunnels kam ein besonderer Nachteile von Vlies zum Tragen: Es saugt sich bei längerem und/oder stärkerem Regen voll und wird dann schwer. Federstahl alleine als Träger ist dann zu schwach, da waren die Stützpfähle der Bäume unabdingbar notwendig. Die Konstruktion muss gut gegen Wind verzurrt werden, um Scheuerschäden am Vlies oder ein "Abheben" der Tunnelkonstruktion zu verhindern (Flugzeugflügeleffekt). Bei Starkwind ist das Vlies kaum stabil zu halten, womit Kälte unter das Vlies strömen kann. Der Bau-/Abbauaufwand ist insbesondere in windigen Lagen recht hoch (ab Windstärke 6 ist Abbauen angesagt).

Die Vliestunnels haben sich bei starkem Schneefall nicht bewährt - unter dem Gewicht des Schnees haben sich die Tunnels verformt, das Vlies musste regelmäßig vom Schnee befreit werden. Im Winter 2009/10 waren acht Schneeräumaktionen notwendig, um das Problem in den Griff zu bekommen. Lösung: Tunnels möglichst eng bauen, max. 1,80 Breite. Möglichst 1 Federstahlstab 6mm pro Meter - bei stärkeren Stäben ist eventuell auch ein größerer Abstand möglich.

Tunnels sind bei Extremfrost allerdings effektiver zu "beheizen" als Iglus: Geringere Abstrahlfläche in Pflanzennähe, bessere Bodenwärmenutzung, bequemerer Einsatz/Ersatz von Heizequipment durch Begehbarkeit. Bei Schneelast schneiden Iglus besser ab als Tunnels, Schnee kann besser abgleiten, sammelt sich nicht als Last oben.

TIPPS: Feuchtes Vlies gefriert schon bei Annäherung an den Gefrierpunkt. Daher rechtzeitig aufbauen, ehe das Vlies unbeweglich wird! Bei starken Temperaturwechseln ist mit stürmischen Winden zu rechnen!  Tunnels sollten vor Schneefall aufgebaut sein, da eine Schneelage in den Tunnels die Innentemperaturen um 2-3 Grad absenkt.




SCHUTZZELT

Themen: Kontrollierbarkeit Winterstoffwechsel

Oliven haben als immergrüne Pflanzen auch Stoffwechsel im Winterhalbjahr, verbrauchen Wasser, assimilieren, wachsen sogar. Andererseits benötigen sie zur Blütenentwicklung durchaus auch einen Kälteimpuls im Winterhalbjahr. In unseren Breiten sind sie daher vorläufig im Kalthaus am besten aufgehoben den Winter über.

Unter den Voraussetzungen meiner Freiland-Experimente habe ich dies in den Wintern 2009/10 und 2010/11 durch den Aufbau von zwei Steilwandzelten für vier der größeren Oliven, die auf Grund der Kronenentwicklung auch nur schwer unter Hüllen zu bekommen waren, zu simulieren versucht. Die Zelte stammten aus den 60er Jahren, hatten den ersten Wirtschaftswunder-Urlauben am Mittelmeer gedient und waren insofern schon historisch eng mit Oliven verbunden. Den Oliven taten diese Zelte auch wirklich gut. Für mich und helfende Freunde war der Arbeitsaufwand jedoch enorm. Die Zelte mussten aufwendig gegen Stürme gesichert werden, bei einem drohenden Orkan haben wir sie sogar abgebaut. Dazu kam, dass sie - ähnlich wie die Vliestunnels - regelmäßig von Schneelasten befreit werden mussten. Ein Zelt ist unter der Schneelast im Winter 2010/11 zusammengebrochen, was eine Olive Krone und Stamm gekostet haben.

Die Zelte haben als Schutz alleine nicht ausgereicht. Die Pflanzen waren im Zelt auch noch, lockerer als die draußen, eingehüllt. Dazu kam Kerzenheizung bei tiefem Frost. Ein Aufwand, der nur experimentell zu rechtfertigen ist und auf Dauer natürlich nicht geleistet werden kann. Dieses Experiment muss ich daher als gescheitert betrachten und ich kann nur von Nachahmung abraten.

Allerdings boten die Zelte auch ein geräumiges Lager für die Heizelemente der anderen Anlagen (Tunnels und Iglus) - und ich verdanke ihnen einige sehr romantische Winter-Momente. Im Frostfebruar 2012 hätten sie vermutlich meine vier verbliebenen Einzelbäume von 2008 erhalten können. So macht man eben seine Erfahrungen.

TIPP: Zelte sind als Winterschutz für Oliven nur in sehr wenigen seltenen Ausnahmesituationen wirklich sinnvoll/notwendig. Der Arbeitsaufwand ist enorm!




LAUBKÖRBE

Themen: Bodenfrost Winddruck

Für Neuaustriebe in Bodennähe nach Stammverlust durch Frost habe ich für den nachfolgenden Winter einen einfachen und wirkungsvollen Schutz gefunden: Umgestülpte Kartoffelkörbe, mit Laub gefüllt und mit Vlies eingehüllt.

Die Kartoffelkörbe sind aus Kunststoff und haben einen Durchmesser von 45 Zentimeter und eine Höhe von 32 Zentimeter - was ein Volumen von etwa 30 Litern ergibt. Das Laub stammt aus dem Buchenwald, der unmittelbar an mein Grundstück grenzt. Es ist wichtig, die Körbe wirklich bis oben hin zu füllen. Wenn das Laub beim Einfüllen gepresst wird und dann die Körbe zügig über die Oliven gestülpt werden, ergibt sich eine lockere Komplettfüllung, auch wenn natürlich einiges an Blättern daneben geht beim Umstülpen.

Die Griffe machen es möglich, die Körbe einfach mit Zeltheringen am Boden zu befestigen, was die Konstruktion enorm windstabil macht. Auch Stürme können der nichts anhaben. Über die Körbe kommt dann noch eine Doppellage Vlies als zusätzliche Wärmeisolation, mit Schnüren und den Heringen fixiert. Derart geschützt haben den Winter 2011/12 mit seinem strengen Februar-Dauerfrost eine Bianchera und ein Leccino mit grünem Veredelungsholz und vitalen Blättern überlebt!

Die Schwäche dieser Lösung ist die geringe Höhe. Längere Austriebe müssen gekürzt oder eingekrümmt werden. Bisher habe ich noch keine höheren Körbe gefunden, die windstabil, wetterfest, problemlos am Boden zu befestigen und einigermaßen preiswert sind. Niemand produziert Kartoffelkörbe mit 60 Liter Inhalt, weil die keiner tragen kann. Wäschekörbe sind zu schlank oder sonst in der Form ungeeignet gebaut.

Bei längeren Wintern besteht allerdings die Gefahr, dass Laub und dünne Zweige unter dem Laub absterben, aus Lichtmangel wohl.

TIPP: Nicht zwischendurch mal auspacken um nachzuschauen, wie es den Pflanzen geht, sondern geduldig den ganzen Winter so belassen. Nach dem Auspacken den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens bei der Pflanze prüfen und gegebenenfalls gießen und/oder Blätter am Abend besprühen.




AKUTE FROSTSCHUTZMAßNAHMEN

Themen: Aufwandreduzierung Flexibilität Kurzfristigkeit

Um nur kurzfristig auf eine vorübergehende Tieffrostlage im Winterhalbjahr (und die scheinen sich zu häufen) reagieren zu können, sind die bisher genannten technischen Maßnahmen zu aufwendig und unflexibel. Daher suche ich noch immer nach einer idealen "Kleinlösung".

In Kalifornien wird als Frostschutz ein Polymerspray empfohlen, das unmittelbar auf die Pflanze eine dünne Membran aufsprüht, die bis zu 50 Tagen haftet (Anti-Stress Polymer California). Allerdings beziehen sich die Erfahrungen auf Frost geringfügig unter Null! "In mid December 1990, central California suffered a devastating freeze. The impact was especially damaging to the citrus and ornamental industries. Temperatures were recorded in the high teens for four days and nights. Anti-Stress was still considered a new product on the market and was being field tested in several areas partly because of the results of the 1989 test." Aus: "Anti-Stress Proven Effective in Reduced Frost/Freeze Damages". Nun bedeutet "high teens" (15-19 Fahrenheit) zwar Temperaturen unter -9,4 Grad, in der Versuchsbeschreibung selbst ist dann aber nur von minimal 28 Fahrenheit (-2,2 Grad Celsius) die Rede.

Denkbar ist, dass ein Strukturschaum aus Kartoffelstärke z.B.  weiter helfen könnte - ähnlich wie das in der Spielzeugwelt von "Fischer TIP" verwendete Produkt. Für die Magerwiese dürfte das keine negativen Effekte haben, lediglich das Bodenleben aktivieren im Bereich der stärkeabbauenden Bakterien. An den Pflanzen könnten die Reste der Polysaccharide Pilze anziehen. Aber der erste größere Regen dürfte diese Art von Frostschutz ohnedies weitgehend komplett abspülen. Die Frage ist nur, wie die Olivenblätter auf diese Kompletteinhüllung reagieren. Das sollte erprobt werden.

Beregnung als Frostschutz ist bei Oliven sinnlos. Diese Maßnahme kann nur für kurze Zeiträume bei anderen Obstbäumen zum Blüteschutz im Frühjahr eingesetzt werden, da sich ein Eispanzer aufbaut, der nach einigen Tagen zu dick und zu schwer wird. Nicht primär der Eispanzer selbst leistet ja den Frostschutz, sondern die entstehende Gefrierungswärme.

In französischen Obstanlagen werden in kurzfristigen Frostnächten zur Blütezeit Riesenkerzen eingesetzt. Für Oliven scheint mir das wenig sinnvoll, da die Blüten auch von anderen Stressfaktoren wie Starkwind, Trockenheit oder Temperaturen unter 5 Grad Plus geschädigt werden können. Holz und Blätter halten einen kurzfristigen Spätfrost in der Regel unbeschadet aus.

TIPPS: Leider noch keine brauchbaren!



HEIZUNG

Problem: Extremfrost Jungpflanzen Blattverlust

Grundsätzlich: Gute Bodenabdeckung plus eine Kombination von Thermofolie und mehrlagiger Vlieshülle sind effektiver als Heizung - aber im Materialeinsatz aufwendiger und bei anhaltendem Frost im zweistelligen Bereich (Februar 2012) nicht ausreichend.

Ab -12 Grad wird es auch für froststabile Olivensorten, insbesondere bei Jungpflanzen, existenzbedrohend. Spätestens ab -10 Grad sollte daher die isolierende Abdeckung/Einhüllung verstärkt oder durch aktive Wärmezufuhr ergänzt werden (Blattverlust und Absterben junger Zweige kann damit allerdings nicht sicher vermieden werden). In den 50er und 60er Jahren wurden in Deutschland Weinberge und Obstanlagen bei Spätfrösten mit Geländeöfen "beheizt" - dabei gingen angeblich schon mal 2500 Liter Heizöl pro Hektar in einer Nacht drauf! Öl war damals noch billiger. Zudem wurde wohl auch Altöl verbrannt. Der Heizeffekt war im übrigen weitgehend indirekt: Die Rauchschwaden der Ölöfen bewirkten einen Treibhauseffekt, hielten Wärmestrahlung in Bodennähe zurück.

Unter den Petroleum-Heizungen für Camper, Segler etc. sind nach verschiedenen Einschätzungen (Internetrecherche) am besten Tonysun und Foetsie geeignet (ab 35 Euro aufwärts). Spezielle Petroleumheizungen für Gewächshäuser haben ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere die kleinen "Frostwächter" (bei Gärtner Pötschke z.B.), die nur etwa 100 Watt Leistung bringen, dafür allerdings den Vorteil haben, mit einer Füllung bis zu 14 Tage durch brennen zu können!

Gasheizungen sind sehr aufwendig und die Ventile können vereisen. Zeltheizungen mit Kartuschen sollten unten offen stehen, damit die Verdunstungskälte abziehen kann. Dies reduziert die Gefahr von Ventilvereisung.

Wer Stromanschluss hat, kann auch ein Heizkabel/Heizband verwenden, das geht allerdings ins Geld bei größeren Strecken. Billiger sind bescheidene Lichterketten, dazu gibt es Berichte in verschiedenen Exotenforen. Ich habe mit beidem keine Erfahrungen, bei "Conrad" gibt es relativ günstige Angebote.

In allen Fällen ist natürlich eine Einhüllung Grundvoraussetzung, sonst verpufft die geringe Wärmeproduktion.

TIPP: Vor einer größeren Investition nicht nur gut informieren, sondern das anvisierte Heizmodell auch mal ausprobieren. Bei Gas kommt es gerade in den riskanten Tieffrostphasen schnell zu Ventilvereisungen.




KERZEN, SCHWIMMLICHT

Themen: Ökonomie Dauerfrost Mobilität

Unabhängig von Stromversorgung und günstiger als Öl- oder Gasheizungen sind Dauerkerzen. Optimal ist die Variante mit Metalldeckel vom DM-Drogeriemarkt, eingestellt in Konservenbüchsen für die Stand- und Brandsicherheit und um ein gleichmäßiges Abschmelzen des Wachses durch Wärmehaltung zu erreichen. Noch billiger und effektiver, aber etwas schmuddelig ist die Verwendung von Schwimmlichtern (s. Foto) - Lieferant "Stuga-Cabana"/"Hytta" - Suchwort "Nachtlicht". Dazu werden Konservenbüchsen oder Gläser (für Konfitüre, Honig o.ä.) mit billigem Raps- oder Olivenöl gefüllt, darauf kommt ein Dochtschwimmer. Öllicht heizt bei gleicher Flammengröße etwa 20-30% besser als Kerzen, kann einfach nachgefüllt werden und ist durch zusätzliche Flammen "erweiterbar" (ausprobieren, nicht für unbeaufsichtigten Dauerbetrieb geeignet, da sich die Flammen gegenseitig stören können bis zum Verlöschen). Die Heizleistung liegt bei 40-60 Watt pro Flamme. Verbraucht werden beim Standarddocht von Hytta etwa 4 Gramm Öl pro Stunde und Flamme, der Temperaturgewinn machte bei meiner Thermofolie-Anlage 3-5 Grad pro Flamme auf einem Meter Höhe aus. Sicherheitsabstand von der Hülle beachten!!!

Ich habe die nur bei hohen Minusgraden verwendet, um Brandgefahr auszuschließen und eine Wärmespannung in der Pflanze (kalte Füße, warmer Kopf) zu vermeiden. Wenn die Schwimmlichter nicht verwendet werden, sollten hohe offene Ölbehälter eingesammelt und weggestellt werden, da sonst hungrige Mäuse darin ertrinken können. Mäuse knabbern übrigens auch gerne am Stearin von Kerzen. Zu beachten ist auch, dass Öllichter empfindlicher als Dauerkerzen sind und gelegentlich verlöschen durch Zugluft oder Zähigkeit des Öls bei Tiefsttemperaturen.

Für Winzer und Obstbauern gibt es seit einigen Jahren die Stopgelkerzen/Frostkerzen. Sie bestehen aus 6 kg Weichwachs und einem Riesendocht. 200 Kerzen pro Hektar sollen bis -2 Grad schützen bei Spätfrösten. Sind nur auf Bestellung zu bekommen. Irritierend: Geworben wird mit geringer Rauchentwicklung der Kerzen. Meines Wissens war die Rauchentwicklung Hauptfaktor des Frostschutzes bei den Weinbergheizungen in den 50er und 60er Jahren, um die Wärmeabstrahlung zu reduzieren. Dabei wurde gerne Altöl eingesetzt.

TIPP 1: Ein Schwimmlicht lässt sich einfach selbst bauen aus einer Scheibe Weinkorken mit einem Loch in der Mitte, in die ein gerolltes Stück Küchenkrepp/Küchenpapier von ca. 2 cm Länge als Docht gesteckt wird. Die obere Fläche der Korkscheibe mit Alufolie bedecken, da sonst die ganze Korkscheibe als Docht wirkt und zu brennen beginnt (starke Rußbildung!). Haushaltskrepp als Docht neigt auch zum Rußen, dünn gerollte und kurze Dochte verwenden!

TIPP 2: Gläser haben als Öllichtträger folgende Vorteile: Rostfrei, verschließbar, glatte Innenfläche an welcher der Schwimmer nicht hängen bleiben kann, bessere Wärmespeicherung. Nachteil: Können je nach Fabrikat bei Temperaturspannung springen, für selbstgebastelte Schwimmer daher nicht uneingeschränkt zu empfehlen, auch sonst ist Vorsicht geboten.




VERRÄUCHERN/VERNEBELN

Vor allem in den 50er Jahren wurden in Weinbergen zum Schutz bei den Eisheiligen großflächig Heizöfen eingesetzt. Wenig bekannt ist, dass dieser Ofeneinsatz nicht nur der Wärmeerzeugung, sondern auch der Raucherzeugung diente. Manche Winzer, etwa im Heilbronner Raum, verbrannten gar ausgediente Autoreifen! Der Rauch sorgte dafür, dass Strahlungsverluste reduziert wurden. Später wurden, auch in Obstbaumwiesen, Rauchkerzen oder Rauchbündel eingesetzt. Inzwischen ist dies aus Umweltschutzgründen verboten. Stattdessen wird mit Nebelmaschinen gearbeitet. Der Aufwand ist allerdings enorm und für Olivenanlagen nicht sinnvoll, da negative Effekte zu befürchten sind wie die Förderung von Occhio di Pavone bei nachfolgender Erwärmung.




SORTENPORTRAITS ITALIEN

Ich berichte hier vorrangig von eigenen Erfahrungen, habe aber auch einige Sorten aufgenommen, die von anderen Olivenfreunden in Deutschland erprobt werden oder mir sonst besonders interessant scheinen. Alle genannten Sorten sind als froststabil bekannt oder werden als solche gehandelt. Dass ich hier zunächst italienische Varietäten anführe, liegt zum einen daran, dass diese Sorten teilweise in Deutschland gut zu bekommen sind, zum anderen an ihrer besonderen Eignung für unsere Lagen. Beim Direkteinkauf von Olivenbäumen sind die Baumschulen in Pescia aus Deutschland auch besser zu erreichen als südfranzösische Baumschulen. Links zu den einzelnen Sorten und zu wissenschaftlichen Untersuchungen der Frosthärte finden sich bei meinen "Informationsquellen".

Ascolana kommt aus den Marche und ist in ganz Italien, Kalifornien, Mexiko und Argentinien verbreitet. Ausgesprochen verhalten im Wuchs sowohl unter- wie oberirdisch. Ascolana hat ein wunderschönes Holz und satt dunkelgrünes Laub. Die Varietät ist sehr froststabil (aber wenig regenerationsfreudig - zurückhaltend schneiden!) und wird als Speise- und Ölolive geschätzt. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist sie sehr gut zur Erziehung einer schlanken, aufrechten Form mit dichter Krone geeignet (gut einzupacken im Winter), aber auch für Busch-, Zylinder- und Halbstammerziehung. Wachstum spontan wie eine Weihnachtstanne.

Canino kommt aus dem Latium und ist allgemein robust, wird daher auch gerne im Bioanbau eingesetzt. Die Forsthärte wird in der Forschung überwiegend als "medium" eingeschätzt. Produziert ein würziges Öl mit interessanten Kräuteraromata. Ich selbst habe diese Varietät nicht erprobt, aber ein inzwischen wieder aufgegebener Kölner Olivenhain setzte auf diese Varietät für Deutschland, der zweite Kölner Olivenhain hat einige Exemplare zu Versuchszwecken gepflanzt.

Ghiacciola/Ghiacciolo trägt die Frosthärte schon im Namen. Angebaut vor allem in der Emilia-Romagna. Kommt auch gut mit Feuchtigkeit zurecht. Sehr widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten. Kräftiger Wuchs, Neigung zu hängender Krone. Intensiv gelb-grün gefärbtes Öl mit starkem Aroma.

Leccino ist die Leitvarietät der Toskana und darüber hinaus weltweit verbreitet. Der Leccino-Baum zeichnet sich durch stabiles Holz, Wuchsfreude und eine schmackhafte Frucht mit qualitätsvollem, eher mildem Öl aus. Bei mir hat er sich in den drei harten Wintern von 2008 bis 2011 wacker gehalten. Dem Februar 2012 hielt auch diese Sorte nur wenig Stand, schlechter als Olivastra Seggianese. Besonders geeignet für die Halbstamm-Vasenerziehung. Wachstum spontan wie eine Weihnachtstanne.

Leccio del Corno wird vor allem in der Toskana angebaut. Diese Varietät ist ausgesprochen wuchsfreudig und neigt zu einer aufrechten, ausladenden Krone. Wurde im Frostfebruar 1956 als stabile Varietät selektiert. Die längliche Frucht reift spät. Hat sich bei mir nicht bewährt.

Maurino ist eine weitere Charakterart der Toskana. Diese Olivensorte entwickelt ein vitales Holz mit länglich-hängender Struktur und ist wind- sowie feuchtigkeitsstabil. Der hängende Kronenbau schafft gemeinsam mit den silbrigrünen, länglich-schlanken Blättern eine sehr reizvolle Baumgestalt. Leider wenig froststabil. Das Laub bleibt trotz Schädigungen nach dem Winter lange haften und täuscht bis Mai über seinen Zustand! Schmackhaftes, hoch geschätztes süß-fruchtiges Öl.

Olivastra Seggianese gedeiht in der Region um den Monte Amiata bei Seggiano (Provinz Grosseto) auf 300 bis 600 Meter Höhe. Sie bildet ein sehr froststabiles, schlank-ausladendes Holz mit einer ausgeprägten Neigung zur Warzen- und Rissbildung unter feuchten Klimabedingungen. Erfreut mit Vitalität und frühem Neuaustrieb. Geschmack bei mir eher fad, Öl wird als "mild-fruchtig" charakterisiert. Geeignet für die Buscherziehung. Besondere Empfehlung!

Rosciola kommt aus den Hügeln bei Rom, aus dem Latium. Wächst eher klein, aber vital. Auch die Früchte sind klein, reifen allerdings sehr früh und ergeben ein interessantes, vielschichtig aromatisches Öl. Eher mittlere Frosthärte.

Verzola wird in den Marche und in Umbrien gepflegt. Vitaler Wuchs, ausladende Krone. Die Art wird von der Baumschule SPOO in Pescia als äußerst frosthart und robust gepriesen und produziert ein aromenreiches, qualitätsvolles Öl. Wissenschaftliche Belege zur Frosthärte habe ich nicht gefunden, allerdings hat Verzola sich bei mir bewährt. Ist ein Kandidat für die Hochstammerziehung auch bei uns. Anfällig für Occhio di Pavone.



SORTENPORTRAITS SONSTIGE

Neben italienischen Sorten sind für unsere Region vor allem Varietäten aus Istrien und aus der Provence interessant. Einige französische Baumschulen bieten auch Paketversand von Olivenheistern an, Kroatische Sorten sind meines Wissens nur direkt in Baumschulen vor Ort zu beziehen - Ausnahme: Belica, ist z.B. als Bianchera auch in Norditalien zu bekommen.

Aglandaou (Verdale de Carpentras) ist eine Olivensorte aus Frankreich, vorzugsweise in der Provence auf 600-800 Metern Höhe gepflanzt, im Var. Macht 20% des französischen Ölolivenanbaus aus. Sie zeichnet sich durch extrem starkes Wurzelwachstum (weit über den Kronenbereich hinaus) und eher verhaltenes oberirdisches Wachstum aus - gute Laubentwicklung, sehr gute Fruchtentwicklung, Holz eher schwach, feuchtigkeitsempfindlich. Sollte schon früh behutsam in Form geschnitten werden, da die Varietät zu bizarrem Wachstum und Zweigsterben neigt. Die Frostverträglichkeit ist sehr gut. Bevorzugt laut Literatur stark basischen Boden, kommt daher (auch nach meiner Erfahrung) mit kalkreichen Böden gut zurecht. Bitter-herber Geschmack. Besondere Empfehlung!

Arbequina ist eine Sorte aus Nordspanien/Katalonien mit kleinen, sehr schmackhaften Früchten und ausgezeichnetem Öl. Wird in der Forschung als ausgesprochen froststabil beschrieben (20 von 21 Quellen). Kleinwüchsig, mit schwachem Holz und Neigung zu bizarren Formen, früh und reichhaltig fruchtend. Verwurzelt sehr gut. Froststabilität nach meinen Erfahrungen fraglich.

In Kalifornien wird die tunesische Sorte Barouni nach dem Frostwinter 1990/91 als frosthart empfohlen. Was zeigt, wie relativ die Angaben zur Frosthärte immer gesehen werden müssen: gelten -2 Grad in kalifornischen Obstanbaugebieten doch bereits als Signal für einen strengen Winter! In der OLEADB wird Barouni als frostempfindlich eingestuft. Die Sorte ist als Speiseolive beliebt, produziert wenig Öl.

Bianchera/Bjankera/Belica wird vor allem in Kroatien und Slowenien gepflanzt, hat sich aber auch auf der anderen Seite der Adria im Veneto ausgebreitet. Dieser Olivensorte eigen ist vitales Wachstum und aufrechter, hoher, tendenziell säulenförmiger Wuchs. Sie wird auch als Unterlage geschätzt. Hat sich beim Frost 1956 in Istrien bewährt. Bei mir leider auf Dauer nicht. Kommt gut mit kalkhaltigen, tonigen Böden zurecht. Das Öl von Bianchera ist von eher herbem Geschmack.

Bouteillan ist eine selbstfruchtbare frostharte Varietät aus Frankreich, auch über Paketversand bei Frédéric Cochet zu beziehen. Etwas breitere Blätter, aparter Wuchs. Neigt zur Gestrüppbildung. Schmackhafte Früchte und hoher Ölgehalt. Sehr anfällig für Occhio di Pavone nach meiner Erfahrung, eher von mittlerer Frosthärte.

Hojiblanca stammt aus Andalusien und gilt nach verschiedenen deutschen Internetquellen als besonders froststabil. Nach der OLEADB stufen nur 4 von 16 Untersuchungen Hojiblanca als froststabil ein. Beliebt als Speise- und Ölolive. Der Name kommt von den hellen Blättern und bedeutet "Weißblatt".

Die französische Sorte Moufla wird auf Basis nur einer wissenschaftlichen Quelle als extrem froststabil gepriesen. Sie ist schwer zu bekommen und nach meinen bisherigen Erfahrungen mit drei Pflanzen über 10 Jahre (Stand 2023) trotz hoher Froststabilität nicht zu empfehlen, da wachstumsschwach und feuchtigkeitssensibel. Zudem anfällig für Occhio di Pavone. Schlank-aufrechter Wuchs, jung Stützbedarf.

In Kroatien ist Oblica nach neuesten genetischen Untersuchungen die mit 75% am häufigsten vertretene Sorte. Froststabil, windtolerant und salztolerant. Wird von einigen Olivenenthusiasten in Ungarn als besonders geeignet in ruppigem, meerfernem Klima beschrieben. In kroatischen Baumschulen zu bekommen.

Olivière, auch Pointue, Becaru und Ouana, ist in Frankreich weit verbreitet, von den Pyrenäen (Kerngebiet) bis zum Var. In Italien auch bekannt als "Olivo Laureolo". Eher kleine, sympathische, gezipfelte Früchte, geringe Ölausbeute, schmackhaft, auch als Speiseolive geschätzt. Sehr vital, der Baum kann hoch und ausladend werden. In der wissenschaftlichen Literatur fast durchgängig als frosthart beschrieben, bei Michel Courboulex neben Aglandaou als besonders froststabile und standortflexible französische Varietät genannt. Allerdings krankheits- und schädlingsanfällig!

Tanche oder "Olive de Nyons" ist eine milde Speise- und Ölolive aus Frankreich, die traditionell an den Nordhängen des Mont Ventoux und in der Drôme gepflanzt wurde und aktuell besonders intensiv in der Gegend um Nyons kultiviert wird. Frosthart, vital, verträgt aber weder Wind noch Feuchtigkeit sonderlich gut, im Ertrag sehr schwankend und empfindlich gegenüber Olivenfliege und Occhio di Pavone. Gilt als wenig standortflexibel, schätzt steinige Böden.




STANDORTANPASSUNG

Olea ist eine erstaunlich wenig ausdifferenzierte Gattung und die Art Olea europaea zeichnet sich durch ein großes Potential zur Standortanpassung aus. So kommt es zu dem bemerkenswerten Phänomen, dass verschiedene Varietäten an einem Standort phänologisch größere Übereinstimmungen entwickeln können als sie zwischen Angehörigen der gleichen Varietät an unterschiedlichen Standorten bestehen. Obgleich als Wildform an einen sehr eingeschränkten Verbreitungskorridor gebunden, konnte sich die Zuchtform ganz unterschiedlichen Bedingungen anpassen, wie zur Römerzeit schon die Ausbreitung im nördlichen Mittelmeerraum zeigte und später insbesondere die Verbreitung des Olivenanbaus in Süd-, Mittel- und Nordamerika. In jüngerer Zeit erleben wir die höchst interessante Ausbreitung am Himalayarand und in China, etwas länger schon in Australien und Afrika.

In einer beispielhaften Studie haben Hairi Ismaili und Antonio Cimato 2007 bis 2009 an der albanischen Varietät Kaninjot/Kalinjot die "in(n)ervarietal variability" untersucht - im Blick auf 21 phänologische und agronomische Parameter, vom durchschnittlichen Fruchtgewicht über die Blattform und den Internodienabstand bis zur Produktivität. An drei Standorten der in ganz Albanien mit insgesamt 70-80% Anteil (andere Quellen sprechen von 40%) vertretenen Varietät Kaninjot/Kalinjot, in Lukove, Jonufer/Radhime und Oblike, wurden Daten erhoben. Lukove liegt im Süden Albaniens bei Saranda, Oblike im Norden bei Shkodra, Radhime dazwischen bei Vlora. Die Luftliniendistanz Lukove-Oblike beträgt 228 Kilometer. Die Höhe über dem Meer bewegt sich in einem eher engen Korridor zwischen 32 (Radhime) und 88 (Lukove) Metern. Der Abstand zum Meer beträgt bei Lukove und Radhime etwa einen Kilometer, bei Oblike etwa 20 Kilometer - Oblike liegt allerdings nur etwa 3 Kilometer von einem bedeutenden See entfernt. Es wären sicherlich noch erheblich markantere Standortdifferenzen für Untersuchungen denkbar, wie sie z.B. in China gegeben sind.

Bemerkenswert sind die Differenzen der albanischen Standorte im Blick auf die durchschnittlichen jährlichen Regenmenge: Oblike 1797 mm, Lukove und Radhime 1072 bzw. 1090 mm, und in der jährlichen Durchschnittstemperatur: Oblike 14.8, Radhime 16.9 und Lukove 17.6 Grad Celsius (nach Ismaili/Cimato). Zum Vergleich: In Freiburg, dem Spitzenreiter in Deutschland bezogen auf die Temperatur, beträgt die jährliche Durchschnittstemperatur 11.6 Grad, dicht gefolgt von meiner Region mit 11.5 Grad (Karlsruhe und Heidelberg). Die Regenmenge in Karlsruhe beträgt durchschnittlich 770 mm. In Nyons, dem Anbaugebiet von Tanche, liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei 12 Grad, die durchschnittliche Regenmenge bei 802 mm. Je nach Quelle ergeben sich für Albanien allerdings teilweise (v.a. bezogen auf Lukove) stark abweichende Angaben!

Die Standortanpassungen von Kaninjot gehen so weit, dass die Autoren in ihrer Zusammenfassung erklären: "This cultivar has expressed the variations of its genetic potential". "The majority of the characters, about 80%, change in a wide range". Und in der Tat zeigt die Untersuchung so gravierende Differenzen, dass es schwer fällt, von einer einheitlichen Sorte zu sprechen. Die Untersuchung kann allerdings auch aufzeigen, dass es innerhalb Albaniens, in der für den Olivenanbau grundsätzlich gut geeigneten hügeligen Küstenregion, mehr oder weniger geeignete Regionen für die untersuchte Sorte gibt - bezogen auf Produktivität und Produktqualität. Da schlagen dann eben doch die charakteristischen Sorteneigenschaften durch.




FEHLERVERMEIDUNG

Standortwahl: Nicht in windexponierten Lagen - vor allem wegen des Winterschutzes. Einige geeignete Sorten, Aglandaou etwa, wachsen zudem extrem windabgewandt. Etliche Sorten ertragen Wind nicht gut. Ideal ist ein südostorientierter Hang mit Waldbestand in Nord und Ost. Eine Analyse des Bodens ist unabdingbar, da die meisten Olivensorten nicht mit sauren Böden zurechtkommen. Steinige Böden haben meist bessere Wärmewerte.

Sortenwahl: Davon hängt der langfristige Erfolg eines Projektes ab. Nicht auf "Geheimtipps" hören, sondern ausgiebig informieren und sich auch Rechenschaft ablegen über das Anbauziel, die Standortbedingungen und die Bereitschaft zum Winterschutz. Auch die Verfügbarkeit spielt eine Rolle bei der Entscheidung - allerdings gibt es wunderbare Baumschulen in Italien mit breitem Angebot und Versand (Gabbianelli und Spallacci in den Marken z.B.). Möglichst zunächst mit mehreren Varietäten starten, um Erfahrungen am eigenen Standort zu sammeln. Wegen der Bestäubungsvorteile sollten dann mindestens zwei Varietäten bleiben.

Setzposition: Eher leicht erhöhte als abgesenkte Setzposition wegen der Bodenkälte im Winterhalbjahr. Idealerweise mit einem eingetieften umfassenden Ring als Feuchtigkeitshalter, für das Gießen. Bei der Pflanzung schon an die Notwendigkeiten des Winterschutzes denken, der Stützpfahl sollte also auch die Hülle halten können. Zudem sollte der Stützpfahl auch eine variable (abhängig vom Wachstum) Befestigung der Pflanze bequem erlauben. Pfahl in der Hauptwindrichtung (West-Südwest) positionieren. Ein Pfahl ist bei Stammerziehung unabdingbar, da Olivenwurzeln zu schwach sind in den ersten Jahren bis Jahrzehnten, dem Winddruck Stand zu halten.

Schnitt: Da Olivenbäume gut schnittverträglich sind und ohne Schnitt dazu neigen, sich in ein bizarres Gestüpp zu verwandeln (sortenabhängig, bei Bouteillan und Aglandaou stark), ist die Schnittversuchung groß. Aber Vorsicht: Für die Zuckereinlagerung (=Frostschutz) benötigt die Pflanze Blattmasse. Im ersten Jahr daher am Besten gar nicht, in den folgenden Jahren zurückhaltend schneiden! Dabei auch an die Notwendigkeiten der Wintereinhüllung denken. Hochstamm ist bei uns sicherlich nicht die geeignete Erziehungsform, da sie mit besonderem Aufwand für den Winterschutz verbunden ist und mit hohem Verlustrisiko durch Frost.

Winterschutz: Zu viel des Guten schadet. Heizung schafft meist mehr Probleme, als sie löst. Etwa durch Erhöhung des Temperaturgefälles - bei Wurzelheizung zwischen Wurzelbereich und Krone, bei Raumheizung zwischen verschiedenen Seiten der Pflanzen. Wenn eine Heizung im entscheidenden Moment ausfällt (etwa bei Kerzen- oder Gasheizung zu erwarten), kann das nach der vorherigen Erwärmung fatal werden. Die Heizung sollte nicht auf mehr als +4 Grad erwärmen! Zu dichte Einpackung oder ungeeignetes Material (Luftpolsterfolie) schaffen Wärmestaus und Pilzmilieus, insbesondere bei Sonneneinstrahlung im Frühjahr. Rechtzeitig die Hüllen wieder abnehmen, spätestens Mitte März. Nach Süden lichtdurchlässig einpacken, da sonst Blattfall vorprogrammiert ist.