OLIVENANBAU WELTWEIT

Hartmut Schönherr

3000jähriger Olivenbaum
              Albanien Tujan     
Tujan, Albanien - 3000jährige Olive



LÄNDER UND REGIONEN:

 
Ägypten - Albanien (2) - Algerien - Apulien  - Argentinien (2) - Australien - China (2) - Frankreich (2) - Georgien - Griechenland (2) - Grosseto - Indien - Irak - Iran (2) - Italien (2) - Jordanien - Krim - Kroatien - Libanon - Libyen - Malta - Marken/Marche - Marokko - Mazedonien - Mexiko - Montenegro - Nepal - Neuseeland - Pakistan - Palästinensische Autonomie und Israel - Peru - Piemont - Portugal - Slowenien - Spanien (2) - Südafrika (2) - Südtirol - Syrien (2) - Tessin - Toskana (2) - Türkei - Tunesien - Umbrien - USA (2) - Veltlin - Zypern

Grün markiert sind die 14 Länder, die aufgenommen wurden in die "Routes of the Olive Tree", zertifiziert 2005 als eine der "Cultural Routes" des Europäischen Rates.




Ägypten

Der Olivenbaum kam vermutlich bereits in der Kupferzeit nach Ägypten. Auf einem Papyrus aus Illahun werden Oliven als Gaben während eines Stieropfers für den verstorbenen Sesostris II. (19. Jh. v. Chr.) genannt. Sesostris II. hat sich besonders um die Konsolidierung der Wirtschaft im ägyptischen Reich verdient gemacht und die landwirtschaftliche Erschließung des Fajum-Gebietes eingeleitet. Vermutlich auch durch Olivenanbau, wie der Text des Papyrus aus Illahun nahelegt.

Ein weiterer wichtiger archäologischer Hinweis sind Olivenblätter-Ornamente auf einem Silberbecher im Grab des Tutanchamun (1323 v.Chr.). Aus der Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. stammen die Auffangsteine einer Olivenpresse in Medinet Habu. Mit Ramses III. (1221-1156 v.Chr.) war die Olivenkultur in Ägypten breit etabliert. Ramses III. stiftete einen Olivenhain von  ca. 2.750 Hektar für den Ra-Tempel von Heliopolis.

Der aktuelle ägyptische Olivenanbau verdankt sich vor allem dem landwirtschaftlichen Aufbau seit den 80er Jahren, mit Bevorzugung von Speiseoliven. In der Olivenölproduktion steht Ägypten 2014 nach den Angaben der FAO weltweit an 13. Stelle, mit 0,02 Mio Tonnen. Das entspricht etwa den Mengen in Jordanien und im Libanon. Dazu  kommen etwa 400.000 Tonnen Speiseoliven (Spanien 550.000, Türkei 420.000). 13% der Tafeloliven weltweit kommen aus Ägypten. Olivenbäume stehen auf insgesamt 57.000 Hektar, wobei die Fläche in den vergangenen Jahren (Stand 2018) durch zunehmende Trockenheit (unter der Speiseoliven besonders leiden) abnimmt.

Ägyptische Oliven werden heute an der Mittelmeerküste, in den Oasen Bahariyya, Dachla und Siwa sowie im Nordsinai (v.a. im Gebiet von Bir Qatia) angebaut. Verbreitete autochthone ägyptische Sorten sind "Sewia" und "Maraki", angebaut werden auch spanische (u.a. Coratina und Picual) und griechische (u.a. Kalamata und Koroneiki) Sorten. Ein Vergleich von fünf Varietäten an der Cairo Universität nach morphologischen, agronomischen und genetischen Parametern zeigte, dass die Ölqualitäten der autochthonen Sorten "Sewia" und "Maraki" (beide angebaut in der Oase Siwa) am höchsten waren. Diese beiden Sorten entwickeln auch die größten Früchte.

CNFA hat in Ägypten 2011-2013 das Projekt "Zaytun" zur Entwicklung des Olivenanbaus und zur Unterstützung von Kleinproduzenten in den Gouvernements al-Buhaira und Matrouh durchgeführt.
Albanien

In einem materialreichen Konferenzreferat von 2015 mit dem Titel "Olive in the story and art in Albania" der albanischen Agronomen und Pflanzengenetiker Hairi Ismaili und Belul Gixhari wird der Beginn des Olivenanbaus in Albanien auf ca. 1000 v. Chr. datiert und den Phöniziern zugesprochen. Die Referenten betonen auch den engen Zusammenhang von illyrischen Burganlagen und besonders alten Olivenbeständen. Das Referat bietet äußerst interessantes Bildmaterial sowie Karten zur Lokalisierung der heutigen Olivenbestände auf albanischem Gebiet. Nach einer Phase des politisch-wirtschaftlich begründeten Niedergangs im Mittelalter wurde der albanische Olivenanbau im 15. Jahrhundert erneuert. In der kommunistischen Zeit wurde der Olivenanbau gezielt gefördert.

Oliven spielten auch eine wichtige Rolle bei der Annäherung Albaniens an China - damals gelangte im Gefolge eines Besuches von Zhou Enlai in Albanien eine größere Sendung mit albanischen Olivenbäumen nach China. Nach dem Systemwechsel kam es jedoch zur Zerstörung vieler Olivenhaine im Zuge der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und zur Vernachlässigung vieler Anlagen. Der Schwerpunkt liegt in Albanien traditionell bei Speiseoliven, wobei kleinfrüchtige Varietäten dominieren, darüber berichtet das albanische Online-Magazin AgroWeb 2017. Die Albaner würden die Vorteile von Olivenöl noch nicht hinreichend würdigen, klagt der Beitrag, Potentiale lägen brach.

Allerdings hat Albanien im Ölsektor zügig auf qualitativ hochwertiges Olivenöl gesetzt und den Fehler vermieden, auf Massenproduktion zu fokussieren. Auch im Tourismus-Sektor wurde erkannt, dass der traditionelle Olivenanbau beitragen kann zur Entwicklung qualitätsorientierter Angebote. Die Ölproduktion wird unter anderem durch eine enge italienisch-albanesische Zusammenarbeit entwickelt. Darüber informiert "Teatro naturale", ein italienisches Online-Magazin zum Landleben. Einen ausgezeichneten Überblick zu den 25 wichtigsten albanischen Olivensorten mit detaillierten Angaben zu Anbau und agronomischen Charakteristiken bietet die spanische "Grupo Viveros Sophie" auf ihrer hochinteressanten Website unter "Variedades Mediterráneas".

Ein Konferenzpapier von Hairi Ismaili (Landwirtschaftsuniversität Tirana) von Januar 1995, "Alcuni aspetti dell'olivicoltura albanese", zugänglich bei Research Gate, berichtet, dass die albanische Hauptsorte mit über 50% Anteil Kaninjot sei, die Anbaufläche wird mit 45.000 Hektar angegeben. Ismaili hat auch herausgearbeitet, dass Kaninjot eine erhebliche Differenzierung an den verschiedenen Standorten im Land entwickeln konnte.

Olivenernte laut FAO 2016: 0,099 Mio Tonnen.
Albanien - Geschichte


Die Isolation Albaniens während der landwirtschaftlichen Modernisierung in Europa nach dem zweiten Weltkrieg führte zu einem bemerkenswerten Ergebnis für die Olivenkultur: Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbare Dichte tausendjähriger Olivenbäume und mit diesen verwandter jüngerer Bäume - auch wenn es in der Zeit des 2. Weltkrieges und in den 1990er Umbruchjahren zu massiven Olivenzerstörungen kam. Interessant ist diesbezüglich auch der wesentlich kleinere Nachbar Montenegro, der seinen überschaubaren Bestand gut dokumentiert hat und pflegt. So kann die Geschichte des Olivenanbaus in der Region auch am noch vorhandenen Baumbestand abgelesen werden.

Belul Gixhari, Hairi Ismaili und andere Mitarbeiter der Landwirtschaftsuniversität Tirana führen in ihrem Konferenzpapier "Olive in the story and art in Albania" von 2014 den Olivenanbau in Albanien auf phönizische Pflanzeneinfuhren zurück. Die ältesten albanischen Olivenbäume schätzen sie auf ca. 3.000 Jahre, der Anteil an über tausendjährigen Bäumen wird auf 10% (Stand 2013) veranschlagt. In "The origin of the olive in Albania" referieren Gixhari und Ismaili auch die These, dass die Illyrer es waren, die erstmals Oliven kultivierten. Ismaili veröffentlicht Anfang 2018 auf Researchgate ein Papier, das 28 Olivenbäume im Umland von Tirana identifiziert, deren Alter zwischen 1.250 und 3.800 Jahren angesetzt wird.

Im Mittelalter kam es unter wechselnden slawischen Herrschaften zu einer lang anhaltenden Vernachlässigung des Olivenanbaus in Albanien. Erst mit der Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich und unter der kurzzeitigen, vom Nationalhelden Skanderbeg geführten venezianischen Herrschaft wurde der Olivenanbau wieder entwickelt und gefördert. So verpflichtete Skanderbeg jeden Albaner bei der Heirat zur Pflanzung von zehn Olivenbäumen.

Albanien bietet auch vorzügliche Grundlagen für Untersuchungen zu den genetischen Abstammungslinien europäischer Olivensorten. Eine bemerkenswerte Arbeit von Biljana Lazovic an der Universität Bar (Montenegro) hat bereits zwei stark differierende Abstammungslinien von Olivenbäumen der Region festgestellt, die bis in die Antike zurückreichen, vertreten durch die Sorten "Stara Maslina" und "Zutica". Vergleichbare Untersuchungen werden von Hairi Ismaili an der Landwirtschaftlichen Universität Tirana durchgeführt.

Die Region war für die phönizischen Handelsflotten ein wichtiges Absprungbrett von der griechisch geprägten südöstlichen Adria-Küste nach Süditalien. Hier könnten sich schon früh Oliven levantinischen Ursprungs mit solchen anderer Herkünfte überkreuzt haben. Die albanische Hauptsorte Kaninjot wird auch in Mazedonien angebaut, genetische Untersuchungen dort dürften weitere Aufschlüsse zu den Ursprüngen der regionalen Olivenkultur geben.
Algerien


Zwischen Tunesien und Marokko gelegen verdankt auch Algerien seinen ersten nachweisbaren Olivenanbau den Phöniziern. Und wie bei diesen beiden ist auch hier nicht klar, ob es nicht zuvor schon Olivenbestände gegeben habe. Eine Olivendomestikation aus der Wildolivenvarietät Olea europaea L. subsp. africana (deren Rang noch unklar ist, sie wird auch häufig der subsp. cuspidata zugeschlagen) ist bislang noch nicht belegt.

Hauptanbaugebiet für Oliven ist die Region Kabylei im Norden Algeriens an der Mittelmeerküste. Dort stehen auch die ältesten Olivenbäume des Landes. Die Firma "Kabylia" reklamiert für ihr Öl, es sei das "meilleure huile d'olive au monde" - eine Meinung zum algerischen Olivenöl, die im Land weit verbreitet ist. Auf der Seite von "Kabylia" gibt es wunderbares Bildmaterial - historisch und aktuell - zum Olivenanbau in Algerien.

Algerien ist als Olivenanbauland weniger bekannt als das Spanien benachbarte Marokko und das von den Römern als Olivenöllieferant bewirtschaftete Tunesien, das schon im karthagischen Reich der Phönizier intensiv mit Olivenhainen bepflanzt worden war. Die geringe Bekanntheit liegt auch daran, dass die Politik den Olivenölexport lange Zeit massiv erschwerte. Das beklagen etwa algerische Produzenten in einem Beitrag der Olive Oil Times von Ende 2016 zur Olivenölproduktion in Algerien.

Anfang Dezember 2020 kündigte der algerische Agrarminister eine Verstärkung des Exports von Olivenöl an. Zugleich wurde bekannt, dass die Olivenernte in Algerien 2020 durch Trockenheit und Covid-19 um 40% eingebrochen sei. Darüber informiert die japanische Nachrichtenagentur "aflo".

Hauptsorte für die Ölgewinnung ist die spanische Varietät Cornicabra, deren Herkunftsgebiet die Provinz Toledo ist. Häufig sind auch die italienischen Sorten Leccino und Frantoio anzutreffen. Eine geschätzte algerische Olivenvarietät ist Azerdaj (Aradj, Adjeraz) aus der Kabylei, von hoher Ölqualität - deren Ölertrag allerdings gering ist. Chemlal ist eine weitere verbreitete heimische Sorte in Algerien, mit einem eigenen Eintrag in der OleaDB, der nicht identisch ist mit dem Eintrag für die tunesische Sorte Chemlali!

2014 wurde eine genetische Untersuchung des algerischen Olivenbestandes durchgeführt, die auf Academia und anderen Forschungsplattformen zugänglich ist. Die Forscher Abdessemed, Muzzalupo und Benbouza gehen von weit mehr als 150 algerischen Varietäten aus, untersucht wurden 26 Varietäten, die an unterschiedlichste klimatische Bedingungen angepasst sind. Als ältestes Exemplar wurde ein Baum der Sorte Chemlal mit etwa 2000 Jahren Alter in der Region Batna identifiziert.

2019 rangierte Algerien auf Platz 7 der Olivenproduzenten weltweit, mit 0,85 Mio Tonnen.
Apulien


Apulien, italienisch "Puglia", ist eine langgezogene Provinz an der südöstlichsten Küste Italiens, zu der auch der "Stiefelabsatz" Italiens, der Salento, gehört. Im italienischen Olivenanbau kommt ihr eine herausragende Position zu.

Zumeist wird der Olivenanbau in Apulien auf die griechische Kolonisation zurückgeführt. Allerdings gab es schon in der Bronzezeit im Gebiet von Tarent eine Hafenstadt, die lebhaften Handel mit Griechenland und mit Nord- und Mittelitalien trieb. Es ist schwer vorstellbar, dass dabei Oliven keine Rolle spielten. Und die Hafenstadt Siponto im Norden Apuliens geht auf die Daunier zurück, eine bronzezeitliche Gruppierung der Illyrer. Im Gebiet der Daunier wurde bereits im 18. Jahrhundert v. Chr. Olivenöl benutzt, nachgewiesen im Ausgrabungsgelände von Coppa Nevigate bei Siponto - der entsprechende archäologische Fund, dokumentiert durch Alberto Cazzella, galt lange als "ältestes Olivenöl" Italiens. Bis 2018 ein Öl bzw. seine Reste in Keramikgefäßen aus Castelluccio in Noto auf Sizilien von Davide Tanasi auf 2000 v. Chr. datiert wurden.

Die griechische Kolonisation begann - nicht eindeutig verbürgten Überlieferungen zufolge - im ausgehenden 8. Jahrhundert vor Christus mit der Gründung von Taras (heute Tarent) durch spartanische Siedler oder Flüchtlinge in einem Gebiet, das dank seiner günstigen Lage seit der Jungsteinzeit wohl fast ununterbrochen besiedelt war. Weitere wichtige Gründungen waren Kallipolis (heute Gallipolis) und Canusium (heute Canosa di Puglia). Spätestens nun kamen sicherlich auch Olivenbäume aus der Peloponnes nach Apulien.

In Apulien stehen die ältesten Olivenbäume Italiens, konzentriert in der "Piana degli ulivi millenari", die sich von Monopoli am Meer über Fasano und Ostani bis Carovigno erstreckt, zwischen Bari im Norden und Brindisi im Süden. Im Salento, südlich von Lecce, steht auch der vermutlich älteste Olivenbaum Italiens, der "Ulivo di Borgagne", geschätzt auf 3000 bis 4000 Jahre.

In den Jahren 2013 folgende geriet der Olivenanbau Apuliens in die Schlagzeilen, da ein Bakterium, Xylella fastidiosa, Olivenbäume vor allem im Salento sterben ließ. Bald kamen irritierende Nachrichten zu möglichen Hintergründen der Epidemie an die Öffentlichkeit, über einen Kongreß in Bari 2010, an welchem Forscher von Monsanto über Xylella referierten und auch Bakterienstämme mit dabei hatten, über Spekulationen der Baumafia, über alte Bäume, die geschwächt waren durch unangepasste, ertragsorientierte Radikalschnitte, über Brunnenbohrungen für Gemüsefelder, die den Grundwasserspiegel in den betroffenen Olivengebieten habe absinken lassen, über das Geschäft mit Xylella-resistenten Olivensorten.

Darüber hat unter anderem Petra Reski in ihrem Blog wiederholt berichtet, zuletzt 2018 mit der Überschrift "Das Bakterium des Neoliberalismus". Andere Stimmen kommen bei "brandeins", im Heft 6/2018, unter dem Titel "Die Wurzeln einer Region" zu Wort. Hier wird auch ausgeführt, dass gerade die beiden im Salento heimischen Sorten "Ogliarola Salentina" und "Cellina die Nardo" besonders anfällig für Xylella sind.

Trotz Xylella erreichte die Olivenernte in Apulien 2019 Rekordwerte. Dies verkündete zumindest "La Gazzetta del Mezzogiorno" am 4. Oktober 2019. 60% der italienischen Produktionsmenge von "Extravergine" sollten diesem prognostischen Bericht zufolge 2019 aus Apulien stammen. Allerdings waren die Zahlen für 2020 dann wieder rückläufig. Es gibt eben viele Faktoren, die für den Erfolg der Olivenernte eine Rolle spielen.
Argentinien


Argentinien steht heute an der Spitze unter den amerikanischen Ländern im Tafelolivenanbau, mit 95.000 Tonnen 2017, gefolgt von Peru mit 71.000 Tonnen. Auch in der Olivenölproduktion steht Argentinien in den Amerikas an der Spitze, weltweit 2014 an 10. Stelle mit 28.100 Tonnen, Chile weltweit an 16. Stelle mit 15.600 Tonnen, gefolgt von den USA mit 12.000 Tonnen. Große Anstrengungen zum Aufbau einer Olivenölindustrie unternimmt Uruguay - wobei vor allem auf Qualität gesetzt wird. Die Produktionsmenge betrug 2012 allerdings nur bescheidene 500 Tonnen, bis 2017 wurde eine Verdoppelung erreicht. Peru möchte seine Olivenölproduktion auch steigern, wie Pressemitteilungen der "Asociación Pro Olivo" von 2017 nahelegen.

In Argentinien sitzt mit 7.000 Hektar Olivenanbaufläche auch der größte Olivenproduzent Südamerikas, die AOG (Argentinia Olive Group). Auf ihrer Website stellt die Gruppe ihre Produktionsprinzipien vor. Dazu gehören genetisch reines Pflanzenmaterial aus Italien, Spanien, Israel und Griechenland, Bewässerung durch israelische Tropfbewässerungssysteme und allgemein nachhaltige Bewirtschaftung.

Hauptanbauprovinz ist Mendoza. Hier arbeiten zahlreiche kleinere Produzenten mit biologischen Anbauprinzipien. Bekannt ist die Region auch für ihren Weinbau. Erntezeit ist hier von April bis Juli. Die regional typische Olivensorte ist Arauco. Einen interessanten Bericht bietet die Seite der Foodtraveller und "Digital Nomads" Rosemary und Claire, "Authentic Food Quest".

Einen brauchbaren Abriss zur Geschichte des Olivenbaums in Argentinien bietet der Blog des italienischen Olivenölproduzenten und Lebensmittelhändlers Lucini. Hier wird die argentinische Sorte Arauco zurückgeführt auf die ersten spanischen Olivenbäume, die im 16. Jahrhundert mit der Conquista nach Argentinien kamen und das Dekret Karls III. von 1777 überlebten, welches die südamerikanische Olivenkonkurrenz ausschalten sollte.

Olivenernte laut FAO 2016: 0,175 Mio Tonnen.
Argentinien - Geschichte


Argentinien ist in vielerlei Hinsichten interessant für die Olivenkultur. Hier vermischten sich schon in spanischer Kolonialzeit Pflanzen unterschiedlicher Herkünfte, solche, die unmittelbar aus Spanien kam mit solchen, die bereits in Peru und Chile Adaptionsprozesse durchlaufen hatten. Dabei entstand eine Tafelolivensorte, die als autochthon argentinisch gilt, der Arauco. In der Olea Database wird zu "Genetic origin" vermerkt: "Unknown". In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermischten sich die alten aus Spanien eingeführten Olivensorten und ihre Abkömmlinge mit neuen "Einwanderern" aus Italien und Spanien.

Die ersten Olivenpflanzungen in Argentinien fanden den Überlieferungen zufolge 1553 mit Material aus Peru statt, bei der Gründung der Stadt Santiago del Estero durch Francisco de Aguirre de Meneses (1508-1581), der zunächst mit ein paar Reitern und Fußvolk an der Eroberung Perus, dann Boliviens, dann Chiles teilgenommen hatte und als besonders brutal im Umgang mit der Indiobevölkerung galt. Er war zunächst Vizegouverneur, dann ab 1563 Gouverneur der heutigen Provinz Tucumán in Argentinien. Heute steht in einer südlichen Nachbarprovinz von Tucumán, La Rioja, der berühmteste Olivenbaum Argentiniens, in Aimogasta/Arauco, "El olivo viejo". Der Legende nach überlebte er durch die List einer alten Frau die Olivenhainzerstörung unter dem Vizekönig von Peru Pedro Fernández de Castro (Amtszeit 1667-1672), welche unliebsame Konkurrenz für spanische Oliven ausschalten sollte.

De Castro war es nicht gelungen, den Olivenanbau in der Region völlig zu stoppen, in der Folge entwickelte sich in Argentinien die autochthone Sorte Arauco und aus dem 18. Jahrhundert sind die ersten Olivenmühlen überliefert. Im 19. Jahrhundert kam es durch Einwanderer aus Spanien und Italien zu einem Aufschwung im argentinischen Olivenanbau, mit Sorten aus diesen Ländern. Allerdings konnte Spanien den Olivenmarkt weiterhin dominieren. 1932 wurde ein Gesetz zur Förderung des argentinischen Olivenanbaus verabschiedet, verbunden mit hohen Zöllen für spanische Olivenprodukte. 1954 wurde dann regierungsamtlich die Parole ausgegeben "Haga patria, plante un olivo", "Schaffe Heimat, pflanze einen Olivenbaum". In den 1960er Jahren kam es jedoch zur umfangreichen Rodung von Olivenhainen für den Weinbau. Erst in den 1990er Jahren wurden erneut in großem Stil Olivenhaine angelegt, nach wirtschaftlichen Problemen des Weinbaus.
Australien

Die dokumentierte Geschichte des Olivenanbaus in Australien beginnt im Süden, mit einer ersten Pflanzung durch John MacArthur um 1805 auf der Elizabeth Farm in Parramatta bei Sidney (heute überbautes Land). Mit Ausnahme von Tasmanien wurden im 19. Jahrhundert dann in allen Provinzen Olivenbäume gepflanzt. Von wirtschaftlicher Bedeutung wurde der Olivenanbau zunächst nur im Südosten. Auf der Londoner Weltausstellung 1851 wurde australisches Olivenöl bereits lobend erwähnt. 1875 standen im Grünland um Adelaide mehr als 3.000 Olivenbäume, nachzulesen in Michael Burrs Buch "Australian Olives". In Südwestaustralien ging der Olivenanbau in den 1860er Jahren vom New Norcia Kloster aus (Benediktiner, die auch in Mitteleuropa von großer Bedeutung für den Olivenanbau waren). Über 100 Jahre alte Olivenbäume stehen auch in Perth.

Die Olivenanbaufläche in Australien beträgt nach einer Schätzung von 2012 über 35.000 Hektar. Mit 20.000 Tonnen Ölproduktion im Jahr liegt Australien in der Weltproduktion etwa gleichauf mit Jordanien oder Ägypten. Dazu kommt eine junge, expandierende Speiseolivenproduktion von 4.000 Tonnen, die in den Händen weniger Farmen liegt.

Umfassende Informationen zur Olivenindustrie in Australien liefert die Website von "Olives Australia", einer in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts aktiven Olivenbaumschule. Eine besonders nützliche Unterseite enthält Beschreibungen verschiedener in Australien gebräuchlicher Olivensorten aus Griechenland, Israel, Italien und Spanien. "Australia is fortunate to have many of the world's most valuable olive cultivars already on its shores." Insgesamt liefert die Seite umfassende Informationen zum Olivenanbau in Australien mit Beiträgen aus dem Newsletter der Baumschule und aus anderen Publikationen, mit Stand 1997.

Die Australien Olive Association vereinigt alle Olivenanbauer Australiens und informiert über Produktionsdaten, Qualitätsstandards, institutionelle und organisatorische Strukturen, Veranstaltungen. Es gibt auf deren Website Links zu allen Untergliederungen.

Einen guten Einblick in die Ausmaße australischer Olivenfarmen gibt die Seite von "Treetops Plantation", die mehr als 25% der australischen Speiseoliven produziert. Hier werden seit 1999 auf inzwischen 140 Hektar vor allem die Sorten Kalamata, Manzanillo, Mammoth and Ligurian angebaut.

In Australien wurde Mitte des 19. Jahrhunderts Olea europaea subsp. cuspidata als Gartenpflanze eingeführt - wie auch auf Hawaii und in Neuseeland. Sie hat sich im Umland von Sidney, im Bundesstaat New South Wales, als invasiver Neophyt ausgebreitet, insbesondere wohl über Samenverbreitung durch Vögel.
China

Für China sind im 20. Jahrhundert die Olivensorten "Nikitskaja", in den Provinzen Hubei, Jiangsu, Shaanxi, Sichuan und Yunnan, sowie "Krimskaja" in Jiangsu, Shaanxi und Sichuan belegt. Sie dürften in der Sowjetzeit von der Krim nach China gelangt sein. Dazu die Sorte "Kalinjot" ("Kalin", "Kanine"), die im 1964 durch Zhou Enlai und in einer zweiten Lieferung 1970 aus Albanien nach China kam, dokumentiert in Hubei, Shaanxi, Sichuan und Yunnan, ferner aus Albanien "Kallmet" (Sichuan) und "Pulazeqin" (Hubei, Sichuan). Im Klippendorf Atulie'er stehen etwa 50jährige Olivenbäume (Stand 2022), der Abbildung unten zufolge Speiseoliven. Auffallend ist in China der Anbau der froststabilen französischen "double use" Sorte "Grossane". Daneben finden sich weitere europäische Varietäten, so Leccino in Yunnan. In chinesischen Kollektionen werden jedoch auch im Westen unbekannte Varietäten geführt, teilweise mit der Herkunftsangabe "China", so "Baohai" (möglicherweise identisch mit "Hanzhong"), "Chengdu" (vermutlich Ascolana Tenera Klon), "Gioufong" (sowjetischen Ursprungs), "Haiko".

Klippendorf ChinaBesonders interessant an Chinas Olivenanbau ist der Anbau in sehr unterschiedlichen Regionen, zumeist fernab aller Meere, unter differenten klimatischen Gegebenheiten. Offenkundig unternimmt das Landwirtschaftsministerium gegenwärtig (Stand 2017-2022) massive Anstrengungen, den Olivenanbau zu fördern - als Maßnahme zur Entwicklung des ländlichen Raums, zur Bekämpfung der Versteppung sowie zur Befriedigung des wachsenden einheimischen Bedarfs an Olivenöl. Bekannt geworden ist vor allem die Ausweitung des Olivenanbaus im Klippendorf Atulie'er seit 2017, im Zuge des Armutsbekämpfungsprogrammes. Atulie'er nimmt auch Teil an der Online-Vermarktungsplattform "Ping An Cloud-Farm".

???? - Armutsbekämpfung
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Die Nachfrage nach Olivenöl steigt in China kontinuierlich an und erreichte 2015 ca. 36.000 Tonnen (nach Angaben der Chinesischen Handelskammer für Nahrungsmittel bereits 2013 43.400). Sie wird weitgehend durch Importe gedeckt, etwa 80% davon kommen aus Spanien. Die erfasste chinesische Eigenproduktion betrug 2015 in 25 Ölmühlen etwa 5.000 Tonnen - vorwiegend in den Provinzen Gansu, Shaanxi und Sichuan. Die tatsächliche Produktionsmenge dürfte einiges darüber liegen.

Dem internationalen Olivenrat zufolge standen in China 1973 etwa 70.000 Olivenbäume, 1980 seien es bereits 23 Millionen gewesen, nach einer großen Kampagne 1979. Wie auf den Internetseiten des chinesischen Landwirtschaftsministeriums zu erfahren ist, setzt China seit 2017 gezielt auf ländliche Entwicklung durch die Anlage von Olivenhainen, so in Chongqing - der "Größten Stadt der Erde". Eine andere Meldung des Ministeriums berichtet, dass im Gebiet Wenxian am "Gelben Fluß" in der Provinz Henan im Jahr 2017 ca. 7.000 Hektar mit Olivenbäumen bepflanzt wurden  - bei einem Potential von insgesamt ca. 17.000 Hektar. Wei Shuqiu, Anbauklimaexperte an der Landwirtschaftsuniversität Peking, sieht 2010 in den Provinzen Henan, Hubei, Jiangsu, Sichuan und Zhejiang das größte Potential für Olivenanbau. Dazu kommen noch geeignete Gebiete in den Provinzen Gansu (dort stehen, Stand 2016, im Südteil etwa 80% der chinesischen Olivenbäume, im Gebiet Longnan-Weinan), Fujian, Hunan, Jiangxi und Yunnan.

China kauft sich zunehmend auch im internationalen Olivenölgeschäft ein. Bright Food, der zweitgrößte Lebensmittelhersteller in China, hat 2014 bei Salov/Italien (Marken Filippo Berio und Sagra) die Mehrheit übernommen.

Mit einer Produktionsmenge von 5.000 Tonnen Olivenöl aus 25 Mühlen liegt China 2015 allerdings bislang lediglich etwa gleichauf mit Frankreich - bei einer fast achtzehnfach größeren Landfläche (bezogen auf Frankreich ohne Überseegebiete), geeigneteren Klimazonen und einem breiteren Sortenspektrum. Das Aufholpotential gegenüber Spanien, dem bisherigen Hauptlieferanten für Olivenöl nach China, ist enorm.
China - Geschichte

Die erste im "Chinese Text Project" dokumentierte Nennung eines "Olivenbaums" ("Gan Lan Shu") stammt aus einem kurzen Textfragment von 554 n. Christus zum Verhältnis der damaligen chinesischen Dynastien untereinander. Dabei dürfte es sich allerdings um Canarium album handeln, im Chinesischen mit den gleichen Schriftzeichen benannt. Die chinesischen Schriftzeichen "Gan3" und "Lan3" stehen im heutigen Chinesisch für die Form der Frucht, so heißt Rugby auf Chinesisch "Gan3 Lan3 Qiu2" - "Olivenball(spiel)". Etymologisch haben beide Zeichen einen Bezug zum Zeichen für Baum. Dass die Textstelle von "Südwärts" (Nán Xiàng) spricht, schließt Olea europaea weitgehend aus, da im feuchtwarmen ehemaligen Herrschaftsgebiet der südlichen Liang-Dynastie (502-557) noch heute ein Hauptanbaugebiet von Canarium album liegt.

Im Roman "Die Reise in den Westen" aus der Ming-Zeit, vor 1592 (Datierung der ältesten erhaltenen Ausgabe) erstmals erschienen, wird in der vom "Chinese Text Project" verwendeten Ausgabe (die nicht der Ausgabe Xiyou Zhengdaoshu entspricht, die der neuesten deutschen Übersetzung 2016 zugrunde liegt) Gan Lan gemeinsam mit Apfel, Lotus und Trauben genannt, im 82. Kapitel, 11. Abschnitt, in der Beschreibung eines Mahls im Pavillon einer Dämonin, sowie im 100. Kapitel, 9. Abschnitt,  zwischen Melone, Apfel und Lotus in der Beschreibung eines kaiserlichen Banketts in Chang'an (damalige Provinz Shanxi, heute Hebei). Aber auch hier dürfte - im Kontext süßer Genüsse - eher Canarium album gemeint sein.

Im chinesischen Oleo europaea Anbau des 20. Jahrhunderts gab es offensichtlich eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, denn die Sorten Krimskaja und Nikitskij sind für China belegt, in den  Provinzen Hubei, Jiangsu, Shaanxi, Sichuan und Yunnan (s. OLEADB). In den Erinnerungen von Fan Chengzuo, chinesischer Botschafter in Albanien 1986-1989, wird berichtet, nach dem Besuch von Zhou Enlai im März 1964 seien aus Albanien die ersten Olivenbäume nach China gekommen, 10.000 Exemplare. Zhou Enlai pflanzte persönlich am 3. März 1964 einen albanischen Olivenbaum auf der Haikou Forest Farm in Kunming/Provinz Yunnan. Dazu gibt es einen historischen Dokumentarfilm, der auf YOUKU zu sehen ist. Hairi Ismaili nennt in "The Origin of the Olive in Albania" eine Lieferung von 1.500 Pflanzen - überwiegend Kalinjot (Kalin, Kaninjot, Kanine) - im Jahr 1970. Ab der Jahrtausendwende hat der Agronom Yang Zeshen in der Präfektur Liangshan/Provinz Sichuan den Olivenanbau unter Berufung auf Zhou Enlai zu intensivieren versucht mit angepassten Sorten. Hier liegt auch das Klippendorf Atulie'er mit seinem spektakulären Olivenanbau auf einem schwer zu erreichenden Hochplateau.

Das jüngste Dokument der chinesischen Kulturgeschichte zu "Gan Lan Shu" (Olivenbaum) ist das gleichnamige Lied der Chinesisch-Taiwanesischen Autorin Chen Ping (1943-1991) von 1979. Sie ist auch bekannt unter den Künsternamen San Mao/Drei Haare und Echo. Cheng Ping studierte in Spanien und in Deutschland Philosophie, Sprachen und Literatur, lebte insgesamt etwa 12 Jahre in Europa (u.a. auf den Kanarischen Inseln) und den USA, war verheiratet mit einem Spanier, der 1979 beim Tauchen ertrank. Der Olivenbaum, zweifellos Olea europaea, ist ein Sehnsuchtssymbol in ihrem Lied, das von unterschiedlichen Interpretinnen in China vorgetragen wird, besonders spektakulär 2013 beim "Super Girl"-Wettbewerb (der etwa dem britischen Format "Pop Idol" bzw. dem deutschen Format DSDS entspricht).
Frankreich

Die informative, allerdings gelegentlich sehr subjektive Seite des Olivenbaumhändlers Alain Perales in Sarrians bei Carpentras informiert zum Olivenanbau in Frankreich/Provence. Insbesondere wichtig ist eine Unterseite zum Thema "Frost". Empfohlen werden Aglandaou und Cipressino - wobei ich zu Cipressiono von wissenschaftlicher Seite eher kritische Angaben finde. Als Tipp für frostgefährdete Gebiete schreibt Perales: "Rappelons que pour bien résister au froid, il convient de planter des oliviers d’au moins 4 ans d’âge." Man möge also Bäume mit mindestens vier Jahren Alter pflanzen. Das mag ein wenig auch aus der Sicht des Händlers geschrieben sein und kann unterschiedlich bewertet werden. Standortanpassung und finanzielles Risiko sollten mit erwogen werden.

Jean Gallian hat eine ausgezeichnete Site zur Geschichte seiner Gemeinde Caromb bei Carpentras erarbeitet. Darin enthalten ist auch eine umfangreiche Geschichte des Olivenanbaus in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert (kleine Eiszeit!). Genannt werden als am Mont Ventoux gebräuchliche Sorten "Glandaou" (Aglandaou) für den Südhang und Tanche gegen Norden. Gallian bietet auch eine beeindruckende Zusammenstellung von Frostereignissen mit Olivenkalamitäten in Frankreich.

Das Portal "Persée" für wissenschaftliche Literatur stellt einen Beitrag von Jean Nicod, "Grandeur et décadence de l'oléiculture provençale" aus der "Revue de géographie alpine", Heft 44/1956 (Jahr des für den französischen Olivenanbau katastrophalen Frostes) zur Verfügung. Eine wichtige Schlussfolgerung zu Frostereignissen ist: "En fait, les circonstances du gel et du dégel interviennent dans les effets de celui-ci. Ils sont plus graves après une période chaude et pluvieuse qui a favorisé la végétation, ou en cas de dégel brutal." Also: Frostschäden sind vor allem gravierend nach Perioden einer Zwischenerwärmung bzw. in stark alternierenden Perioden - somit in der Situation, die wir in Deutschland haben. Der Beitrag enthält auch ein Verzeichnis der Frostkatastrophen des 18. Jahrhunderts für den Olivenanbau in der Provence. Für Nicod ist der französische Olivenanbau eher ein Opfer ökonomisch-politischer Entwicklungen als klimatischer Krisen.

Zur Entwicklung der Olivenproduktion unter den Bedingungen anhaltender Trockenheit informiert ein Beitrag in "Le Parisien" vom 12. Juli 2017. Ausgangspunkt ist die schwache Fruchtentwicklung in jenem Jahr. Beklagt wird aber auch ein Verlust an Kompetenz bei den Olivenbauern, die geringe Produktivität des französischen Olivenanbaus, die Vernachlässigung vieler Olivenhaine.

Im April 2019 berichtet die Olive Oil Times optimistisch von den Bemühungen, die traditionellen Olivenhaine in Frankreich zu bewahren und neu zu beleben.

Positiv stimmen kann auch die Seite von Frédéric und Katia Ratto, die um die Jahrtausendwende bei Cucuron/Luberon 10 Hektar mit Oliven bepflanzt haben, um die Domäne "Oliversion" zu begründen. 2003 kam der Bau einer modernen Olivenmühle dazu, die auch Oliven anderer Olivenbauern verarbeitet. Frédéric stammt aus einer Olivenbauernfamilie, deren Geschichte bis in das Jahr 1885 zurückreicht. Er bezeichnet den Olivenbaum als den "Phönix der Provence". Die Anlage und Ausrüstung der beiden Enthusiasten kann als Modell für den französischen Olivenanbau gelten!

Auf der Seite der Vereinigung französischer Olivenbauern, AFIDOL, findet sich unter "Carte oléicole" eine interessante Karte zum Olivenanbau in Frankreich.

Olivenernte laut FAO 2016: 0,023 Mio Tonnen.
Frankreich - Geschichte

Die jüngere Geschichte des Olivenanbaus in Südfrankreich beginnt mit der Klimaerwärmung im Mittelalter und dem Engagement benediktinischer Klöster im 11. Jahrhundert, im südlichen Burgund.

In der kleinen Eiszeit, die mit dem 15. Jahrhundert beginnt, verschwindet dieser Olivenanbau wieder. Einen Neustart gibt es im 18. Jahrhundert. Doch regelmäßige Frostereignisse verhindern die Entwicklung von Olivenhainen mit alten Beständen. Der Olivenanbau in Frankreich ist geprägt durch eine niedrigstämmige Vasenerziehung und gekennzeichnet durch die sogenannte "Plantation en butte", eine leicht erhöhte Pflanzung, häufig unterstützt noch durch Anschüttungen. Beides ist auf den Olivenhainbildern van Goghs deutlich zu sehen. Die erhöhte Pflanzung wird heute begründet damit, dass die Wurzeln so im niederschlagsreichen Klima vor Fäulnis bewahrt werden.

Der Extremfrost im Februar 1956 brachte dann erneut eine Zäsur für den französischen Olivenanbau. Dazu beigetragen haben allerdings neben dem Frost auch wirtschaftliche und agrarpolitische Gründe. Innerhalb Europas machte ein französischer Olivenanbau ökonomisch keinen Sinn, die EU-Agrarpolitik förderte daher die Umstellung von Oliven auf Kirschen. Da zudem die Kunden überwiegend nicht bereit waren, für französisches Olivenöl einen Preis zu bezahlen, der weit über den Angeboten aus Spanien und selbst Italien lag, konnte sich der Olivenanbau nur in kleinen Nischen halten, etwa bei Nyons, mit einem hohen Anteil an Tafeloliven.

Mit Veränderungen im Kundenverhalten, etwa einem neuen Interesse an lokalen Produkten, und der klimatischen Entwicklung, die in Südfrankreich zu besonders starken Erwärmungen (im europäischen Vergleich) und Trockenheiten führt, wird der Olivenanbau in Frankreich seit der Jahrtausendwende erneut zu einem breiter aufgestellten Thema. Allerdings häufen sich auch schon wieder (Stand Ende 2017) Krisenberichte zu Nachwuchsproblemen bei den Olivenanbauern, Olivenfliegen und erfrorenen Blüten.

Frankreich trägt zur Olivenkultur wichtige Erfahrungen mit dem Olivenanbau unter frostigen und jahreszeitlich feuchten Grenzbedingungen bei. Die Sorte Aglandaou verweist auf die Züchtung froststabiler Sorten auf der Krim im 19. Jahrhundert (Sorte "Nikitskaja"), die "Plantation en butte" ist ein eigenständiger französischer Beitrag zur Adaption des Olivenanbaus an klimatisch schwierige Rahmenbedingungen. Allerdings finden sich erhöhte Pflanzungen auch in anderen Regionen.
Georgien

Die Anfänge des Olivenanbaus in Georgien sind ungewiss, möglicherweise kamen schon Oliven aus einem der ältesten Olivenanbaugebiete der Welt vom Südwestufer des Kaspischen Meeres (heute Grenzbereich Türkei-Iran) nach Georgien. Spätestens mit der griechischen Kolonisation ab dem 6. Jahrhundert vor Christus wurden sehr wahrscheinlich auch in Georgien Oliven angepflanzt. Zeugnisse gibt es weder zur einen noch zur anderen Annahme. Antike Autoren beschreiben Kolchis als sumpfig und regenreich. So Herodot - wobei er primär die westliche Küste im Blick hatte. Im Osten blühte der Weinbau, der bereits 5000 v. Chr. für Georgien dokumentiert ist. Problematisch für Oliven dürften auch die klimatischen Verhältnisse im Kaukasusgebiet zur spätrömischen Eiszeit und in der kleinen Eiszeit der frühen Neuzeit gewesen sein. In seinem grundlegenden Werk zur Geschichte der Gletscher in Georgien berichtet Levan Tielidze, der Kaukasus sei in der kleinen Eiszeit "(o)ne of the main centers of the Eurasian glaciation" gewesen (Tielidze 2017, S. 114). Er nennt zwei Gletschervorstöße in dieser Periode, der erste erfolgte "in the second half of the thirteenth to the early fourteenth centuries" (ebd.). Der zweite erfolgte vom Ende des 17. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (s. ebd.).

Bei der Kirche des Klosters Alawerdi in der Region Kachetien steht inmitten junger Olivenbäume ein Olivenbaumpatriarch, wie Fotos im Internet von 2019 und 2020 zeigen. Allerdings wurde der Baum dorthin erst in jüngerer Zeit verpflanzt, worauf auch sein seltsamer Schnitt verweist. Auf den Fotos der Reiseautorin und Fotografin Ingrid Bunse, die im September 2017 das Kloster besuchte, ist der Baum noch nicht zu sehen (siehe "www.ingrids-welt.de" unter Georgien - Kachetien - Alaverdi), lediglich die jungen Oliven stehen schon am Platz.
Beim Kloster Novy Afon (Neu Athos) in der abtrünnigen Republik Abchasien gibt es Olivenbestände, die auf die Gründungszeit des Klosters 1874 hinweisen, als russisch-orthodoxe Mönche vom Athos auf der Flucht vor den Türken hierher kamen und mit Unterstützung des Zaren ihre prunkvolle Klosteranlage errichteten. Zu sehen sind sie z.B. auf einem informativen Youtube-Video von "Abletr". Die Sowjetunion legte dann keinen Wert auf einen Olivenanbau in Georgien, Stalin förderte in seinem Heimatland lediglich den Wein- und den Tabakanbau.

Im Mai 2010 wurde durch Giorgi Svanidze ein Neustart der Olivenproduktion in Georgien unternommen mit 20.000 Setzlingen in der östlichen Region Sighnaghi, südwestlich des Dorfes Mashnaari. Wie die Deutsche Wirtschaftsvereinigung berichtet, wird Stand 2020 etwa 20% des inländischen Bedarfes durch eigenes Olivenöl befriedigt. Dieser zügige Erfolg ist vielleicht auch darauf zurückzuführen, dass in Georgien Olivenernte und Ölausbeute überdurchschnittlich hoch sind, wie zumindest ein Beitrag über Giorgi Svanidze auf der Website von "Orbis Realty", einer georgischen Immobiliengesellschaft, nahelegt. Beschrieben wird, dass georgische Oliven eine dünnere Haut und kleinere Steine als etwa türkische Oliven hätten.

Ein Beitrag in der spanischen "Olive Press" von Juli 2019 geht detailliert auf den Neuaufbau des Olivenanbaus in Georgien ein und zitiert Tekuna Gachechiladze, Inhaberin eines gepriesenen Restaurants in Tbilisi, Cafe Littera, und Botschafterin der georgischen Küche: "Olive oil was our tradition, we just lost it." Olive Press führt eine ganze Reihe von Gebieten an mit älteren Olivenbeständen, in den Hügeln von Urta, bei Poti, bei Novy Afon - alle drei am Schwarzen Meer. Bei Novy Afon soll sich auch eine größere neue Olivenpflanzung der von Georgien abtrünnigen Republik Abchasien befinden.

Ein beeindruckender 400jähriger Olivenbaum ziert die Rustaveli Avenue in Tbilisi. Seine Herkunft ist Italien, ein Geschenk an den Katholikos-Patriarchen Ilia II. von Georgien, gepflanzt 2008. Kritisch kommentierte ein 2007 und 2008 aktiver Blogger namens Vladimer Shioshvili die Symbolik der Pflanzung als Anmaßung - Georgien habe keine Tradition des Olivenanbaus.
Griechenland

Über Griechenland schreibt der vielgerühmte italienische Aufklärer und Agronom Giovanni Presta 1794, "ha l'inverno siccome l'ha la Germania" - und zwar "a motivo dei frequenti ed altissimi nevosi monti e delle vaste e profonde valli". Der katastrophale Frost vom Winter 1955/56 brachte auch auf den griechischen Inseln erhebliche Schäden für den Olivenanbau und führte etwa auf Lesbos dazu, dass die historischen Kastanienwälder wieder aktiviert wurden, um agronomisch nicht so sehr von den Oliven abhängig zu sein. Ein weiteres gravierendes Frostereignis suchte Griechenland im Winter 2000/01 heim.

Eine brauchbare Einführung in die Geschichte des Olivenbaums und des Olivenöls in Griechenland stammt von Mark Cartwright. Auf der Homepage eines der größten griechischen Olivenproduzenten, AGROVIM, mit Sitz in Kalamata, gibt es unter "Olive Encyclopedia" Angaben zur Geschichte des Olivenöls in Griechenland, zu griechischen Varietäten und zum griechischen Olivenmarkt.

In Griechenland werden Oliven traditionell durch trockenes Einlegen in Salz entbittert. "Olives à la Grecque" sind in Frankreich sehr beliebt - und werden aus südfranzösischen und nordafrikanischen Oliven hergestellt. Gebräuchlich ist in Griechenland zum Entbittern auch einfaches Wässern. An der Küste und auf den Inseln wird herkömmlich Meerwasser verwendet. Der Einsatz von Natronlauge ist verpönt. Darüber informiert eine Seite des amerikanischen Internetmagazins für Essen, Haus und Garten "The Spruce".

Über die beiden griechischen Olivenmuseen auf Lesbos (Museum der industriellen Olivenölproduktion) und in Sparta (Museum der Olive und des griechischen Olivenöls) informierte eine Seite des Museums in Sparta. Daneben gibt es teilweise sehr knappe, dennoch hilfreiche Angaben zu weiteren 22 Olivenmuseen im Mittelmeerraum, in Spanien (14), Italien (6), Frankreich (1) und der Türkei (1). Tunesien und Israel sind derzeit (Stand 2017) aufgeführt, aber nicht belegt. Zugang auf der englischen Seite über "Mediterranean Museums of Olive" oder "Site Map".

Olivenernte laut FAO 2016: 2,34 Mio Tonnen.
Griechenland - Geschichte

Auf Santorin wurden versteinerte Olivenblätter (Wildoliven) gefunden, die 50.-60.000 Jahre alt sind. Sie sind im Olivenmuseum Sparta zu sehen. Allerdings ist Holzkohle von Wildoliven bereits in menschlichen Feuerplätzen mit einem Alter von ca. 790.000 Jahren dokumentiert, in Israel, durch Forscher der Bar-Ilan Universität (nebenbei zugleich die erste Evidenz für menschlichen Feuergebrauch).

Nach Griechenland kam der Kulturolivenanbau vermutlich aus dem Nahen Osten, über die Vermittlung phönizischer Händler und Siedler. Genaue Daten lassen sich bislang nicht nennen, aber auf Kreta gab es Olivenanbau bereits im 3. vorchristlichen Jahrtausend, im Kontext der kretisch-minoischen Kultur. Es gibt auch Spekulationen, dass auf Kreta autochthon die KultiAmphore aus Vulici,
              ca. 520 vor Christusvierung der Wildolive bereits im 4. vorchristlichen Jahrtausend stattfand. Einer der ältesten bekannten Olivenbäume der Welt steht auf Kreta, in der Nähe von Kolymvari, und soll etwa 5000 Jahre alt sein. Mit Carbonanalyse nachgewiesene 3500 Jahre hat der Olivenbaum von Vouves auf dem Buckel. Beide Patriarchen befinden sich im äußersten Nordwesten der Insel. Im Palast von Knossos wurden schriftliche Aufzeichnungen zum Olivenanbau aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert gefunden.

Eventuell schon mit der mykenischen Kultur, spätestens aber im Kontext der phönizischen Blütezeit zwischen 1.200 und 900 v.Chr. etablierte sich der Olivenanbau auf dem griechischen Festland. Wie Herodot überliefert, gab es bei einem Tempel auf der Akropolis einen Brunnen mit Meerwasser und einen Ölbaum. Einer Legende zufolge seien dies Gaben der Göttin Athene und des Gottes Poseidon, die sich um die Herrschaft über Attika stritten.

Für die griechische Olivenkultur charakteristisch ist die Verbindung mit Ziegen. Olivenhaine wurden in der Regel mit Ziegen beweidet, was zur Folge hatte, dass es zwangsläufig zu einer Stamm"erziehung" kam, da die Ziegen regelmäßig die unteren Zweige abweideten. Noch heute sind in alten Olivenhaine gelegentlich verrostete Eisengitter in den Bäumen zu finden, die in jüngerer Zeit verhindern sollten, dass Ziegen in den Baum zum Weiden steigen. Der damit "typische" griechische (und auch etruskische?) Hochstamm ist sehr schön auf einer Amphore aus Vulci, ca. 520 v. Chr., British Museum London, zu sehen, wo mit langen Stangen gerade Oliven herabgeschlagen werden zur Ernte (s. rechts). Es gibt allerdings gelegentlich auch die gegenteilige Auffassung, Oliven hätten als Reaktion auf Pflanzenfresser die Buschform entwickelt.

Griechische Olivenhaine hatten immer wieder unter Frostereignissen zu leiden, davon berichtet Giovanni Presta 1794 in "Degli ulivi", wo er über Griechenland als Olivenanbauland schreibt: "ha l'inverno siccome l'ha la Germania". Aus jüngerer Zeit sind die für viele griechische Olivenhaine fatalen Frostereignisse von 1956 und 2001 überliefert. Allerdings sind die griechischen Olivenhaine in der Regel weniger anfällig gegen Krankheiten und leiden seltener unter Trockenheit als etwa italienische oder spanische.

Griechenland hat lange versäumt, sein Olivenöl selbst international zu vermarkten und stattdessen den größten Teil nach Italien ausgeführt, auf dass es dort "italianisiert" und zu "extra vergine" werde. Erst in jüngerer Zeit zeichnet sich eine Wende ab. Vor dem Hintergrund, dass Griechenland der drittgrößte Olivenproduzent in Europa ist nach Spanien und Italien, könnte dies zu spürbaren Verschiebungen auf dem Olivenölmarkt führen.
Grosseto

Nicht nur in Norditalien, auch im mittleren Italien gibt es im Landesinneren Grenzlagen, deren Sorten und Erfahrungen für Anbauversuche in Deutschland relevant sein können.

Besonders faszinierend ist für mich die Provinz Grosseto, von den Einheimischen in den tieferen, meernahen Lagen "Maremma" genannt, mit ihren Berglagen um 500 Meter über Meer am Monte Amiata, wo Olivastra Seggianese angebaut wird, eine Sorte, die sich dort und auch bei mir durch enorme Vitalität, Frosthärte und Resistenz gegen Occhio di Pavone auszeichnet. Olivastra Seggianese wird vor Ort als "weibliche" Olivensorte bezeichnet, da sie autosteril ist. Sie fällt auf durch intensivgrünes, dunkles Laub und ausladende Kronen. Als "männliche" Befruchter werden ihr vor allem Leccino, Moraiolo und Pendolino beigesellt, die sich im Landschaftsbild am Monte Amiata blasser und kleinwüchsiger präsentieren.

Olivastra Seggianese wurde vermutlich von den Mönchen des 743 gegründeten Benediktinerklosters San Salvatore di Monte Amiata in die Region eingeführt, mit unbekannter Herkunft. Als gebietsheimisch ist sie ausschließlich für die Hanglagen des Monte Amiata dokumentiert. Gelegentlich wird daher auch darüber spekuliert, ob die Varietät auf einen etruskischen Olivenanbau zurückverweist.

Die Provinz Grosseto beherbergt mit der 1966 gegründeten Forschungseinrichtung von Santa Paolina bei Follonica auch die größte Olivensammlung der Welt. Unter anderem (Stand Anfang 2022) wird dort unter Claudio Cantini an der Kontrolle von Xylella fastidiosa geforscht.

Sehr hilfreich ist die Klimastation der ARSIA ( Agenzia Regionale per lo Sviluppo e l'Innovazione nel settore Agro-forestale) in Seggiano, deren seit 2016 ausführlich online dokumentierten Wetterbeobachtungen (unter "Dati meteo") einen direkten Vergleich mit Daten der eigenen Grenzlage ermöglichen! Es können neben den meteorologischen Daten auch Daten zur phänologischen Entwicklung der Oliven und zum Weinbau abgefragt werden. Klimadaten aus Seggiano seit 2002 finden wir auf einer älteren Seite der ARSIA.

Zwei der sieben ältesten Olivenbäume Italiens, die "Strega di Magliano" und der "Olivone di Fibbianello" (von Unbekannten 2016 in Brand gesetzt), stehen in der Provinz Grosseto.
Indien

Die ersten Olivenpflanzungen in Indien fanden in den 1950er Jahren statt, in Pinjore und im Distrikt Solan. In den folgenden Jahrzehnten wurden immer wieder Projekte von FAO und UNDP initiiert, unter anderem zur Zucht autochthoner Sorten unter Einbeziehung der regionalen Vorkommen von Olea cuspidata, einer Subspezies von europaea, die in Teile Asiens und Afrikas als Feuerholz geschätzt wird. 1984-1993 wurden im Rahmen von indisch-italienischen intergovernementalen Abkommen Olivenanbau und Olivenölindustrie in Indien gefördert.

Über eine indisch-israelische Zusammenarbeit bei einem großen Olivenanbau-Projekt in den ariden Weiten Rajasthans informiert "Outlook India". Angeleitet wird das Projekt vom Bewässerungsexperten Gideon Peleg, es wurde 2007 begonnen auf 7 unterschiedlichen Flächen von je ca. 30 Hektar trockenem, unfruchtbarem Land. Eingesetzt wurde die in Israel schon bewährte Tropfbewässerung, mit gezielten Düngergaben verbunden.
Das Projekt sollte in ländlicher Region Einkommen generieren und die Desertifikation stoppen. Inzwischen stehen Olivenbäume auf etwa 800 Hektar in Rajasthan (Stand 2016).

Die Regierung des agrarisch ausgerichteten Bundesstaates Punjab, seiner fruchtbaren Böden wegen bekannt als Getreidekammer Indiens, aber auch forstwirtschaftlich von Bedeutung, startete 2012 eine großangelegtes Projekt zum Olivenanbau, unterstützt durch die Rajasthan Olive Cultivation Ltd. (ROCL). Hintergrund war die steigende Nachfrage nach Olivenöl in Indien, aber auch Überlegungen zur landwirtschaftlichen Diversifizierung unter den Prämissen der Klimaveränderung und vor dem Hintergrund zunehmender ökologischer Probleme - unter anderem mit Grundwasserbelasstungen durch landwirtschaftliche Chemikalien. Das Nachbarland Pakistan hatte bereits 2011 mit dem Olivenanbau in seinem Anteil an der Punjab-Region begonnen.

Daneben gibt es indischen Olivenanbau in Uttar Pradesh, Himachal Pradesh, Jammu und Kaschmir.
Irak

Im Gilgamesch-Epos wird öfter "Öl" genannt, vor allem in der Verwendung zur rituellen Salbung und in der Körperpflege. Es dürfte sich dabei um Olivenöl gehandelt haben, das in den nördlichen Teilen des Landes gewonnen wurde. Belege hierzu fehlen bislang.

In der Bronzezeit dominierte das Königreich von Ebla nicht nur Syrien und den Libanon, sondern auch benachbarte Teile Mesopotamiens. Dabei dürfte es zu einer Intensivierung des Olivenanbaus im nördlichen Mesopotamien gekommen sein.

Ab etwa 1500 n. Chr. wurden vor allem in der Gegend von Bashiqa bei Mosul Olivenhaine angelegt. Eine Verbindung mit dem Jesidischen Glauben ist anzunehmen, denn für die zoroastrisch geprägten Jesiden war das Olivenöl von besonderer Bedeutung als Lichtquelle im Kultus. Neben den Jesiden haben sich vor allem die im Norden des Irak siedelnden Kurden im Olivenanbau engagiert.

Über den irakischen Olivenanbau unter Saddam Hussein ist wenig bekannt, allerdings ist anzunehmen, dass im Zuge der gegen die kurdische Minderheit gerichteten Militäroperation "Anfal" 1988/89 auch Olivenhaine der Kurden zerstört wurden. Erdöl bestimmte das Bild des Landes unter Hussein nach außen. Auch der Lebensmittelsektor schien vom Erdöl dominiert zu sein, wie der "Oil for Food"-Skandal nahelegt, an welchem spanische Olivenölproduzenten beteiligt waren mit Kick-Back-Zahlungen an die irakische Regierung im Kontext des "Oil for Food"-Programms der UN zwischen 1995 und 2003.

Nach dem Irakkrieg wurden mit Unterstützung durch USAID 2011-2014 in der Provinz Ninawa/Ninive, in der Bashiqa liegt, vor allem Anlagen zur Olivenverarbeitung errichtet.

Der Islamische Staat hat ab 2014 in weiten Teilen des irakischen Kurdengebiets die Kontrolle übernommen und großräumig Olivenhaine, Olivenmühlen und andere landwirtschaftliche Anlagen zerstört. Nach der Vertreibung des IS wurde ab 2017 mit einem Neuaufbau der Olivenhaine und der Olivenverarbeitung begonnen.

Südöstlich von Bashiqa, bei Erbil/Arbil, in der Provinz Erbil, werden Olivenhaine gezielt durch kurdische Flüchtlinge aus der syrisch-kurdischen Olivenregion Afrin, mit Setzlingen von dort, aufgebaut. Stand Ende 2020 hatten mit Unterstützung durch die syrischen Kurden in der autonomen kurdischen Republik des Irak 4 Millionen Olivenbäume Wurzeln geschlagen - nach 170.000 im Jahr 2008. Davon berichtet ein Beitrag in "Shanghai Daily" vom 08. September 2020.

Die Routes-of-the-Olive-Tree-Tour 2002 machte auch einen Abstecher in den Irak, um bei Ar-Rutbah einen symbolischen Olivenbaum zu pflanzen.
Iran

Im Westen des Iran, im Grenzgebiet mit der Türkei, wird eines der ersten Domestikationszentren der Olivenkultur vermutet. Der Iran ist auch insofern von besonderem Interesse für die Olivenkultur, als sich hier im Süden in unmittelbarer Nachbarschaft historischer Bestände von Olea europaea subsp. europaea noch heute Bestände von Olea europaea subsp. cuspidata finden lassen, einer Varietät, die als Feuerholz historisch von Bedeutung war.

Die Olivenbestände am Kaspischen Meer weisen zurück bis in die Zeit vor der mittelalterlichen Jahrtausendwende. Dabei spielen besonders die Olivenhaine von Rudbar in der Provinz Gilan eine identitätsstiftende und wirtschaftlich bedeutsame Rolle. Rudbar wird auch "Olivenstadt" genannt. Der Name der Stadt bedeutet allerdings lediglich "Am Fluss", nämlich dem Sefid. Das Tal, in welchem Rudbar liegt, birgt wesentliche Bestände des iranischen Olivensorten-Erbes. Von großem Interesse sind diese Bestände durch ihre Anpassungen an ein durch das Kaspische Meer abgemildertes kontinentales Klima. Aus der Provinz Gilan stammt auch eine persische Olivenspezialität, "Zeytoon Parvardeh", mit Walnüssen und Granatapfel marinierte Oliven.

Eine umfangreiche Untersuchung zum Genbestand der Oliven im Iran ist auf "Researchgate" zu finden. Sie stammt aus dem Jahr 2014 und wurde gemeinsam von iranischen und italienischen Experten erstellt. Sie zeigen einen östlichen und einen westlichen Typus mit Mischformen sowie einen lediglich in der Provinz Gilan identifizierten Typus.
Eine 2019 publizierte Untersuchung zu den langfristigen Perspektiven des Olivenanbaus in der Provinz Gilan von Parvaneh Mohammadi, Mohammad Kavoosi-Kalashami und Morteza Zanganeh erbrachte als Ergebnis: "the olive production systems in Guilan province had the ability to compete with domestic and international competitors".

Olivenernte laut FAO 2016: 0,085 Mio Tonnen.
Iran - Geschichte

Persien dürfte in der Antike ein wichtiges Olivenanbauland gewesen sein, darauf deuten religiöse Hymnen aus der Zeit um Christi Geburt und andere kulturelle Zeugnisse hin. Seit dem 2. nachchristlichen Jahrhundert ist Olivenanbau in der Region Gilan (Rudbar, Tal des Sefid Rud) dokumentiert. Aus der Sassanidenzeit ist eine Legende überliefert, wonach König Schapur I. den römischen Kaiser Valerian (253-260) nach dessen Gefangennahme dazu zwang, Oliven in den zuvor von den Römern zerstörten persischen Städten zu pflanzen.

Von iranischer Seite wird gar spekuliert, ob der allgemein erste Zuchtolivenanbau nicht im heutigen altaserbaidschanischen Grenzgebiet zur Türkei stattgefunden habe. Allerdings verweist das Lehnwort "Zaytun/Zeytoon" für Olive auf die Levante als Herkunftsort des persischen Olivenanbaus. Eine spanisch-iranische Untersuchung (Sadeghi und Caballero 2004) zu den Verwandtschaftsbeziehungen zwischen iranischen und mediterranen Olivenvarietäten erbrachte zum einen eine erhebliche Varianzbreite bei den iranischen Olivensorten, zum anderen den Hinweis, dass einige der iranischen Sorten auf eine gemeinsame Herkunft mit den Mittelmeersorten verweisen, andere auf Abhängigkeit von diesen. Zudem zeigte sich - wie schon in anderen Untersuchungen - die enorme Adaptabilität von Oliven. Gruppen unterschiedlicher Sorten entwickeln am gleichen Standort offenkundig ähnliche morphologische Eigenschaften.

Das verheerende Erdbeben bei Rudbar von 1990 hat auch die Olivenproduktion in der Region beeinträchtigt. Dokumentiert ist es in einer filmischen Trilogie von Abbas Kiarostami (Koker-Trilogie: "Wo ist das Haus meines Freundes", "Und das Leben geht weiter", "Quer durch den Olivenhain").

Die Anbaufläche umfasst heute etwa 100.000 Hektar, wobei Trockenheit die Flächen zwischen 2010 und 2015 erheblich reduzierte. Die großflächige Umstellung auf Tropfbewässerung führte zu einer Erholung. Die Hauptanbaugebiete  liegen in den südlichen Provinzen Kotschestan, Fars, Kerman, Hormozgan, Sistan-Belutschistan und den nördlichen (am Kaspischen Meer gelegenen) Provinzen Zandschan, Qazvin, Gilan und Golestan. Spezifisch iranische Olivenvarietäten konzentrieren sich in der wichtigsten Oliven-Provinz Gilan im Nordwesten, vor allem im Tal des Sefid Rud, der ins Kaspische Meer fließt. Die Hauptvarietäten sind Dakal, Dezful, Fishomi, Gelooleh, Khara, Khormazeitoon, Mari, Rowghani, Shengeh und Zard. Die Fülle autochtoner Sorten verweist darauf, dass der Iran für die Olivenkultur des 21. Jahrhunderts mehr Aufmerksamkeit verdient, insbesondere unter den Bedingungen der Klimaerwärmung.
Italien

Italien steht weltweit in der Olivenölproduktion (noch) an zweiter Stelle, mit 0,29 Mio Tonnen 2014 (FAO-Angabe). Abgefüllt wird in Italien etwa die doppelte Menge (Angabe des International Olive Oil Council). Zur Geschichte der Olivenkultur in Italien informiert die Zeitschrift "Cultura Salentina" - insbesondere über den Niedergang mit dem römischen Reich, die Bewahrung in byzantinischen Klöstern im Süden und die "Renaissance" des italienischen Olivenanbaus im 11. Jahrhundert.

In Norditalien wurde diese Renaissance von Benediktinerklöster eingeleitet. Bedeutsam waren dabei vor allem die Benediktiner von Lerins (auf einer Insel vor Cannes), die auch in Südfrankreich den Olivenanbau förderten, und die beiden Schwesterklöster San Dalmazzo di Pedona bei Cuneo (Piemont) und Saint-André von Sestri Ponente bei Genua (Ligurien). Darauf weist eine Seite von "mondoligure" hin, die sich der Namensherkunft von "Taggiasca" widmet.

Wissenschaftlich fundiert und thematisch breit aufgestellt informiert über den Olivenanbau in Italien ein Konferenzbericht (PDF) von 2009, herausgegeben von Claudio Di Vaio. Die 370 Seiten starke Publikation deckt alle Aspekte des konventionellen Olivenanbaus in Italien ab, mit einem deutlichen Akzent auf superintensivem Anbau. Der traditionelle Anbau und ökologische Themen kommen nicht eigenständig vor. Das Stichwort "sostenibile" (nachhaltig) erscheint ein einziges Mal, das Stichwort "eco" zweimal (davon einmal in "eco-sostenibile").

"FrantoiOnline" ist ein äußerst engagiertes und lohnendes Portal für die kleinen Olivenölproduzenten Italiens, unter anderem gegründet, um die kleinen Unternehmen gegen die "concorrenza sleale dei giganti", die "unfaire Konkurrenz" der Großproduzenten, zu behaupten. Hier finden sich Materialien zu den Olivenanbauregionen in Italien, zum Anbau und zur Ölerzeugung, zur Frantoio-Ausbildung und zu verwandten Themen sowie aktuelle Meldungen zur Ernteentwicklung und zu Problemen wie Xyllela. Geduld beim Recherchieren ist notwendig, der Ertrag kann dann aber überzeugen!

Olivenernte laut FAO 2016: 2,09 Mio Tonnen.
Italien - Geschichte

Die Geschichte des Olivenanbaus auf dem Gebiet des heutigen Italiens beginnt mit den Etruskern und den griechischen Siedlungen in Süditalien im achten vorchristlichen Jahrhundert. Die ersten Pflanzen wurden vermutlich von den Phöniziern eingeführt.

Im Römischen Reich wurde der Olivenbaum rasch zu einer der wichtigsten Wirtschaftspflanzen, mit einer Verdienstspanne, wie sie sonst nur noch der Weinbau erbrachte. Allerdings befanden sich die Hauptanbaugebiete nicht in Italien selbst, sondern in Tunesien (auch Kornkammer des römischen Reiches) und Spanien. Was die enorme Bedeutung der Punischen Kriege für die weitere Entwicklung Roms unterstreicht.

Die mittelalterliche Frostperiode reduzierte den Olivenanbau in Italien erheblich, vor allem in den nördlichen, aber auch in den mittelitalienischen Lagen. Die politischen und sozialen Wirren und Umbrüche nach dem Niedergang des Römischen Reiches trugen das ihre zum Niedergang bei. Ab dem 11. Jahrhundert kam es zu einer Renaissance des Olivenanbaus, im Norden auch mit kältebeständigeren Sorten, verbreitet durch Benediktinerklöster. Die kleine Eiszeit brachte dann einen weniger drastischen Rückgang. Offensichtlich wurden in Mittelitalien die Olivenhaine nach Kalamitäten immer wieder neu aufgebaut. Im Norden erlosch der Olivenanbau allerdings wieder. Der Winter 1984/85 brachte dann auch für den (wegen der Qualität des Öls und der landschaftsprägenden Gestalt der Haine) gerühmten Olivenanbau in der Toskana fast das Ende. Mit neuen Erziehungstechniken und Pflanzen wurde ein erfolgreicher Neubeginn gestartet. Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird auch in Norditalien der Olivenanbau wieder intensiver betrieben.

Die Angaben zur Olivenölproduktion in Italien sind widersprüchlich. Zum einen steht Italien an zweiter Stelle unter den Olivenölproduzenten weltweit, hinter Spanien, vor Griechenland. Zum anderen wurde 2011 festgestellt, dass 80% des in Italien als italienisch vermarkteten Olivenöls der Qualität "Extra Vergine" aus Spanien, Tunesien und Griechenland stammte. Was daran liegt, dass Italien der wichtigste Olivenölvermarkter weltweit ist. In der Olivenernte liegt Italien hinter Griechenland.
Jordanien

Eines der ältesten Zeugnisse der Olivennutzung stammt von der kupfersteinzeitlichen Ausgrabungsstätte el-Khawarij im jordanischen Hochland, karbonisierte Olivenkerne vom Ende des 5. vorchristlichen Jahrtausends (zuerst veröffentlicht von der University of Arizona 2010). Der Olivenanbau dort dürfte laut der Untersuchung von Lovell u.a. schon vor dem Jahr 4700 v. Chr. begonnen haben.

Jordanien steht heute auf Platz 12, nach anderen Angaben auf Platz 10 der Welt-Olivenproduktion. Traditionell spielte der Olivenanbau vor allem zur Eigenversorgung und für die Kleinmengenproduktion eine Rolle (Belieferung von bäuerlichen Märkten). In den 1960er Jahren stellte Jordanien seine Landwirtschaftspolitik teilweise von Tierhaltung durch Beduinen auf Bewässerungslandwirtschaft um. König Hussein sprach in den 1980er Jahren von der "grünen Wüste". Dabei standen Oliven bald im Fokus als hitze- und trockenheitstolerant. Außerdem wurde ihr Anbau zu einer Möglichkeit des günstigen Landerwerbs. Denn das Land wurde im Rahmen der "Supergreen Revolution" den Bewirtschaftern zugesprochen.

Besonders in den 1980er Jahren wurden großflächig Olivenplantagen angelegt, die abhängig waren von Brunnenbohrungen. Damit geriet der Olivenanbau in Konflikte mit anderen Zweigen der landwirtschaftlichen Produktion. Die Brunnenbohrungen führten zur Übernutzung der Grundwasserressourcen, 1993 trocknete die Azraq Oase aus und auch andere Regionen bekamen Wasserprobleme. Nach der Jahrtausendwende wurde die weitere Anlage von Olivenhainen verboten und einige Farmen wegen Bodenversalzung, Wasserknappheit und fehlender Rentabilität aufgegeben.

In den vergangenen extrem trockenen Sommern gab es immer wieder Brände, die auch historische Olivenbestände zerstörten. So vor allem 2020, wie die Olive Oil Times berichtet. Betroffen war vor allem die Region Jerash. Gründe waren neben der Hitze auch Vernachlässigung der Geländepflege mit hohen Gräsern und Gestrüpp sowie Fahrlässigkeit.

Die jordanische Olivenernte in den nördlichen Berggebieten wird auch als Touristenattraktion vermarktet.
Krim

Zum Olivenanbau auf der Krim informiert ein Essay des botanischen Gartens von Nikita bei Jalta. Der Olivenanbau auf der Krim habe danach erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts begonnen: "??????????? ???????? ??????? ? ????? ???????? ???? ? ?????? ??????????? XIX ????, ? ???????????? ?????????? ????????????? ????, ??? ??????? ????????? ??????? ????????." Im Nikita-Park steht jedoch ein Olivenbaum, dessen Alter auf etwa 700 Jahre geschätzt wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Olivenanbau bereits durch die griechische Kolonisation auf die Krim gebracht wurde.

Die Krim sei nach den Angaben auf der Nikita-Website im 19. Jahrhundert spezialisiert gewesen auf froststabile Sorten, die auch in den Mittelmeerraum exportiert wurden. Die OLEA Database führt eine Sorte "Krimskaia", die jedoch nur auf der Krim, in Aserbeidschan und China nachgewiesen wird. Weiters werden verschiedene Varianten einer Sorte "Nichitskaia" geführt, die offenkundig mit "Aglandaou" (nachgewiesen in Frankreich, Aserbaidschan und der Ukraine) eng verwandt sind, nachgewiesen in Armenien, Aserbaidschan, China, Georgien und der Ukraine!

Ein "Spezialprojekt" von "Zerkalo Kryma", eine "Krim-Fibel" von 2017, widmet sich auch den Oliven. Hier wird die These angeführt, dass die griechischen Kolonisatoren bereits autochthone Olivenbestände auf der Krim vorfanden. Wir erfahren hier, dass "heute" im Bereich der ehemaligen Sowjetunion, in Aserbeidschan, Turkmenistan, Georgien und auf der Krim, etwa 200.000 Olivenbäume stünden. Auf die Frage, warum die Krim nicht genutzt wurde zur Massenproduktion von Olivenöl, führt der Beitrag die Konkurrenz von Tabak und Weintrauben an.

Stalin ließ auf der Krim Zitrusfrüchte und Eukalyptus anbauen. Etwa 100.000 Orangen-, Zitronen- und Mandarinenpflanzen wurden auf seine Anweisung hin auf der südlichen Krim in Kolchosen gepflanzt. In seinem Heimatland Georgien hat Stalin nur den Weinbau gefördert.
Kroatien

Kroatien steht an 5. Stelle unter den olivenölproduzierenden Staaten der EU, hinter Spanien, Italien, Griechenland und Portugal. Dazu tragen vor allem Istrien und die dalmatinische Küste mit ihren Inseln bei. Auf der Seite des Instituts für Landwirtschaft und Tourismus von Pore?/Istrien gibt es Auskunft zum Olivenanbau in der Region. Hier werden die wichtigsten heimischen Sorten auf wissenschaftlicher Grundlage vorgestellt. Allerdings hat sich in der "Istrian Olive Database" seit ihrer Begründung 2007 noch nicht viel getan. Bislang sind 11 unterscheidbare Sorten zumindest namentlich mit Synonymen erfasst. Die meisten sind auch für rauere Klimata geeignet, insbesondere Belica/Bianchera.

Dalmatien, die kroatische Region um Dubrovnik, beansprucht für sich einen Olivenanbau bereits in der Bronzezeit, mit angenommen phönizischen Wurzeln. Gestützt wird diese Auffassung durch spätbronzezeitliche Funde im Gebiet Vranjic im Süden Kroatiens, beim antiken Salona. Aus der mittleren Bronzezeit stammen Funde bei Turanj in Norddalmatien, die bei unterwasserarchäologischen Grabungen 2018 entdeckt wurden, darunter 3500 Jahre alte Olivenkerne, wie die Zeitschrift "Morski" schreibt. Diese können schwerlich auf phönizische Ursprünge zurückgeführt werden und begründen Forschungsbedarf.

In griechischer und römischer Zeit wurde der Anbau in Dalmatien dann intensiviert, da das Öl einen guten Ruf genoss. Heute wird der Olivenanbau gerne als kulturelles Symbol der Region bezeichnet. Hauptsorte ist Oblica, die den stürmischen Winden der Region trotzt, aber unregelmäßigen Ertrag bringt und anfällig für Pilzerkrankungen ist. Die ältesten erhaltenen Olivenbäume Dalmatiens stehen auf der Insel Hvar und verweisen zurück auf die griechische Kolonisation, die dort zu Beginn des 4. vorchristlichen Jahrhundert begann.

Als "Oliveninsel" Kroatiens gilt Bra?, die flächenbezogen größte der dalmatinischen Inseln, mit über einer Million Olivenbäumen. Hauptsorte ist "Oblica". Auf der Insel befindet sich 1/10 der kroatischen Olivenanbaufläche. In Škrip, dem ältesten Ort der Insel, steht auch ein Olivenmuseum, basierend auf der Olivenölmühle der Familie Krstulovi?, deren Geschichte in das Jahr 1864 zurückreicht.

Libanon

Auch der Libanon beansprucht, wie Kreta und andere, die Heimat des ältesten Olivenbaumes weltweit zu sein. Gleich 16 Bäume sollen bereits auf 6000 Jahre Lebenszeit zurückblicken. Sie werden "Olivenbäume Noahs" genannt und stehen in den Bergen von Bchaaleh/Bcheale bei Douma. Französische Laboranalysen von 2017 bescheinigen allerdings lediglich ein Alter von etwa 2000 Jahren.

Als gesichert kann gelten, dass der Olivenanbau bereits in der Kupferzeit in das Gebiet des Libanon kam, vermutlich vom Gebiet des heutigen Syrien. Über die Phönizier, deren Kernland überwiegend identisch ist mit dem heutigen Libanon, wurde der Olivenanbau im Mittelmeerraum verbreitet.

Historisch spielte der Olivenanbau eine bedeutende Rolle in der Ökonomie des Landes, neben der Nutzung von Speiseoliven und Olivenöl gab es schon früh eine Seifenindustrie auf Olivenölbasis. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben allerdings Billigimporte und fehlende Unterstützung durch die Politik den Sektor erheblich geschwächt.

2006 gab es eine Untersuchung des Stanford Research Institutes, die dem libanesischen Olivenöl gute Marktchanchen im qualitätsorientierten Hochpreissegment prognostizierte. Daraus wurde allerdings nichts, nicht nur die Politik versagte, auch die Olivenölindustrie machte durch Verschnitte mit Billigimporten und Schmuggelware den Markt kaputt und 2016 spricht Gareth Smyth in "The Arab Weekly" von einer "lost opportunity".

2017 wurde in Kooperation mit Frankreich eine Initiative von Landwirtschaftsministerium und libanesischer Agrarforschung (Universitäten, LARI) zur Qualitätsentwicklung im Oliven- und Weinsektor gestartet. Bislang scheinen allerdings nur im Weinbau, der gleichfalls zurückreicht bis in die Kupferzeit, Erfolge erreicht zu sein. Es zeichnet sich ab, dass die forcierte Entwicklung des konkurrierenden Weinanbaus die Olivenproduktion im Libanon weiter zurückdrängt, nicht zuletzt auch gefördert durch die starke syrische Position im Olivenölsektor.
Libyen

Der Olivenanbau in Libyen reicht zurück vermutlich bis in die Zeit der Phönizier. In römischer Zeit wurde die Provinz Tripolitania - weitgehend identisch mit dem heutigen Libyen - zum wichtigsten Olivenanbaugebiet der Römer. Davon berichtet eine vergleichende Untersuchung zum römischen Olivenanbau in Libyen, Tunesien und Spanien von David John Mattingly, veröffentlicht 1988 im Journal of Roman Archaeology, S. 5.  Zur Bedeutung des Olivenöls für die Wirtschaft des römischen Reiches schreibt Mattingly: "olive oil was a basic food source, the prime lighting fuel and the essential base for numerous medicaments, soaps, skin oils, perfumes, and cosmetics." (Mattingly 1988, S. 33)

In Libyen reicht die Wüste bis fast ans Mittelmeer. Die Anbaubedingungen für Oliven sind zwar klimatisch grundsätzlich günstig, doch stellt die Wasserversorgung ein Problem dar, das bislang durch komplexe Bewässerungsanlagen gelöst wurde. Unter den Bedingungen der Klimaerwärmung könnten sich hier Engpässe ergeben. Eine Studie von Badereddin Algataa ergab allerdings, dass die Lagerbedingungen für Olivenöl in Libyen einen größeren negativen Einfluss auf die Qualität des Olivenöls haben als die Klimaerwärmung.

Libyen stand 2013 an 12. Stelle der olivenölproduzierenden Länder, mit ca. 8 Millionen Olivenbäumen. Die Regierung erklärte 2013 den Willen, die Oliveölproduktion für die Ausfuhr nach Europa anzukurbeln. Ziel war, durch entsprechende Labels eine Nische für libysches Olivenöl auf dem Markt zu eröffnen.

Doch schon 2017 änderte die Regierung ihre Meinung und erklärte, dass der Olivenölexport keinen relevanten Beitrag zur Außenwirtschaft des Landes leiste - eines Landes, das wesentlich Geld durch Erdölexport verdient. Da im Binnenmarkt Olivenölknappheit herrschte, verfügte die Regierung einen Exportstopp für Olivenöl (und nebenbei auch für Honig und Datteln). Dies führte zu erheblichen Protesten bei den Olivenproduzenten.
Malta

Die ersten Olivenbäume auf Malta wurden von phönizischen Händlern gepflanzt. Einige scheinen erhalten zu sein, sie stehen in der Provinz Bidni. Karbonanalysen haben ein Alter von über 2.000 Jahren erbracht. Seit 1933 stehen sie unter strengem Schutz. In der Römerzeit florierte dann der Olivenanbau auf Malta, im Mittelalter geriet er in den Hintergrund. Der die Insel ab 1530 dominierende Malteserorden bezog sein Olivenöl aus Sizilien und vom italienischen Festland.

Dabei hatte Malta eine Olivensorte zu bieten, die einmalig ist auf der Welt, da sie sich durch einen extrem hellen, fast elfenbeinfarbenen Grünton auszeichnet und daher auch "Perlina Maltese", "Perla Maltese" oder "Bianca Oliva/Weiße Olive/White Olive" heißt, neben ihrem amtlichen Sortennamen "Bajda". Ihr Geschmack ist allerdings weniger ansprechend, extrem bitter. Die Sorte wurde von den Kreuzrittern gerne als Geschenk eingesetzt, europäische Potentaten waren entzückt von der "Perlina Maltese". Erwähnt wird sie auch in einem Kaninchenrezept der Kreuzritter aus dem 18. Jahrhundert. Eine Verwandtschaft mit der 2012 bei Rossano in Italien wieder aufgefundenen alten kalabresischen Sorte "Leucolea", Erbe wohl der Basilianerklöster, ist noch zu untersuchen.

Seit 1991 bemüht sich unter anderem ein Quereinsteiger der Olivenölproduktion, Salvatore (genannt Sam) Cremona, in Il-Wardija im Nordosten der Insel um eine Wiederbelebung des maltesischen Olivenanbaus. Vor allem am Herzen liegt ihm dabei, neben der gleichfalls nur auf Malta zu findenden Sorte "Bidni", die "Perla Maltese". Fast wäre diese Art ausgestorben, nur noch zwei alte Bäume gab es in den 1990er Jahren auf Malta (andere Quellen sprechen davon, Cremona habe sie auf Sizilien gefunden, wo die Einheimischen sie für Albinos hielten). Cremona vermehrte sie gezielt aus Früchten, die er drei Wochen bei -5 Grad lagerte, damit sie keimfähig werden. Bekannt wurde Salvatore Cremona durch Jamie Oliver, der ihn in einem Blogbeitrag von 2014 auf seiner Website "Godfather of Maltese olive oil" nennt. Jamie Oliver weiß - wie Salvatore Cremona - zu schätzen, was den beiden Malteser Olivenvarietäten fast zum Verhängnis wurde: die intensive Bitternis.

Seit 2016 wird die Sorte "Perla Maltese" auch in einer staatlichen Landwirtschaftsanstalt gezielt vermehrt und an interessierte Landwirte ausgegeben. 2017 hat die Regierung den Züchter Salvatore Cremona gebeten, seine in Gläsern eingelegte Perla-Ernte von 2016 als Geschenk für den maltesischen EU-Ratsvorsitz zur Verfügung zu stellen. Das maltesische Wort für Oliven ist übrigens "Zejt" und verweist auf das Semitische. Der Name der maltesischen Stadt "Zejtun" bedeutet "Olivenhain".
Marken

Der Olivenanbau in den Marken (it. "Marche") nimmt eine eher randständige Position in der landwirtschaftlichen Produktion der Region ein, was unter anderem am etwas rauen Klima in den Hügelagen mit dominierenden Nordostpositionen liegt und an der dortigen hohen Erosionsgefahr. 2001 waren 7.000 Hektar, nach anderen Angaben 10.000 Hektar, mit Oliven bepflanzt. 2018-2020 wurden Anstrengungen unternommen, durch Ausbildungsprogramme für Olivenanbauer den Olivensektor zu stärken.

Doch gerade ihres prägnanten Hügellandes wegen, das zum Apennin hin ansteigt, bieten die Marken einige interessante Sorten mit Potenzial für andere Grenzlagen. Unter den Stichworten "Biodiversität" und "Klimaanpassung" erklärte die Vorsitzende des Olivenölpanels von ASSAM, Barbara Alfei, 2019 auf einer Konferenz am Gardasee zum Thema "Il futuro dell'olivicoltura italiana legato a varietà e terroir" die Bedeutung lokaler Olivensorten für die Weiterentwicklung des Olivenanbaus unter veränderten Klimabedingungen. Und gerade die Marken sind reich an unterschiedlich angepassten Olivensorten.

Allgemeine Informationen zum Olivenanbau in den Marken finden sich auf der Website des "Consorzio Mache Extravergine", vor allem unter "Olivicoltura". Eine anschauliche Geschichte des Olivenanbaus in den Marken bis 2001 hat Bayer CropScience finanziert und unter seinem Label "Coltura & Cultura" bereitgestellt.

Einen informativen Katalog der Olivensorten, die spezifisch in den Marken angebaut werden, liefert die ASSAM, die Landwirtschaftskammer der Marken. Für detaillierte Angaben zu den Sorten jeweils anklicken bei "Download allegati". Typisch sind besonders kleinfrüchtige Sorten wie Mignola, Piantone (froststabil aber Occhio-empfindlich) und Sargano. Auch Ascolana kommt aus den Marken, eine eher kleine Tafelolivensorte, die sich bei Frost respektabel hält, auch bei mir.

Im Apennin der Marken, an den Hängen der Monti Sibillini, existieren noch autochtone Vorkommen der Wildolive, Olivastra europaea subs. sylvestris, die einst im Mittelmeerraum weit verbreitet war, durch Rodung und Forstwirtschaft aber zurückgedrängt wurde.
Marokko

Marokko ist mit 1,42 Millionen Tonnen Olivenernte 2015/16 (FAO) einer der großen Olivenproduzenten, hinter Spanien, Griechenland, Italien und der Türkei an 5. Stelle platziert.

Im 2008 aufgelegten "Plan Maroc Vert" der Regierung wird dem Olivenanbau in Marokko und dem Ölexport besonderes Gewicht beigelegt. Bis 2020 soll die Olivenanbaufläche auf 1,2 Millionen Hektar ausgeweitet werden, der Olivenölexport auf 120.000 Tonnen. Faktisch betrug die Anbaufläche 2016 erst 520.00 Hektar, der Ölexport 16.500 Tonnen. Der geringe Exportanteil wird auf die schlechte Qualität des marokkanischen Olivenöls zurückgeführt, die Resultat veralteter Olivenmühlen sei. Es ist also noch einiges zu tun, wie ein Beitrag von "Yabiladi" vom Dezember 2016 anmerkt.

Mit Spanien gab es in der Geschichte immer wieder regen Austausch an Olivenpflanzen und Kompetenzen. So verweist die von spanischen Missionaren in Mittelamerika etablierte Sorte "Mision" genetisch auf "Picholine Marocaine". Und weiter zurück hat die maurische Herrschaft in ihrer Blütezeit den Olivenanbau in Spanien erheblich gefördert durch Bewässerungssysteme und bessere Ölmühlen.

Heute dominiert Picholine Marocaine mit etwa 90% Anteil den marokkanischen Olivenanbau, ihrer Krankheitsanfälligkeit wegen wird sie jedoch zunehmend durch andere Sorten ersetzt oder ergänzt. Ein Beitrag von Agrimaroc vom Dezember 2015 verweist auf diese Problematik und informiert grundsätzlich über die Anstrengungen des Landwirtschaftsministeriums, den Olivenanbau und die Olivenvermarktung in Marokko zu fördern.

Nach einem Ernteeinbruch 2016/17 wurde 2017/18 in Marokko eine "Rekordernte" vermeldet, die allerding nur gering über der Ernte von 2015/16 lag und der von 2009/10 entsprach. Die von Rachid Mohamed betriebene "Maghreb-Post" veröffentlicht hierzu einige Mitteilungen des Landwirtschaftsministeriums, die Einblicke geben in die Situation aus amtlicher Sicht.

Der Olivenanbau bietet in Marokko eine Alternative zum Cannabis-Anbau und kann die Desertifikation stoppen. Darauf hat schon 2007 ein Beitrag auf Proplanta hingewiesen, unter dem Titel "Nordafrikanisches Olivenöl erobert den Weltmarkt".
Mazedonien/Nord-Mazedonien

Der griechischen Politik verdankt Mazedonien den offiziellen Namen "Nord-Mazedonien" - sonst hätten die Griechen den EU-Beitrittsverhandlungen nicht zugestimmt. Denn Griechenland reklamiert den Namen "Mazedonien" für sein historisches Erbe. Im Abkommen von Prespa wurde 2018 der 1991 mit dem Zerfall Yugoslawiens aufgeflammte Namenskonflikt formal beigelegt. Als Süd-Mazedonien gelten die Regionen West-, Mittel- und Ost- Makedonien in Griechenland, mit Thessaloniki als Zentrum.

Die Nachbarschaft zu Albanien und Griechenland lässt schon vermuten, dass auch Mazedonien über eine uralte Olivenkultur verfügt. Und in der Tat zeigen historische Untersuchungen, dass Mazedonien in der Antike, trotz seiner meerfernen Lage, auch ein Olivenland war. Insbesondere im Süden des Landes, an den beiden großen Seen, Ochridsee und Prespasee, und an der Grenze zu Griechenland, stehen auch heute noch zahllose Olivenbäume. Gezielt gefördert wird der Olivenanbau durch die Aktivitäten der Firma KM von Kiro Kirov, die 2011 zunächst 13.000 Bäume in der Nähe der Kleinstadt Dojran am Dojransee, dem dritten großen See des Landes, pflanzte.

In einer Kooperation der Firma KM mit der Landwirtschaftsabteilung der Universität von Skopje (Boris Ristovski) und dem Agronomen Evangelos Sfakiotakis von der Aristotels-Universität Thessaloniki wird an der Züchtung einer neuen Sorte, "Marsela", gearbeitet. Eine in Mazedonien verbreitete Sorte ist Kalinjot/Kaninjot, Hauptvarietät des albanischen Olivenanbaus. Das bisweilen durchaus raue, meerferne Lage macht den Genpool der Oliven in Mazedonien forschungsrelevant und die dortigen Erfahrungen mit dem Olivenanbau interessant etwa für den chinesischen Anbau, aber auch für die Züchtung neuer Sorten.

Nord-Mazedonien ist auch Mitglied im EU-Projekt "Routes of the Olive Tree", zusammen mit 13 anderen Ländern (Stand 2020).
Mexiko

Der Olivenanbau in Mexiko beginnt bald nach der Conquista durch Hernán Cortés mit der landwirtschaftlichen Arbeit franziskanischer und jesuitischer Missionare. Als Datum für die erste Pflanzung wird 1524/1531 genannt, in der Nähe des heutigen Mexico City, durch den Franziskaner Martin de Valencia. Im 17. Jahrhundert ließ der Franziskaner Eusebio Francisco Kino Olivenhaine im Nordwesten Mexikos anlegen, aus denen die Varietät "Mission" hervorging, die sowohl als Tafel- wie als Ölolive geeignet ist und die im 18. Jahrhundert auch Kalifornien eroberte . Der mexikanische Olivenanbau wurde zum Erfolgsprojekt, bis der spanische König Carlos III. 1777 alle Olivenhaine zerstören ließ, um die wirtschaftliche Abhängigkeit des Landes von Spanien zu erhalten.

Interessante Daten und Bilder zur Geschichte des Olivenanbau in Mexiko liefert der Blog "El Cuexcomate". Im Blog gibt es einen weiteren interessanten Beitrag zum Olivenanbau, suchen mit dem Stichwort "aceitunas".

1950 rief der Präsident Miguel Alemán Valdés die "Comisión Nacional del Olivo" ins Leben. 1975 besann sich die Regierung auch auf den traditionellen extensiven Olivenanbau und ließ die Bedingungen für diesen untersuchen und Förderprogramme auflegen. Beides führte zu einem Aufschwung des Olivenanbaus in Mexiko - argwöhnisch beäugt von der US-amerikanischen Olivenindustrie, die Konkurrenz befürchtete. Dokumentiert ist dies in einem Bericht des "United States Department of Agriculture" von 1980.

1990 betrug die Tafelolivenproduktion in Mexiko 14.000 Tonnen, die Olivenölproduktion 2.500 Tonnen. Seit 2006 wird von der FAO nur noch die mexikanische Tafelolivenproduktion erfasst, für 2017 werden 18.000 Tonnen angegeben. Dass es indes weiterhin eine nennenswerte Olivenölproduktion gibt, zeigt ein interessanter Beitrag über den Aufbau einer Olivenölproduktion in der Provinz Tamaulipas von 2010.

Das mexikanische Sortenspektrum umfasst neben der 1777 weitgehend vernichteten Varietät Mision/Mission heute v.a. Arbequina, Arbosana, Buffalo, Coratina, Frantoio, Ibarra, Koroneiki, Manzanilla und Picual/Nevadillo.
Montenegro

Montenegro führt seinen Olivenanbau auf die Römerzeit zurück. 3.200 Hektar, etwa ein Drittel der Obstanbaufläche Montenegros, sind mit Olivenbäumen bestockt. Altersbestimmungen montenegrinischer Olivenbäume wurden EU-finanziert von Forstwissenschaftlern der Universität Istanbul durchgeführt - etliche davon wurden offenkundig vor Christi Geburt gepflanzt, darunter ein berühmter Baum bei Bar. In der Vermarktung sind die montenegrinischen Olivenölproduzenten durchaus erfolgreich. Prinz Charles durfte bei seinem Besuch in Montenegro mit Camilla 2016 auch heimisches Olivenöl verkosten.

In Montenegro wird neben den bekannten italienischen Sorten Leccino, Coratina und Ascolana unter anderem die seltenere Sorte Bosana angebaut, die vor allem auf Sardinien bekannt ist. Verbreitet sind auch die spanischen Sorten Picudo und Arbequina. Autochthone Sorten dominieren, vor allem Zutica (65%), Crnica (15%), Sitnica, Lumbardeska und Sarulja.

Montenegro hat seinen überschaubaren historischen Olivenbestand gut dokumentiert und pflegt ihn vorbildlich. Das bietet vorzügliche Grundlagen für Untersuchungen zu den genetischen Abstammungslinien europäischer Olivensorten. Eine bemerkenswerte Arbeit von Biljana Lazovic an der Universität Bar (Montenegro) von 2016 zum Genbestand der Oliven in Montenegro hat bereits zwei stark differierende Abstammungslinien von Olivenbäumen der Region festgestellt, die bis in die Antike zurückreichen, vertreten durch die Sorten "Stara Maslina" und "Zutica". Von der Autorin stammen auch weitere herausragende Untersuchungen zum Olivenanbau und zum Olivenbestand in Montenegro.

Hat Lazovic damit die zwei den Mittelmeerraum dominierenden Domestikationszentren erfasst, einmal die über das semitische Wort "ZYT/zait" für Olive identifizierbare Levante, einmal den durch "elaia" (Olea, Maslina) identifizierbaren griechischen Raum (Kreta/Peloponnes)?
Nepal

Die FAO hat gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium Nepals 1999 eine bemerkenswerte Dokumentation zum Olivenanbau in Indien und Nepal zusammengestellt, "Prospects for Olive Growing in Nepal". Darin wird auch auf die Wildoliven in Nepal hingewiesen und der erste Olivenanbau in der weiteren Region mit Olea europaea subsp. europaea in den 1950er Jahren beispielhaft erwähnt, durch die Familie des Maharajas Partiala im Himachal Pradesh bei Solan. Im Gefolge kamen auch die ersten Olivenbäume aus Indien nach Nepal. 1978 wurden die Sorten Nuovo, Nabali und Manzanilla aus Israel eingeführt und in HMG Royal Botanical Garden, Godavari gepflanzt. In den 90er Jahren kamen weitere Sorten vor allem syrischer, ägyptischer und spanischer Herkunft nach Nepal und 1998 wurde ein eigenes Setzlingsprojekt in Godavari mit 18 Sorten aus der Oliven-Genombank Cordoba aufgelegt.

Neben Godavari spielte in den 1990er Jahren auch das Kirtipur Horticulture Center eine bedeutende Rolle beim Aufbau einer nepalesischen Olivenkultur. Unter anderem unterstützt durch den damaligen Landwirtschaftsminister Ram Chandra Paudel. Er brachte von einer Ägyptenreise 1995 vier Sorten mit, zwei ägyptische und zwei spanische.

1994 startete ein deutsch-nepalesisches Paar den Aufbau der ersten Olivenplantage in Nepal, in Bisingkhel/Chitlang Valley an der Straße nach Kathmandu, mit 2.400 Bäumen französischer und italienischer Provenienz. Die Bäume litten allerdings bald an Krankheiten (Frantoio mit Pseudomonas savastanoi/Olivenkrebs - 2008 identifiziert) und klimatischen Problemen durch die hohe Feuchtigkeit im Monsun. Nach 2012 ist von diesem Projekt nichts mehr zu erfahren. Auch der nepalesische "Mister Internet", der Gründer von "Nepal Wireless", Mahabir Pun, beschäftigt sich mit dem Thema Olivenanbau, als Beitrag zur Erhaltung nepalesischer Bergdörfer (Interview mit Ambros Gasser vom 05.07.2016).

Etabliert hat sich der Olivenanbau inzwischen (Stand 2022) vor allem in Westnepal. Eine sozio-ökonomisch orientierte Untersuchung von Keshav Bhattarai u.a. am Beispiel des Distrikts Bajura, April 2022 veröffentlicht auf Researchgate, zeigt ein großes Potential für den nepalesischen Olivennanbau zur Armutsbekämpfung. Sie verweist allerdings auch auf erhebliche Risiken durch klimatische Bedingungen (Hagel, Monsun, temporäre Trockenheit), Struktur- und Bildungsdefizite.
Neuseeland

Neuseeland hat sich im Obstanbau auf Kernobst und - partiell identitätsbildend - auf den Kiwi-Anbau konzentriert. Der Olivenanbau spielt nur eine geringe Rolle, er kam in den 1830er Jahren durch Einwanderer aus Südeuropa nach Neuseeland. Aber erst 1986 begann der systematische Aufbau von Olivenplantagen - zunächst mit Setzlingen aus Israel, dann mit Pflanzenmaterial aus Australien. Aktuell (Stand 2019) stehen ca. 400.000 Olivenbäume in Neuseeland, auf beiden Inseln und in zahlreichen Regionen. Die häufigsten Sorten sind Frantoio und Leccino. Die jährliche Ölausbeute beträgt ca. 400 Tonnen.

"Olives New Zealand" ist der maßgebliche Verband der Olivenanbauer auf Neuseeland. Gegründet 1996, inzwischen (Stand 2021) ca. 200 Mitglieder. Die Mitgliederliste reicht von Hobbyanbauern mit weniger als 100 Bäumen bis hin zu kommerziellen Plantagen mit 40.000 Bäumen. Als "Full Member" (56%) werden nur Mitglieder mit mehr als 250 Bäumen gelistet. Die meisten Hobby-Anbauer sitzen in der Region Wairarapa. In seinem auf der Website zugänglichen Bericht "The New Zealand Olive Industrie" bekennt sich der Verband zur Entwicklung und Förderung der hochtechnisierten Massenproduktion als zentraler Aufgabe.

Ein großartiger Beitrag im französischen Reise-Blog von Mathilde und Matthieu, "In Olio Veritas", beschäftigt sich fundiert und erfahrungsgesättigt mit Geschichte und Gegenwart des neuseeländischen Olivenanbaus (Stand Anfang 2019). Wunderbare Fotos und interessante Hintergrundinformationen! So berichten die beiden Reise- und Olivenenthusiasten von Charles Darwin, der auf seiner Reise nach Neuseeland 1835 auch die Olivenbäume vorfand, die - dem Hörensagen zufolge - von spanischen Seeleuten auf die Insel gebracht worden waren.

Weitere aufschlussreiche Details gibt es zur Olivenplantage Mount Grey auf der Südinsel, die unter trockenheißen Winden von Australien her ebenso leiden wie unter bisweilen heftigem Frost. Gegen den Frost hat der Betreiber John Dodgeson am Ende langer Masten gewaltige und teure Ventilatoren montiert, die frostige Luftschichten verwirbeln soll mit wärmerer Luft. Zur Wirksamkeit gibt es noch keine ausreichenden Belege.
Pakistan

Im Himalaya- und Hindukuschgebiet gibt es an den Südflanken ausgedehnte Bestände von Wildoliven (cuspidata/africana). Allerdings sind die heute in Pakistan vorzufindenden älteren Zuchtoliven nicht aus diesen hervorgegangen. Eine kupfer- oder bronzezeitliche Olivenkultur ist aus keinem der Länder am Himalaya- und Hindukuschrand überliefert.

Die ersten Olivenplantagen in Pakistan wurden in den 50er Jahren in Mingora und Rawalpindi angelegt. Das Pakistan Agricultural Research Concil - PARC - startete 1987 experimentelle Olivenpflanzungen in Pakistan, im Rahmen eines Abkommens mit der italienischen Regierung. Danach folgte die Erfassung des Bestandes an Wildoliven, Olea cuspidata. Etwa 80 Millionen Exemplare wurden identifiziert. Es folgten Versuche mit Züchtungen auf der Basis regionaler Olea cuspidata durch das 1995 gegründete Pakistan Oilseed Development Board (PODB). Neben wirtschaftlichen Zielen stand auch das Stoppen von Desertifikation im Fokus.

Seit 2007 gibt es eine enge Zusammenarbeit des pakistanischen Olivenanbaus mit dem Istituto Agronomico per l'Oltremare, Italien. Davon berichtet der Landwirtschafts-Konsultant Giacomo Morelli in seinem äußerst informativen, datengesättigten Überblick zum pakistanischen Olivenölsektor "Edible Oils in Pakistan. An Overview with a Focus on Olive Oil" von 2008.

Der u.a. auf sozialpolitische und agrarpolitische Themen spezialisierte Kolumnist und Blogger Tahir Ali Khan hat über diesen Prozess 2010 bis 2012 umfangreich berichtet. Seine Bilanz von November 2012 konfrontiert die offiziellen Zahlen mit den Auskünften von Olivenfarmern. Ein Kleinbauer beklagt, dass von 40.000 durch seine Dorfgemeinschaft veredelten Wildoliven lediglich 12% nach 7-8 Jahren Früchte tragen. In den folgenden Jahren fokussierte die Landwirtschaftspolitik die Förderung auf Setzlinge statt auf Wildolivenveredelung.

Im pakistanischen Punjab wird der Olivenanbau seit 2011 regierungsseitig gefördert. 2015/16 wurden im Rahmen eines Projektes von BARI (Barani Agriculture Research Institute in Chakwal), finanziert durch das Landwirtschaftsministerium,
330.000 Olivenbäume gepflanzt. Insgesamt sollten bis 2020 zwei Millionen Setzlinge im Rahmen des "Olive Valley Project" Pothwar ausgebracht werden. Allerdings ist zum Ergebnis dieses Projektes auf der Website von BARI nichts zu erfahren (Stand 2022).
Palästinensische Autonomiegebiete und Israel


Baumrodungen und Wirtschaftseinschränkungen durch israelische Autoritäten, Konflikte mit israelischen Siedlern, Probleme mit der Wasserversorgung und dem Absatz des Öls erschweren darüber hinaus in manchen Gebieten die Arbeit der Bauern. Daher gibt es zahlreiche Friedensinitiativen und Vermarktungsprojekte, die sich um Unterstützung bemühen, etwa das Fair Trade Projekt "Harvest Peace", das zerstörte Bäume ersetzt und faire Entlohnung garantiert. Die palästinensische Fair Trade Association schafft Netzwerke und wirtschaftliche Unterstützung für Kleinbauern und fördert den ökologischen Anbau.

Im biblischen Garten Gethsemane ("Olivenmühle") stehen acht ehrwürdige Olivenbäume, von denen der älteste vermutete 2300 Jahre zählt. Aus Israel stammt auch das bislang älteste Dokument der Olivenkultur, ein Tongefäß aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., das 2013 bei einer Notgrabung in der Nähe von En Zippori gefunden wurde und Spuren von Olivenöl enthielt. Der Olivenanbau hat auch heute noch eine Bedeutung für die lokale/regionale Versorgung, spielt wirtschaftlich allerdings eine geringere Rolle als in den Autonomiegebieten. Das Israelische Außenministerium verweist gleichwohl auf die besondere Bedeutung des heimischen Olivenanbaus.

Moderne Olivenplantagen machen in Israel ca. 33.000 Hektar aus. Sie produzieren ca. 15.000 Tonnen Olivenöl "extra virgin", von denen nur etwa 1.000 Tonnen in den Export gelangen - vor allem Richtung USA (Stand 2014). Junge israelische Olivenanbauer bemühen sich um die gezielte Entwicklungen hochpreisiger Qualitätsangebote. Der Olivenanbau in Israel leidet seit Jahren an schlechten Marktpreisen durch die Konkurrenz billiger Importöle. Bereits 2012 wurde von Hainrodungen wegen wirtschaftlicher Probleme berichtet.
Peru

Peru ist einer der weltgrößten Produzenten von Tafeloliven. Die Ernte betrug 2017 71.000 Tonnen - nur etwa ein Neuntel der Ernte Ägyptens, aber genug, um bei den ersten 10 mit dabei zu sein, hinter Ägypten (650 TT), Spanien (520 TT), Türkei (450 TT), Algerien (280 TT), Griechenland (235 TT), Syrien (kriegsbedingt stark schwankend, ca. 150 TT), Marokko (120 TT) und Argentinien (95 TT) - noch vor den USA (66 TT) und Italien (48 TT).

Die frühe Geschichte des Olivenanbaus in Peru wird auf einer spanischen Kochseite ausgesprochen informativ dargestellt. Hier erfahren wir, dass der peruanische Olivenanbau mit dem Konquistador und Prokurator Don Antonio de Ribera beginnt, der 1559 mit 100 Olivensetzlingen an Bord in Sevilla ablegt, bei der Ankunft in Peru allerdings nur noch drei Setzlinge vital an Land bringen kann.

Was folgt ist ungewiss und von Legenden durchsetzt. Die Franziskaner begründeten bereits 1532 ihre erste Mission im Tal von Pachacamac. Anders als in Mexiko sind sie mit Olivenanbau in Peru jedoch nicht prägnant in Erscheinung getreten. Als gesichert kann gelten, dass der in Peru geborene Dominikaner San Martín de Porres 1637 etwa 700 Olivenbäume im heutigen Distrikt San Isidor/Lima pflanzen ließ und damit den Park "El Olivar" begründete, der 1959 zum Nationaldenkmal erklärt wurde. Eine Untersuchung der Polytechnischen Universität Madrid erbrachte 2017 für einen der dortigen Bäume ein Alter von ca. 374 Jahren. Es dürfte sich um das einzige erhaltene Exemplar der Pflanzung von San Martín handeln.

Heute ist der Olivenanbau in Peru vor allem durch Tafeloliven geprägt. Allerdings bemüht sich die Vereinigung der "Procesadores Exportadores de Aceituna", "Pro Olivo" Peru, in den vergangenen Jahren um die Steigerung des Anteils der Olivenölproduktion (2017 ca. 20%). Auf der Website der Vereinigung finden sich umfangreiche Informationen zum Olivenanbau und zum Olivenmarkt in Peru. Besonders aufschlussreich sind das Verzeichnis der "Asociados" und die Pressemitteilungen unter "Noticias". Unter "Información - Estacionalidad de la cosecha"  bemerkenswert ist die Tabelle zu den Erntezeiten. Grüne Tafeloliven werden März bis Mai geerntet, schwarze Mai bis September.
Piemont

Das Piemont ist eine Olivenanbauregion mit besonderer Indikatorfunktion für die Klimaentwicklung. Während des frühen Mittelalters erlosch hier der Olivenanbau, um im 11. Jahrhundert von Benediktinern wiederbelebt zu werden. In der Kleinen Eiszeit ging der Anbau massiv zurück, mit dem Extremwinter von 1709 fast auf Null. Erst in den vergangenen Jahren mehren sich im Kontext der Klimaerwärmungsdebatte Anstrengungen, den Olivenanbau und die Olivenverarbeitung im Piemont zu revitalisieren.

Einen Überblicksartikel zur Geschichte, mit dem Schwerpunkt Kleine Eiszeit, und zur aktuellen Wiederbelebung des Olivenanbaus im Piemont bietet das italienische Netzmagazin "Climatemonitor". Hier findet sich auch eine instruktive Landkarte mit den Produktionsanteilen der italienischen Regionen.

Giancarlo Durando vom landwirtschaftlichen Forschungsinstitut
"Luparia" hat 2004 eine Konferenz zur Geschichte des Olivenanbaus im Piemont/Monferrato geleitet, mit interessanten Details zur Auswirkung der "kleinen Eiszeit" und zum Neubeginn des Olivenanbaus danach. Die Luparia macht sich auch verdient um den Erhalt des Genbestandes regional spezifischer Olivensorten und um die Erfassung historisch bedeutsamer Einzelbäume.

Die Homepage der Asspo - Associazione Piemontese Olivicoltori - liefert Informationen zum Olivenanbau im Piemont und allgemein in Grenzlagen. Gegründet wurde die Asspo Oktober 2003 zur Neubelebung des Olivenanbaus im Val d'Aosta.

Auf der Seite der Regionalverwaltung des Piemont findet sich eine Untersuchung zum Olivenanbau in Norditalien/Piemont unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten als Download. Hervorgehoben wird die Bedeutung des Olivenanbaus zur wirtschaftlichen Stärkung entwicklungsschwacher Regionen sowie der Qualitätsaspekt als entscheidender Faktor der Vermarktung ertragsarmer Produktionsstandorte. Interessante Tabellen und Grafiken zu den Olivensorten (über 50% Leccino) und zur Produktion in der Region.

"Olivicoltura in Aree Marginali", 2011 herausgegeben von der Università degli Studi di Torino, liefert verschiedene aktuelle Studien und Forschungsergebnisse zur Förderung des Olivenanbaus in Norditalien.
Portugal

Portugal steht als Olivenanbauland im Schatten Spaniens.  Mit seiner Produktionsmenge an Olivenöl steht es weltweit an achter Stelle, an vierter Stelle in Europa, mit 66.532 Tonnen 2014. Sechs herkunftsgeschützte Olivenanbaugebiete hat Portugal aufzubieten, Alentejo Interior, Beira Interior, Moura, Norte Alentejano, Ribatejo, Trás-os-Montes.

Der Olivenanbau in Portugal setzt vermutlich mit der römischen Einrichtung der Provinz Lusitania ein, spätestens mit der maurischen Eroberung. Möglich ist allerdings auch, das bereits mit den Phönizieren Olivenanbau nach Portugal kam. Einige "Atlantologen" gehen gar davon aus, dass der Olivenanbau in Portugal bis in die mythischen Zeiten von Atlantis, situiert in der Algarve, zurückreiche.

Unter den portugiesischen Sorten ist nur Cobrançosa, eine Varietät des Nordens, als froststabil bekannt. Stark marketinggesteuerte Informationen gibt es auf der Seite von Gallo Portugal, ein 1919 in Abrantes begründetes Olivenölunternehmen.

In Portugal haben sich bereits einige internationale Permakulturprojekte etabliert. Sepp Holzer hat neben drei Projekten in Spanien auch "Alentago" in der portugiesischen Region Alentejo betreut, initiiert von der Tamera-Gemeinschaft. Daneben gibt es noch weitere Projekte, die sich nicht alle auf Sepp Holzer berufen. Der Permakulturansatz arbeitet mit Mischkulturen. Olivenbäume spielen in diesen Mischkulturen unter den Klimabedingungen Portugals eine bedeutende Rolle.

Auch in Portugal schreitet die vom Nachbarland Spanien vorexekutierte Industrialisierung des Olivenanbaus voran. Es droht die Entwicklung der vergangenen Jahre in Spanien, mit massiven Einbrüchen in der Ernte durch Trockenheit. Das maßgebliche Unternehmen Sovena sitzt in Ferreira do Alentejo, 50 Kilometer Luftlinie von Tamera entfernt. Claus Bunk, der seit 1998 selbst einen Olivenhain in Portugal pflegt, berichtet substantiell und bestens unterrichtet in der Portugal-Post Nr. 53 vom Mai 2013.
Slowenien

Das Medienbüro Klaus Kamolz informiert über den innovativen slowenischen Olivenbauer Vanja Dujc, der nach dem Tod Titos seine Arbeit als Ingenieur aufgegeben und bei Koper (südlich von Triest) einen sortengemischten Olivenhain mit inzwischen über 1000 Bäumen (v.a. Belica-Bianchera, Leccino, Maurino) angelegt hat und heute eines der begehrtesten Olivenöle der Region produziert, einen Verschnitt, wie er im traditionellen Olivenanbau üblich war.


Doch nicht nur Dujc produziert hervorragendes slowenisches Olivenöl. Bei der "New York International Olive Oil Competition" 2017 haben 4 slowenische Öle eine Goldmedaille erhalten (neben 13 kroatischen), darunter ein Öl aus der Istrska Belica von der Familie Sabadin und eine Cuvée der Familie Morgan, die gleichfalls bei Koper organisch-biologische Olivenöle aus Belica, Maurino, Leccino und Storta produzieren.

Die meisten slowenischen Olivenhaine liegen im nördlichen Istrien.  Stark tourismus- und werbungsorientiert informiert über sie und auch über die Olivenhaine der Brda-Region (gerne "Toskana Sloweniens" genannt) sowie des Vipava-Tals eine Unterseite des Internetangebotes des Slovenian Tourist Boards (STB). Das Bildmaterial ist beeindruckend, das Informationsangebot dürftig. Man muss schon eine der angebotenen Touren buchen, um etwas mehr über den Olivenanbau in Istrien zu erfahren.

Darko Ogrin von der Universität Ljubljana veröffentlichte bereits 2007 seine Untersuchung "Olive growing in Slovenian Istria and climatic limitations to its development" in den "Moravian Geographial Reports". Ogrin merkt darin an, dass die Klimaerwärmung keinesfalls voreilige Schlüsse zur Ausweitung des Olivenanbaus in nördlichere Regionen zulasse. Er plädiert für eine Beschränkung auf die bereits etablierten Lagen in Slowenien. In diesen Lagen sei allerdings ein weiterer Ausbau durchaus sinnvoll, da der Markt die schwierigen Anbaubedingungen honoriere. Auf den Seiten 37 und 38 referiert Ogrin die Frostereignisse von 1929, 1956 und 1985, die im ganzen nördlichen Mittelmeerraum den Olivenanbau massiv schädigten.

Nach seinen Angaben, wohlgemerkt von 2007, werden auf ca. 1.300 Hektar in Slowenien Oliven angebaut. Sie erbringen etwa 500 Tonnen Olivenöl im Jahr. Die wichtigste Olivensorte, vor allem in Neuanlagen, ist die Istrska belica, bekannt auch einfach als Belica oder italienisch Bianchera, die vor allem in Kroatien verbreitet ist, aber auch in Venetien und anderen Teilen Italiens angebaut wird.
Spanien

Umfangreiche, teilweise eher touristisch-populäre, teilweise fachlich-wissenschaftlich orientierte Angaben zum Olivenanbau in Spanien finden sich auf der Seite einer andalusischen Interessengemeinschaft zur Förderung des dortigen Olivenanbaus. "En esta sección se presenta una selección de artículos en Español que extienden la información presentada en este portal web y que han servido como base para su elaboración junto con algunas de las web de la sección Enlaces y las publicaciones referidas en la sección Bibliografía." Was bedeutet: Man muss sich etwas mühsam durchs Menü klicken, ehe man zu den verborgenen Schätzen kommt, deren Nutzung überdies in der Regel Spanischkenntnisse voraussetzt. Auch wenn die Website selbst in mehreren europäischen Sprachen angeboten wird (teilweise wohl maschinell übersetzt und mühsam zu lesen).

Spanische Olivensorten sind verständlicherweise vor allem durch Hitze- und Trockenheitsresistenz ausgezeichnet. Auf dem Weg zum weltweit unangefochten größten Olivenöl- und Tafelolivenproduzenten wurden in Spanien massiv Junganlagen mit ertragreichen Sorten aufgebaut, die intensive Bewässerung erfordern. Die Niederschläge sind in Spanien jedoch in den vergangen Jahren zurückgegangen und konzentrieren sich teilweise in  Starkregenereignissen, denen längere Trockenphasen korrespondieren. In den vergangenen Jahren häufen sich die Ernteeinbrüche durch Trockenheit. Darüber informiert ein Beitrag auf "Telepolis" (Heise online) vom 09.04.2015. Die Schuld daran wird dem Klimawandel gegeben, vieles daran ist aber auch hausgemacht.

Die zahlreichen Neubürger (in "Vollzeit" oder "Teilzeit") deutschsprachiger Herkunft in Spanien, insbesondere auf Mallorca, haben dazu beigetragen, dass es auch interessante Ressourcen zum spanischen Olivenanbau auf Deutsch gibt. Etwa die Seite der Reiseautorin Renate Gabriel, die sich für das Verständnis kulturgeschichtlicher und ökologischer Bezüge einsetzt. Der Spiegel widmete der Neubelebung des traditionellen Olivenanbaus auf Mallorca 2010 eine hübsche Reisereportage mit dem Titel "Olivenöl-Wandern auf Mallorca".

Olivenernte laut FAO 2016: 6,56 Mio Tonnen.
Spanien - Geschichte

Es ist noch strittig, ob es in Spanien eine autochthone Kulturolivenzüchtung aus den frühgeschichtlich präsenten Wildbeständen im Raum Gibraltar gab. Wesentlich beteiligt an der frühen Entwicklung des Olivenanbaus waren sicherlich die Phönizier, später die Römer, die großflächige Haine mit Pflanzen nicht-spanischer Herkunft anlegten zur Speiseölversorgung ihres Reiches.

Spanien ist heute der weltgrößte Olivenproduzent mit ca. 7,8 Millionen Tonnen im Jahr 2013 (Italien folgt auf Platz 2 mit ca. 3 Millionen Tonnen, Griechenland auf Platz 3 mit ca. 2 Mio Tonnen). Diese Zahlen nennen wohlgemerkt die Olivenernte, nicht die Ölausbeute. Für 1 Liter Olivenöl benötigt man 5-10 Kilogramm Oliven, je nach Sorte, Reifegrad der Oliven und Ölgewinnungsverfahren rsp. Qualität des erzielten Öls.

Das heutige spanische Sortenangebot mit ca. 200 Varietäten entspricht noch weitgehend dem im 15. Jahrhundert. Spanische Sorten/Selektionen zeichnen sich durch besondere Trockenheitsresistenz aus. Dennoch ist der Anbau in Spanien in den vergangenen Jahren erheblich durch Trockenstress gefährdet. So gab es 2014 eine massiv reduzierte Ernte, nachdem bereits das Jahr 2013 erhebliche Rückgänge gebracht hatte.

Die Gründe für die Ernteeinbrüche 2013 und 2014 liegen u.a. in der Ausweitung des Olivenanbaus auch in weniger geeignete Gebiete, im Anbau von ertragreichen Sorten mit hohem Wässerungsbedarf sowie in der massiven Umleitung von Wasserströmen in die Obst- und Gemüseanbaugebiete etwa in Almeria. Dazu kamen, so heißt es, ungünstige Wetterlagen mit mal zu wenigen, mal zu vielen Niederschlägen, was auch die Olivenfliege begünstigte. Wie es scheint, bedeutet die aktuelle Klimaerwärmung für Spanien tendenziell geringere Niederschläge - allerdings sind die Daten je nach Region extrem unterschiedlich.

Für die Zukunft ist in Spanien mit weiteren Ernteeinbrüchen zu rechnen. Außerdem wird die Marktsituation ungünstiger durch den Aufbau eigener Olivenölproduktionen in Ländern, die bislang in großem Umfang von Spanien beliefert wurden.
Südafrika

Über die Entwicklung des Olivenanbaus in Südafrika seit Begründung der Kapkolonie 1652 und allgemein zu den Bedingungen des Olivenanbaus in Südafrika informiert eine "Production Guideline" des Landwirtschaftsministeriums Südafrika von 2010.

2018 waren in Südafrika 747 Hektar mit Frantoio, 659 mit Mission, 276 Hektar mit Coratina und 231 Hektar mit FS17 (Favolosa) bepflanzt. Weitere Anbausorten sind Picual, Arbequina und Koroneiki. Immerhin kann so etwa ein Drittel des Olivenölverbrauchs vor Ort produziert werden, die restlichen zwei Drittel stammen überwiegend aus Spanien. Grundlegende Informationen dazu gibt es auf der äußerst gehaltvollen Heritage-Site von "SouthAfrica.co.za".

Sehr ergiebig ist auch der Internet-Auftritt des Verbandes der Olivenbauern Südafrikas, SAOLIVE. Vor allem die Rubrik "News & Events" gibt für Außenstehende wertvolle aktuelle Informationen. Am 26. Februar 2021 wurde hier die Olivenfarmerin Briony Coetsee vorgestellt, deren Vater 1997 mit dem Olivenanbau begonnen hatte und die nun mit ihrer ganzen Familie ein mehrfach preisgekröntes Olivenöl auf der Marbrin Farm produziert. Sie hat auch über den Olivenanbau hinaus Treffendes zu einem verantwortungsbewußten Leben im Einklang mit der Natur zu sagen.

In den 1990er Jahren wurde der Olivenanbau in Südafrika intensiviert. Auf Youtube findet sich auch ein Video von 2015 über den chinesischen Unternehmer Shi Ruitai, der ab 1995 in Südafrika eine Olivenfarm und eine Olivenölmühle aufgebaut hat und sich zum größten Olivenproduzenten Südafrikas entwickelte.

Ein weiteres größeres Olivenanbau-Projekt ist die Oakhurst Olive Farm "Lemoendrif" der Familie Du Toit bei Tulbagh mit Kalamata als Tafelolivensorte, Frantoio, Leccino und Coratina als hauptsächlichen Olivenölsorten. Die ersten Olivenbäume wurden hier 2004 gepflanzt. Als Anbaumethode wurde nach Recherchen in Italien und Spanien "High density planting" gewählt. Inwischen sind Oakhurst Olivenöle mehrfach ausgezeichnet. Die Farm verfügt auch über eine eigene Baumschule zur Produktion wurzelechter Pflanzlinge für den südafrikanischen Markt.

Andere mittel- und südafrikanische Länder, in denen - allerdings noch in geringerem Umfang - Olivenanbau betrieben wird, sind Uganda und Tansania. In Namibia steht der Olivenhain des Projektes "Steps-for-children".
Südafrika - Geschichte

Es gibt eine Oliven-Subspezies, die Afrika im Namen trägt, Olea europaea subsp. africana - meist allerdings als Olea europaea subsp. cuspidata tituliert. In älterer Literatur begegnet sie auch als eigene Spezies Olea africana, in angelsächsischer Literatur gelegentlich auch als "African olive". Sie ist großblättrig mit Haken an der Blattspitze, hat kleine Früchte, aus denen sich auch Öl gewinnen lässt, wächst buschförmig und kommt autochthon in Afrika, Südwestasien und Teilen Chinas (Yunnan und Sichuan) vor.

Eine Domestikation dieser Subspezies wurde bislang noch nicht nachgewiesen. Bislang wird in der Forschung nur Olea europaea subsp. europaea als Domestikationsgrundlage angenommen - was allerdings eher auf Konventionen als auf wissenschaftlichen Daten beruht. Im angelsächsischen Raum begegnet subsp. europaea auch gelegentlich als Domestikationsfolge von subsp. africana.

Der Olivenanbau in Nordafrika ist bis in die Zeit der Phönizier gut belegt. Aus anderen Teilen Afrikas gibt es (bislang) keine Daten zu einem Olivenanbau vor Beginn der Neuzeit oder gar zu einer autochthonen Olivendomestikation.  Nach Südafrika kamen die ersten dokumentierten Oliven durch den Arzt und Kaufmann Jan van Riebeeck, den Begründer Kapstadts und ersten Gouverneur der niederländischen Kapkolonie. In seinem Tagebuch notiert er am 6. August 1659: "The season is also approaching for planting an grafting the olive".

1903 kam der italienische Olivenzüchter Ferdinando Costa nach Südafrika und erkannte am Gedeihen der Wildoliven an den Hängen des Tafelberges das Potenzial der Region für einen kommerziell erfolgreichen Olivenanbau. Er brachte Oliven aus Italien ins Land und vermehrte diese auch über Propfung auf Wildoliven als Unterlage - was sich allerdings nicht bewährte, in Südafrika nicht wie auch nicht in Australien und in der Gegenwart nicht in Pakistan. In der Folge baute er auch eine Olivenmühle und verbreitete den Olivenanbau auch unter anderen Farmern der Region.

In den 1990er Jahren wurde nach dem politischen Umbruch in Südafrika der Olivenanbau forciert und modernisiert. 2018 konnte Südafrika ein Drittel seines Olivenverbrauchs aus heimischer Produktion decken.
Südtirol

In Südtirol formieren sich seit der Jahrtausendwende die Olivenenthusiasten zu einer Revitalisierung des dortigen Olivenanbaus, wie die Provinzverwaltung in einem Beitrag berichtet. 25 Landwirte haben sich Anfang 2012 zu Information und Austausch im landwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg bei Bolzano/Bozen versammelt. Referentin des Treffens war
Barbara Alfei von der "Agenzia Servizi Settore Agroalimentare delle Marche". Sie brachte die Erfahrungen mit Olivenanbau in Grenzlagen mit, denn die Marche/Marken haben mit ähnlichen klimatischen Schwierigkeiten für den Olivenanbau zu kämpfen wie Südtirol.

Schloss Trauttmansdorff bei Meran rühmt sich, den nördlichsten Olivenhain Italiens zu hegen. 2007 wurden hier 320 Kilogramm Oliven geerntet. Der 700jährige Olivenpatriarch, auf den man besonders stolz ist, stammt allerdings aus Sardinien und wurde mit großem Aufwand und 5,8 Tonnen Ladegewicht nach Südtirol verpflanzt.

2016 fand in Kurtatsch die erste Verkostung von sechs regional produzierten Olivenölen mit etwa 100 Teilnehmern statt. Ökonomisch sei die Olivenölproduktion im Vergleich zum Weinbau allerdings nicht relevant, es handele sich um ein Hobby oder um einen Zuverdienst, erklärte der Bauernverbandsobmann Otto Pomella. In Kurtatsch werden Oliven per Hand geerntet, das wurde mit dem Tourismusverband so abgestimmt. Im Südtiroler Unterland standen bereits im Mittelalter Olivenbäume - denen dann die Kleine Eiszeit zu frostig wurde.

Die Initiative "Kurtatscher Olivenöl" wurde bereits 2008 gegründet. Damals brachten die Gründungsmitglieder 170 Kilogramm Oliven zusammen. 2018 betrug die Erntemenge 5.320 Kilogramm, geliefert wurden von inzwischen 170 Teilnehmern Einzelmengen zwischen 300 Gramm und 200 Kilogramm. Gepresst wurde in der Ölmühle Agririva am Gardasee, mit der es ein langjähriges Abkommen gibt. 548 Liter Olivenöl waren die Ausbeute.

Olivenernte 2018: 5.320 Kilogramm.
Syrien

Im westlichen Bereich des "fruchtbaren Halbmondes" liegt möglicherweise der Ursprung der Olivenzucht, im Bereich der Halaf-Kultur im Nordosten Syriens, deren Blütezeit im 6. vorchristlichen Jahrtausend lag ("keramisches Neolithikum"). Sie steht vermutlich in Verbindung mit dem Tongefäß aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., das 2013 bei einer Notgrabung in der Nähe von En Zippori in Israel gefunden wurde und Spuren von Olivenöl enthielt.

Im Nordwesten Syriens liegt das Tell Mardikh, wo in der Bronzezeit die Könige von Ebla residierten. Einer der Könige von Ebla besaß, Schriftzeugnissen auf den "Steinen von Ebla" (Lehmtafeln, datiert auf 2500-2250 v. Chr.) zufolge, einen Olivenhain von 1.430 Hektar! Der Olivenanbau wurde dann von den Phöniziern im gesamten Mittelmeerraum verbreitet.

Olivenanbau dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Kultur von Ebla sich von Mesopotamien (wo es zu feucht für Oliven war) emanzipieren konnte. Interessantes hierzu trug der Agrarwissenschaftler Carl Nikolaus Fraas bereits 1847 zusammen, in der Zeit Victor Hehns, einer frühen Blütezeit der Verbindung von Agrar-, Klima- und Kulturgeschichte.

Das heutige Kerngebiet des syrischen Olivenanbaus liegt um Aleppo, 60 Kilometer nordöstlich des Tell Mardikh, im Nordwesten Syriens. Berühmt ist seit dem frühen Mittelalter auch die Olivenseife von Aleppo, von der arabischen Bevölkerung im 7. Jahrhundert entwickelt durch das Verkochen von Olivenöl und Lauge.

2016 lag Syrien an 6. Stelle in der Weltolivenölproduktion, mit etwa 0,1 Mio Tonnen, noch vor der Türkei. Als Ölabfüllland lag es an 4. Stelle. Die palästinensischen Autonomiegebiete standen mit 0,024 Mio Tonnen auf dem 11. Platz, es folgten Jordanien (0,023), Libanon (0,019) und Israel (0,015) - laut Angaben der FAO.

Der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg in Syrien hat die Olivenproduktion in der Summe nur wenig beeinträchtigt. Lediglich 2018 gab es einen spürbaren Einbruch von etwa 1 Million Tonnen auf 0,7 Millionen Tonnen Oliven, wobei auch andere Faktoren als der Krieg eine Rolle spielten, etwa die Olivenfliege. Das Landwirtschaftsministerium war bemüht, die Schäden durch Neupflanzungen zu kompensieren, wie das Nachrichtenmagazin der chinesischen Regierung, Xinhua, am 26.01.2019 berichtet.

Im türkisch besetzten Afrin in der Provinz Aleppo, einer vorwiegend von Kurden bewohnten Region im äußersten Nordwesten Syriens, kam es im Kontext des syrischen Bürgerkrieges zu Olivenhainzerstörungen und zu Olivendiebstahl in größerem Umfang durch die Besatzer. Dies publiziert die Olive Oil Times am 15. Januar 2019.

Olivenernte laut FAO 2016: 0,899 Mio Tonnen.
Syrien - Geschichte

Für viele gilt Syrien als Ursprungsort der ersten Olivenzüchtungen. Andere gehen von Anatolien (Ostanatolien/Westiran) aus, Syrien sei nur einer der ersten Nachfolger gewesen. Auch das südliche Kaukasusgebiet ist immer wieder im Gespräch als Urheimat der Zuchtolive. Und schließlich Kreta, das sich rühmt, heute die beiden ältesten Olivenbäume weltweit zu beheimaten, im Nordwesten der Insel. Die Datenlage ist jedoch höchst dürftig, bis auf weiteres darf die Frage als unentschieden gelten. Catherin Marie Breton u.a. konstatieren in ihrem Forschungsüberblick "Origin and History of the Olive" von 2012 angesichts der überwältigenden Fülle genetisch differenter Zuchformen der Olive: "About ten domestication centers may be at the origin of this diversity". Für die Ausbreitung der Olivenkultur im Mittelmeerraum während der Bronzezeit spielt die Region des heutigen Syrien jedoch zweifellos eine zentrale Rolle.

Aus dem heutigen Israel stammt das bislang älteste Dokument der Olivenkultur, ein Tongefäß aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., das Spuren von Olivenöl enthielt, gefunden bei einer straßenbaubedingten Notgrabung in der Nähe von En Zippori. Es kann sich dabei allerdings auch um Öl der Wildolive handeln. Unklar ist zudem, ob das Öl am Fundplatz produziert wurde oder ob es als Handelsware nach En Zippori kam. Als Handelsware dürfte es aus dem Raum Syrien/Jordanien gekommen sein. In der kupferzeitlichen Ausgrabungsstätte el-Khawarij im jordanischen Hochland wurden bei archäologischen Erkundungen größere Mengen karbonisierter Olivenkerne aus dem 5. vorchristlichen Jahrtausend gefunden (veröffentlicht 2010).

Am 60 Kilometer südwestlich von Aleppo gelegenen Tell Mardikh wurden dann im 3. vorchristlichen Jahrtausend gesichert in großem Stil Zuchtoliven angepflanzt. Den 1975 entdeckten Lehmtafeln von Tell Mardikh zufolge (die auf 2500-2250 v. Chr. datiert werden), besaß einer der Könige von Ebla einen Olivenhain von 1.430 Hektar. Der Olivenanbau in der Kultur von Ebla, die zwischen 2500 und 1600 - mit einer langen Unterbrechung - florierte, trug wesentlich dazu bei, Ebla die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit von Mesopotamien zu sichern. Bekannte syrische Olivensorten sind Dan, Doebli, Hemplasi, Insassy, Jlett/Jlott, Kaissy, Karamani, Khodairi/Khodeiri, Nibali/Nabaly, Qaisi, Safrawi, Sorani, Souri, Zayti/Zaity und Zor. Die syrische Olivenölindustrie hat sich lange Zeit vorrangig nach Quantität, nicht nach Qualität orientiert. Erst in den 2010er Jahren fand eine Umorientierung statt. Nachdem 2012-2015 der syrische Olivenölexport durch Umstellungsprozesse und Kriegshandlungen eingebrochen war, wurden 2016 über 20.000 Tonnen Öl exportiert, die höchste Menge seit 2006.

Im 7. Jahrhundert n. Chr. wurde in Syrien die Seifensiederei aus Olivenöl entwickelt, ein Industriezweig, der sich rasch entwickelte und schon im frühen Mittelalter überregional bedeutsam wurde. Noch heute genießen die Olivenseifen aus Aleppo einen legendären Ruf, wenngleich bürgerkriegsbedingt die Produktion stark zurückgegangen ist.
Tessin

Ein Beitrag von "Swissinfo" 2003 beschäftigt sich knapp mit der Geschichte des Olivenanbaus im Tessin. Olivenanbau habe es dort seit Jahrhunderten gegeben, für den Niedergang in der Mitte des 20. Jahrhunderts sei das Wirtschaftswunder mit einem preisgünstigen Angebot anderer Öle und Fette sowie neuen Arbeitsplätzen verantwortlich. Inzwischen werden gezielt alte Olivenanlagen wieder hergestellt. Eine spektakuläre Anlage bei Gandria gar im Konflikt mit dem Naturschutz, ist im Beitrag zu lesen.

2005 legt "Swissinfo" nach und berichtet vom Tessiner Olivenpionier Luciano Turcati, der 1991 die ersten Neuanlagen im Tessin begründet habe. Turcati ist der Meinung, die Kalamität von 1870, als im Tessin die Olivenbäume erfroren, sei verantwortlich dafür, dass es keine Olivenanbautradition im Tessin mehr gebe. Die Olivenmühle in Manno bei Lugano aus dem Jahr 1846 belegt, dass es zuvor zu einer Renaissance des Olivenanbaus im Tessin gekommen war. In dieser Mühle presst heute der Weinhändler Claudio Tamborini das Öl seiner 350 Bäume bei Coldrerio.

Ausführlich informiert die NZZ in einem Beitrag von 2006 über die Geschichte des Olivenanbaus im Tessin (entscheidender Einschnitt sei die Kalamität von 1708/09 gewesen) und den Olivenbaumpfad von  Gandria nach Castagnola-Cattaneo. Dieser 3,5 Kilometer lange "Sentiero dell'olivo" vermittelt auf 18 viersprachigen Informationstafeln Grundwissen zur Olive und zum Olivenanbau. Ein äußerst informativer Prospekt dazu ist auf der Website von "Luganoturismo" zu finden. Gandria kann mit einem etwa 100jährigen Olivenbaum am Schiffslandesteg auch dokumentieren, dass Oliven am Luganersee eine lange Tradition haben.

Über die Wiederbelebung des Tessiner Olivenanbaus seit 1991 informiert ein Beitrag zur Olivenernte in Gandria 2016. Inzwischen stehen, so wird berichtet, im Tessin wieder ca. 4.000 Olivenbäume, die etwa 600 Liter Olivenöl ergeben.
Toskana

Unser Bild von der Toskana ist bestimmt durch eine leicht gewellte Hügellandschaft mit kleinzelligen landwirtschaftlichen Strukturen, mit Bewaldung oder malerischen Siedlungen auf den Kuppen und eingestreuten Gehöften in der offenen Landschaft. Als Charakterbäume gelten die Säulenzypressen und Olivenbäume.

Einen substantiellen Abriss zur Geschichte des Olivenanbaus in der Toskana seit dem Mittelalter bietet die Zeitschrift "Teatro naturale" am 19.06.2004 mit einem Beitrag von Claudio Cantini und Alberto Grimelli. Besonders bemerkenswert die Ausführungen zur Förderung des Olivenanbaus durch die "Mezzadria" (Halbpachtsystem Hoch- und Spätmittelalter) und zur Nachkriegszeit mit einem Niedergang der toskanischen Olivenkultur, der durch soziale Entwicklungen, Landflucht und Billigölkonkurrenz bedingt war. Hier werden auch die wichtigsten Olivensorten der Toskana vorgestellt - unter anderem Olivastra Seggianese als besonders geeignet für frostige Klimazonen, mit allerdings schlechten agronomischen Eigenschaften.

In jüngster Zeit werden Versuche unternommen, den "heroischen" Olivenanbau in ganz Italien, besonders aber in der Toskana wiederzubeleben. Gemeint ist ein Olivenanbau in schwierigem Terrain, mit Terrassierungen, mit charakteristischen alten Bäumen, als Teil des Landschaftsbildes und der Biodiversität, ohne Einsatz großer Erntemaschinen. Davon berichtet die Olive Oil Times am 8. August 2018. Sie zitiert u.a. Giampiero Cresti, Direktor der "Olivicoltori Toscani Associati" (OTA), dem es um die sozialen und ökologischen Belange der traditionellen Olivenanbaugebiete der Toskana geht, um Arbeitsplätze, Landschaftsbild und Biodiversität.

Goethe gab der deutschen Italiensehnsucht im Lied "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn" seine modellhafte Gestaltung. Die Toskana spielte in den historischen Ausprägungen dieser Sehnsucht eine besondere Rolle, deutlich etwa in der "Toskana-Fraktion" der SPD, wie die neuen Bürgerlichen der traditionsreichen Arbeiterpartei in den 90er Jahren genannt wurden. Zwei Auswanderer aus Deutschland, Margit Watzinger und Hannes Schneider, haben sich in den Hügeln des Montalbano bei Pistoia den Traum vom eigenen Bauernhof erfüllt und produzieren seit 1980 ihr eigenes Bio-Olivenöl. Auf ihrer Website informieren sie auch detailliert über die Geschichte des Olivenanbaus in der Toskana, ihren Hof, ihre Arbeit im Olivenhain und die Ölproduktion.
Toskana - Geschichte

Der Name "Toskana" geht zurück auf die römische Bezeichnung für die Etrusker, "Tusci". Die heutige Toskana sowie Teile Umbriens und des Latium machten zwischen 1000 und 400 v. Chr. das Kernland der etruskischen Herrschaft aus.

Wir können davon ausgehen, dass es bereits in der mittleren Bronzezeit Olivenanbau in der Toskana gab, mit Einflüssen möglicherweise der mykenischen Kultur. Ob die Etrusker dann diesen Olivenanbau weitergeführt haben und/oder eigene Domestikationen entwickelten bzw. mitbrachten, darüber können wir bislang nur spekulieren. Dass die Griechen von Euboia dann einen Einfluss auf die etruskische Olivenkultur hatten, dürfen wir annehmen. Ob die Griechen den an Artefakten-Funden nachgewiesenen Handelskontakt mit der Levante vermittelten oder die Phönizier selbst auch präsent waren, wissen wir nicht. Allerdings interessierten die Etrusker sich beim Handel mit den Euboiern vor allem für Keramik und Gold, während sie die Griechen u.a. mit Eisen versorgten.

Oliven dürften in der Ernährung der Etrusker eine wichtige Rolle gespielt haben. Funde von Öllampen verweisen darauf, das Olivenöl auch als Leuchtmittel und im religiösen Kultus verwendet wurde. Der etruskische Olivenanbau und die damit verbundene Kultur wurde dann von den Römern übernommen, als sie Etrurien ab 400 v. Chr. sukzessive eroberten oder integrierten. Der angenommen älteste Olivenbaum der Toskana steht südlich von Grosseto, am Rand der Ortschaft Magliano in einem Olivenhain. Sein Name ist "Strega di Magliano", sein Alter wird geschätzt auf 3000-3500 Jahre. Eine genetische Untersuchung seiner Verwandtschaftsbeziehungen könnte Aufschluss über die Frühgeschichte des Olivenanbaus in der Toskana geben.

In der frühmittelalterlichen Kältezeit, verbunden mit dem Niedergang des römischen Reiches, ging der Olivenanbau massiv zurück, um im Hochmittelalter unter günstigeren klimatischen Bedingungen und vorangetrieben durch benediktinische Klöster wieder einen Aufschwung zu erleben. In der kleinen Eiszeit (Höhepunkt in Italien zwischen 1645 und 1715 - "Maundner-Minimum" der Sonnenfleckenaktivität) kam es vor allem in nördlichen oder hochgelegenen Anbaugebieten zu einem erneuten Rückgang durch Frostereignisse, mit einer deutlichen Zäsur durch den extremen Frost von 1709. Die Aufklärung brachte dann die Landwirtschaft der Region auch im Bereich des Olivenanbaus erheblich voran. Maßgeblich wurde dabei das Werk des Pistoieser Agronomen Cosimo Trinci, "L'agricoltore sperimentato", erstmals erschienen 1726. Er verzeichnet auch die fatalen Frostereignisse in der Toskana bis 1709 und gibt Hinweise darauf, wie der Olivenanbau darauf angemessen reagieren kann.

Der Jahrhundertfrost vom Februar 1956 hat die Toskana nur am Rand erreicht, während er für Südfrankreich das Ende des volkswirtschaftlich relevanten Olivenanbaus bedeutete. Doch der Frost von Januar/Februar 1985 hatte dann auch für die Olivenhaine der Toskana katastrophale Folgen. 18 Millionen der 20 Millionen Olivenbäume wurden zerstört oder zumindest nachhaltig geschädigt. Unter Federführung der 1966 bei Follonica gegründeten Azienda Sperimentale "Santa Paolina" wurde ein Neuaufbau der toskanischen Olivenhaine initiiert - der allerdings nur vorwegnahm, was die EU-Landwirtschaftspolitik ohnedies in weiten Teilen Italiens, Spaniens und Griechenlands auch ohne Frostfatalitäten bewirkte: Den Ersatz von streuobstwiesenähnlichen Olivenhainen mit alten Bäumen und ausladenden Kronenbildungen durch ertragsorientierte Anlagen mit niedrigwüchsigen Jungoliven.

Stand 2020 stehen in der Toskana  wieder etwa 14 Millionen Olivenbäume auf 93.000 Hektar Anbaufläche.
Türkei

Die Ursprünge des Olivenanbaus verlieren sich im geschichtlichen Dunkel. Eine bedeutende Rolle für seine Etablierung und seine Ausbreitung spielten jedoch eindeutig die Levante und die Phönizier. Daher ist anzunehmen, dass die Mittelmeerküste der Türkei mit zu den ersten Olivenanbauregionen am Mittelmeer gehörte. Mit 0,073 Millionen Tonnen Olivenöl 2014, produziert auf 800.000 Hektar, liegt die Türkei heute etwa gleichauf mit Portugal (0,066), hinter Spanien (1,73), Italien (0,29) und Griechenland (0,2). Diese Zahlen stammen von der FAO. Die Statistiken des International Olive Oil Councils weisen andere Zahlen aus, wobei es um die Abfüllung, nicht um die Produktion geht. Hier werden für Italien 0,48 Mio Tonnen ausgewiesen, für die Türkei 0,16 Mio Tonnen. Mit über 400.000 Tonnen Speiseoliven im Jahr gehört die Türkei auch zu den drei größten Produzenten dieses Sektors, zusammen mit Spanien und Ägypten.

Das Olivenmuseum "Atatepe" in Küçükkuyu zeigt die Bedeutung des Olivenbaums in der türkischen Kulturgeschichte und möchte einen Beitrag dazu leisten, den traditionellen Olivenanbau in der Türkei zu erhalten.  Ein Artikel in der "Olive Oil Times" von 2010 stellt das Museum und einen der Museumsgründer, Mustafa Çakilcioglu, vor.

In der Türkei sind vor allem die Sorten Gemlik, Endremit, Memecik und Halhali verbreitet. Endremit und Gemlik tragen ihre Herkunft im Namen, sie kommen aus den gleichnamigen Regionen. Sie sind als Öl- und Tafeloliven gebräuchlich und werden eher in Küstennähe angebaut. Die etwas kleineren Früchte von Memecik und Halhali werden vorwiegend zur Ölproduktion verwendet. Diese beiden Varietäten gedeihen auch in bergigen Lagen mit frostigen Wintern, werden aber in der wissenschaftlichen Literatur nicht als besonders froststabil geführt. Ausführliche Auskünfte zum Olivenanbau in der Türkei und den Sorten gibt eine Seite von "Marmarabirlik", der 1954 gegründeten türkischen Olivenbauernvereinigung. Auf der englischen Seite unter "Useful Information".

Berühmt ist das Olivenöl aus der Region Milas. Unter den Ölen dieser Region ragt regelmäßig das Öl von Senköy hervor, das noch von Kleinbauern mit traditionellen Anbaumethoden erzeugt wird. Die vor allem angebaute Sorte heißt Memecik. Über den Olivenanbau in Senköy, seine Geschichte und seine gegenwärtigen Nöte berichtet der Journalist Wolfgang Birkenstock in einer bemerkenswerten Reportage.
Tunesien

Einst Kornkammer des Römischen Reiches, vor der Zerstörung Karthagos Grundlage einer Handelsmacht, die lange der römischen Expansion Widerstand leistete: Tunesien, das Land am nördlichsten Haken Afrikas, viertgrößter Olivenölproduzent der Welt (nach Spanien, Italien und Griechenland) auf ca. 1,7 Mio Hektar und größter Produzent von Olivenöl mit Bio-Siegel - seiner alten, traditionell bewirtschafteten Olivenhaine wegen und dank einer gezielten Qualitätspolitik.

Die Phönizier, Gründer des Karthagischen Reiches, brachten den Olivenbaum im 9. Jahrhundert vor Christus in das Gebiet des heutigen Tunesien, er gedieh hier und das Römische Reich bezog später nicht nur sein Getreide, sondern auch einen Großteil seines Olivenöls aus Tunesien. Über die Bedeutung Tunesiens zur Versorgung des römischen Reiches mit Olivenöl informiert ein Reisebericht aus der NY Times von 1998 sehr anschaulich.

Eine kurze Beschreibung der tunesischen Hauptsorten Chemlali (von der es zahlreiche Untersorten gibt) mit einem Anteil von über 80% und Chétoui mit einem Anteil von über 10% bietet der "Tunesienexplorer". Auf dieser Seite findet sich auch eine informative Karte mit den tunesischen Olivenanbaugebieten und den dort jeweils hauptsächlich vertretenen Sorten.

Da tunesisches Olivenöl weit günstiger im Großhandel angeboten wird als italienisches, findet es sich häufig in "italienischen" Olivenölen - neben Anteilen aus Spanien und Griechenland. Seit einigen Jahren organisieren sich allerdings die tunesischen Olivenöl-Produzenten zunehmend für die direkte Vermarktung ihrer Öle. Dafür haben sich bereits 2010 auch die GTZ und die deutsche Außenhandelskammer in Tunis eingesetzt, insbesondere im Bereich der Bio-Olivenöle.

Anfang 2016 wurde vom EU-Parlament zur Unterstützung der tunesischen Demokratie eine Erhöhung der zollfreien Einfuhr tunesischen Olivenöls um 35.000 Tonnen für 2016 und 2017 gebilligt - zusätzlich zur bisherigen Freigrenze von 57.000 Tonnen. (Nicht nur) von italienischer Seite kam breiter Protest aus dem nationalen Lager und von Landwirtschaftsvertretern, dies würde die italienischen Olivenölproduzenten wirtschaftlich erheblich gefährden.
Umbrien

In der Römerzeit war Umbrien, insbesondere das Gebiet am Lago Trasimeno, ein bedeutendes Olivenanbauzentrum, darauf weisen die archäologischen Überreste zahlreicher Ölmühlen hin. Ein Beitrag im Online-Magazin "Studi Umbri" des Historikers Alberto Sorbini, "Ulivo e olio nella storia alimentare dell’Umbri", nennt die Etrusker als mögliche erste Olivenpflanzer der Region. Olivenkernfunde verweisen allerdings auf die mittlere Bronzezeit als frühestes Auftauchen einer Olivenkultur, die Etrusker kamen dagegen erst um 800 v. Chr. ins Gebiet des heutigen Umbriens.

In weiten Teilen Umbriens hat der Olivenanbau immer wieder mit winterlichen Frostereignissen zu kämpfen. Informativ ist hierzu ein Bericht von Giulio Mela mit zahlreichen Fotografien zum Ausnahmefrost Ende Februar 2018 (ein ähnliches Frostereignis habe es in Umbrien zuletzt 1991 gegeben). Teilweise wurden in Umbrien am 28.02.2018 zweistellige Minustemperaturen erreicht, der "campanello dall'alarme" (-10 Grad) für den Olivenanbau geläutet. Im Extremwinter 1984/85 mit weit tieferen Temperaturen sind in Umbrien etwa 30% der Olivenbäume erfroren.

Der Bericht findet sich auf einer Website aus dem Valtrompia/Lombardei. Er liefert auch differenzierte Ausführungen zur Beziehung Olivenanbau-Frost allgemein und kundige Angaben zu den in Umbrien angebauten froststabilen Sorten Leccino (in Italien und weltweit verbreitet) und Nostrale di Rigali (feuchtigkeitssensibel, anfällig für Occhio di Pavone).

Umbrien stellt Olivenbäume vor besondere klimatische Herausforderungen durch die Binnenlage ohne Meeresküste mit ausgeprägten Gebirgszügen. Angela Canale vom Consorzio Olio DOP Umbria sieht gerade darin die Begründung für die besonderen organoleptischen Qualitäten des umbrischen Olivenöls. Sie stellt die wenigen regional verbreiteten Olivensorten vor und unterstreicht dabei gleichfalls die besondere Frosthärte von Nostrale di Rigali. Interessant scheint unter dem Gesichtspunkt der Frosthärte auch eine Sorte, die unter den Namen Borsciona, Borgiona und Morcona (nicht zu verwechseln mit Morcone - Toskana) bekannt ist.
USA

In den USA werden Oliven zu 95% in Kalifornien angebaut (überwiegend Mission und neuere spanische Sorten), dazu kommen Flächen in Florida (Arbequina, Mission, Manzanilla), Arizona, New Mexico, Texas und Hawaii.

Die Olivenölproduktion der USA macht lediglich 1% der Weltproduktion aus. Über die sieben Olivenregionen in Kalifornien und die Olivenproduzenten dort informiert unter "Visit a Grove" die Internetseite des 1990 von Paul Vossen mit gegründeten California Olive Oil Council, mit genauen Adressen, Einrichtungen/Angeboten (Mühle, Verkostung, Plantage) und Webadresse, so vorhanden. Unter "Educational Videos" findet sich ein instruktives Video zum Olivenanbau und zur Olivenölproduktion in Kalifornien.

Die Geschichte des Olivenanbaus in Kalifornien (unter "Facts and Definitions")", potentiellen Anbaugebiete in den USA (unter "Making Olive Oil") sowie sonstige Themen rund um Olivenanbau und Olivenöl werden knapp, aber informativ auf der Seite von "Olive Oil Source" präsentiert. Kurz beschrieben sind unter "Making Olive Oil - Growing - Tree Selection" die in den USA gebräuchlichen Varietäten Arbequina, Ascolana, Frantoio, Leccino, Manzanilla, Maurino, Mission, Pendolino und Sevillana.

Im Internetarchiv gibt es eine beeindruckende kleine Bibliothek zum Olivenanbau in Kalifornien. Dort finden Sie vor allem die bemerkenswerte Abhandlung "Report on the condition of olive culture in California" von 1900. Wenn sie diese Seite geöffnet haben, finden sie unten auf der Seite "Similar Items". Insgesamt gibt es 10 Titel, von "The Olive Knot", 1898, bis "Olive Pollination in California", 1975.

Bemerkenswert ist die im nachfolgenden Beitrag detailliert vorgestellte Geschichte der Kalifornien prägenden Olivensorte Mission, die als einzige autochthone US-Olivensorte gilt und die auch in die "Arche des Guten Geschmacks" von Slow Food aufgenommen wurde. Eine Gruppe von Enthusiasten bemüht sich im "Mission Olive Preservation Project" um die Bewahrung des Genpools der Ursprungs-"Mission". Die Varietät kam von Mexiko und ursprünglich aus Spanien. Ihr Genbestand hat größte Übereinstimmung mit der Sorte "Picholine Marocaine".

Olivenernte laut FAO 2016: 0,159 Mio Tonnen.
USA - Geschichte

Die Geschichte des Olivenanbaus in den USA beginnt mit der Conquista. Es waren spanische Jesuiten der Missionsstationen in Mexiko, insbesondere Pater Eusebio Francisco Kino, die Oliven am Ende des 17. Jahrhunderts in die Region brachten. Der Franziskanerpater Junipero Serra gründete dann mit seinen Gefährten 1767-1782 insgesamt 21 Missionsstationen in ca. 50 Kilometer Entfernung zueinander entlang dem "Camino Real", von San Diego bis San Francisco und weiter nach Sonoma. Mit diesen Gründungen kamen die ersten Oliven ins Gebiet des heutigen Kalifornien, die Sorte "Mission" begann ihren Siegeszug.

Im 19. Jahrhundert war der Olivenanbau in Kalifornien dann etabliert und 1884 plante eine Gruppe von 67 deutschsprachigen Siedlern Olivenanbau in einer Siedlung, der sie gar den Namen "Olivenhain" gaben. Die Oliven für ihr Vorhaben hatten sie nicht mitgebracht, sie sollten diese vor Ort von dem Betrüger erhalten, der ihnen auch das unfruchtbare und sehr trockene Land verkauft hatte. Aus dem Olivenanbau wurde nichts, aber der Name der Siedlung existiert bis heute und dokumentiert die Anstrengungen zwischen dem Olivenanbau im Ausgang von mexikanischen Missionen und dem modernen Olivenanbau in Kalifornien.

Im nordamerikanischen Südosten wurde der Olivenanbau verschlafen. Am 12. Januar 1813 schrieb der Olivenenthusiast und Ex-Präsident Thomas Jefferson (von ihm stammt der Satz: "The olive tree is surely the richest gift of heaven") von seinem Landgut Monticello im Bundesstaat Virginia - wo Oliven zu seinem Bedauern nicht fruchteten - an seinen langjährigen Briefpartner in landwirtschaftlichen Dingen, den Geschäftsmann, Letterngießer und Farmer James Ronaldson in Philadelphia: "It is now 25 years since I sent them ("our Southern fellow citizens" - H.Sch.) two shipments (about 500 plants) of the olive tree of Aix, the finest olive in the world." Die "Non-chalance" der Südstaatler, deren Klima Jefferson für solche Versuche geeignet schien, habe jedoch dazu geführt, dass bestenfalls einige Oliven in Vorgärten gelandet seien, kein einziger Hain sei angelegt worden. Leider wissen wir nicht, um welche Sorte es sich handelte.

Auch heute setzt man selbst in Florida eher auf Zitrusfrüchte denn Oliven. In jüngerer Zeit gibt es allerdings breiter angelegte Versuche, den Olivenanbau dort zu etablieren. Motiviert unter anderem durch grassierende Erkrankungen in den Zitronenplantagen.
Veltlin

Zwei Beiträge in "La Provincia di Sondrio" vom Januar 2015 und vom November 2016 beschäftigen sich mit der "Ankunft der Oliven" im Valtellina/Veltlin, das zusammen mit dem Valchiavenna die nördlichste lombardische Provinz Sondrio bildet. Seit etwa 10 Jahren seien von Carlo Baruffi und anderen Pionieren etwa 10.000 Oliven (Stand Anfang 2015, eine Quelle von August 2017 nennt 16.000) gepflanzt worden. Carlo Baruffi, geboren 1944, hauptberuflich Autohändler, berichtet, er sei zunächst als verrückt angesehen worden, als er  mit dem Olivenanbau auf 2 Hektar angefangen habe - inzwischen bitte man ihn um Ratschläge.

Die Beiträge stellen die Entwicklung in den Kontext der Klimaerwärmung. Die sogenannte "linea della palma" habe sich nach Norden verschoben.  Darin läge eine neue Chance für Landwirtschaft und Landschaft. Der Präsident von Coldiretti Sondrio wird zitiert mit: "La capacità dell'agricoltura è sempre stata quella di trovare l'innovazine nella traditzione, cercando di ottenere il meglio dai mutamenti economici e climatici." Man möchte also das Optimum herausholen aus den ökonomischen und klimatischen Veränderungen.

Die "Welt" hat das Thema dann am 17.02.2015 aufgegriffen, unter dem Titel "Italien produziert Oliven jetzt in eisigen Höhen". Die Menge sei allerdings noch bescheiden, insgesamt wird die Olivenölproduktion für 2014 auf lediglich 772 Tonnen in den nördlichen italienischen Provinzen Lombardei, Piemont und Trentino-Südtirol geschätzt. Aber hervorzuheben sei, dass so neue Arbeitsplätze in krisenanfälligen ländlichen Regionen entstünden. Darüber hinaus könnten positive Effekte für die Landschaftspflege und den Lawinenschutz erreicht werden. Und langfristig könnten die frostigen Grenzanbaugebiete Ernteeinbrüche in traditionellen Anbaugebieten - bedingt durch die Klimaerwärmung und Trockenheiten - abfedern.

Die Stiftung Fojanini in Sondrio unterstützt den Olivenanbau im Veltlin als Beitrag zur ländlichen Entwicklung, da der Weinbau im Veltlin unter Absatzproblemen leidet. 2015 stehen im Veltlin auf 30 Hektar Fläche etwa 10.000 Olivenbäume, die annähernd 20.000 Liter Olivenöl liefern.
Zypern

Die Lage im östlichen Mittelmeer, nahe der Levante-Küste, prädestinierte Zypern für einen frühen Auftakt der Olivenkultur. Spätestens die Phönizier dürften Oliven auf die Insel gebracht haben. In der Folge überlagerten sich jedoch griechische und levantinische Herkünfte. Eine archäologische Ausgrabung in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre hat in der Anlage von Maroni-Vournes eine Olivenmühle aus der Bronzezeit freigelegt. Einen erheblichen Aufschwung erlebte der zypriotische Olivenanbau nach der britischen Annektion 1914 und als britische Kronkolonie ab 1925 mit der systematischen Anlage von Olivenplantagen. Seit 1960 trägt die Nationalflagge Zyperns auch einen Olivenzweig.

Angebaut werden neben autochthonen Sorten vor allem griechische und türkische Sorten. Geerntet werden etwa 10.000 Tonnen Oliven jährlich.

In Zusammenarbeit mit der Agricultural University of Athens haben Wissenschaftler der Cyprus University of Technology um Andreas Katsiotis 2017 den Genbestand von 52 Oliven-Patriarchen untersucht. Dabei stellten sie fest, dass zwei Drittel der Bäume veredelte Exemplare waren - was auf historisch sehr frühe gezielte Züchtungsbemühungen hinweist. Zwei genetische Hauptcluster konnten identifiziert werden, von denen jedoch nur einer in den vergleichend untersuchten Exemplaren zypriotischer Sorten präsent
ist. Genetische Übereinstimmung der Centennials besteht vor allem mit Varietäten des Libanon, aber auch mit syrischen Varietäten. Die Wurzelstöcke der Patriarchen verweisen jedoch auf griechische Herkünfte.

Der mit etwa 700 Jahren älteste Olivenbaum Zyperns steht zwischen den Dörfern Agia Marina und Ksiliatos. Welches Ereignis dazu führte, dass die älteren Oliven verschwanden, bleibt Spekulation. War es die Enteignung griechischer Landbesitzer durch die Herrschaft des fränkischen Adels, beginnend 1192 mit dem Verkauf der Insel an Guido von Lusignan, war es die Anlage von Zuckerrohr- und Baumwollplantagen durch den folgenden rigiden, sklavenhalterischen Feudalismus?

"Oleastro" ist eine zypriotische Marke für biologisches Olivenöl, mit der Hauptsorte Koroneiki (eine griechische Varietät). Die Firma betreibt neben der Ölproduktion und dem Direktverkauf auch ein Besucherzentrum mit Olivenmuseum, "The House of the Olive", in Anogyra/Südwestzypern. Besichtigt werden kann neben den historischen Olivenmühlen im Museum auch die aktuelle Olivenmühle.
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